hannöverschen Provinzen Kahlenberg und Göttin
gen gegen die Beteiligung Hannovers am Krieg
gegen Frankreich so leidenschaftlich protestierte, das;
er seiner Ämter entsetzt wurde; der Familie gelang
es, wenn auch erst nach seinem Tode, die hanno
versche Regierung auf dein Wege des Prozesses zu
einer Entschädigung zu zwingen. Sein Enkel, Graf
Haus, hat sich als Ornithologe einen Namen ge
macht; seine 60 000 Bälge umfassende Vogelsamm
lung befindet sich jetzt im Scuckenbergischeu Mu
seum zu Frankfurt am Main.
Lebenstüchtigkeit, Daseinsbejahung und geistige
Regsamkeit sind also charakteristische Eigenschasteu
des Geschlechts derer
von Berlepsch, und es
kann füglich nicht
Wunder nehmen, das;
sie sich auch in der
Persönlichkeit dessen
wiederfinden, der die
sen Namen über die
Grenzen ritterschaft-
licher und wissen
schaftlicher Geltung
hinaus durch dichte
risches Schassen in
den Raum schöpferi
scher Geistigkeit wirken
läßt: in der Persön
lichkeit des Grafen
Karl von Ber
lepsch, in dessen
Künstlerschaft das Ge
schlecht eine neue Be
tätigung seiner Frucht
barkeit und seines
inneren Reichtums er
fährt. Karl von Ber
lepsch wurde am 15.
Mai 1882 in Hann-
Münden geboren.
Durch seine Mutter,
eine Freiin von Bü-
low, die selbst eine
Sammlung eigener
Gedichte herausgege
ben hat, wurde er in
seinen früh zutage tretenden dichterischen Neigungen
entschieden gefördert, und so sing er schon mit achtzehn
Jahren an, seine Gedichte in Zeitungen und Zeit
schriften zu veröffentlichen. Ein augenfälliger Erfolg
>var die Auszeichnung einer Ballade „Der Weichen
steller" durch einen Preis gelegentlich eines von
der „Woche" ausgeschriebenen Wettbewerbs. Be
sondere Anteilnahme und Förderung fand der Dich
ter bei „Velhagen und Klasings Monatsheften",
in denen nach und nach, eine ganze Reihe seiner
lyrischen und erzählenden Gedichte erschienen ist.
Alles dies hinderte ihn aber nicht, nach dem Besuch
der Gymnasien von Hann.-Münden, Wernigerode
a. Harz, Weilburg a. Lahn und des Gildemeister-
Justituts in Hannover sehr ernsthaft dein Rechts
studium sich zu widinen, zu welchem Behuf er die
Universitäten München, Marburg a. Lahn und
Bonn besuchte. Seine praktische Betätigung als
Rechtsbeflissener, zunächst in Eitorf a. Sieg, dann
in Kassel, wurde durch den Kvieg unterbrochen,
den Karl von Berlepsch zuerst als Leutnant, dann
als Oberleutnant mitmachte, und zwar beim Re-
serve-Jnfanterie-Regiment Nr. 83 und später, dem
Dragoner-Regiment Nr. 5 in Hofgeismar ange-
hörig, bei einem höheren Stabe. Ta ihm nach dem
1915 erfolgten Ableben seines Vaters die Verwal
tung des umfangreichen Familienbesitzes zufiel,
war es ihm nicht
möglich, die juristi
sche Laufbahn weiter
zu verfolgen. So
nahm er nach Beendi
gung des Krieges auf
den: alten Stamm
schloß dauernden
Wohnsitz — und es
läßt sich, aus rein ob
jektiver Betrachtung
heraus, sagen, daß
dieser Schicksalszwang
als eine überaus gün
stige Fügung zu be
trachten ist. Tenn
es gibt nichts Besse
res für einen Dichter,
als dort zu Hausen,
wo er innerlich wur
zelt, wo seine Verbin
dung mit den Geheim
nissen des Lebens, die
fruchtbare Berührun
gen des menschlichen
Ich mit dem Du der
Welt, die allerinnigste
ist. Gewiß läßt sich
denken, daß jemand
an einer Stätte ge
boren wird, die ihm
nichts gibt, da seine
innere Heimat an
derswo gelegen ist, der
Ort, der Raum, die Landschaft, die den rechten Rah
men für sein Wesen bildet. Das kommt vor, zweifels
ohne. Zumeist aber und ganz natürlich liegt es doch,
lote im Falle Karls von Berlepsch, so, daß die Stätte
der Geburt, besser gesagt, des Jugendlebens, dem
Menschen „von früher Kindheit an der liebste Ort
aus Erden war und ist". Hier weht die Luft, die
dem longsanl zu sich selbst findenden Menschen die
unwägbaren Elemente zutrug, die sein Ichbewußt
sein formten, hier entstanden die Eindrücke und
Erfahrungen, die seinem Blick das Dasein ordneten,
hier ist er so zu Hause, wie zu sein es der Mensch
nicht herzhafter sich wünschen kann. So spricht
Karl von Berlepsch zu seinem Wald als dem Ge-
J
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Karl Graf von Berlepsch.