Full text: Hessenland (39.1927)

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nehmen können: die B ehausungen an der 
Geilen. 
1 Bergl. „Hessenland", 15)26 Nr. 7 und 8. —- 2 Vergl. 
I. L. kreutev, „Die verschiedenartige Erklärung des 
Ortsnamens Gelnhausen," in „Die .Heimat", Beilage 
zum Gelnhäuser Tageblatt, 15)26 Nr. 8 (Festnummer).— 
8 In Hanau ist es umgekehrt, in der Altstadt heißt 
die frühere Pfarrgasse heute Fahrgasse, obwohl sie 
für den Fährverkehr ganz ungeeignet ist und war. — 
4 Bergl. Maldfeld, „Über die Gründung von Städten 
im allgemerncn und die Gelnhausens im besonderen," 
im „Gelnhäuser Tageblatt", 1920 Nr. 114—150; ferner: 
Maldfeld, „Dr. Schräder und die Kinzigstädte," „Ha- 
nauisches Magazin" 4 (1925), Nr. 1. — "'I. L. Krcu- 
ter, „Versuch einer Erklärung der Schreibweise Bvlc- 
huaseri, des älteren Ortsnamens von Gelnhausen," in 
„Die Heimat" a. a. O. — 6 Förstemann sagt unter 
Gnl: „Für die Schweiz führt Gatschet ein gol, Berg 
schutt an: andere erschließen ein Wort gol im Sinne 
von Fläche, Höhe." Bergl. auch Buck, „Oberd. Flur 
namenb." unter Gol und Gail. Wie der Augenschein 
der Örtlichkeiten lehrt, sind wohl die meisten von diesen 
Karl Graf von Berlepsch. 
Ern D r ch t e r b r l d n i s a u s der d e u t s ch e n 
Am unteren Lauf der Werra, des östlichen Quell 
flusses der Weser, einem Gebiet, in dem drei 
deutsche Volksstämme, die Hessen, Thüringer und 
Niedersachsen, einander berühren, wächst oberhalb 
des anmutigen Dorfes Gertenbach aus dem schier 
labyrinthischen Gefüge waldreicher Hügel, umsäumt 
und umwogt vom Wipfelgrün der Eichen, Buchen, 
Linden, Eschen, Eiben, ein uralter Herrensitz her 
vor, der in seiner ganzen Anlage, wehrhaft wie 
sie ist, mit Türmen und Türmchen, Erkern, Zilv- 
nen und vielfältiger Bedachung, ganz der volks 
tümlichen Vorstellung mehr freilich von einem 
Märchenschloß als von einer Ritterburg entspricht: 
Schloß Berlepsch, eine adelige Siedlung, über die 
die mannigfachen Schicksale von mehr als einem 
halben Jahrtausend hingezogen sind, Schicksale, die, 
auch hier ihre Spur hinterlassend, gleichwohl nicht 
vermochten, den menschlichen Lebenswillen, der da 
Wurzel gefaßt hatte, auszutilgen. Feuer und Schwert 
haben zwar des öfteren übel gehaust auf Berlepsch: 
brachte schon die Lage des Schlosses an der hessischen 
Grenzmark die Verwicklungen seiner Besitzer in zahl 
reiche Streitigkeiten zwischen den Landesherren, zu 
mal denen von Hessen und Braunschweig, mit sich, 
so war es, air einen: besonders fruchtbaren Tal 
gelegen, den Gefahren des 30jährigen Krieges, des 
sen Kampfscharen zumeist vom Marodieren lebten, 
zu sehr ausgesetzt, als daß es sie nicht am eignen' 
Leibe hätte spüren müssen. So wurde es beispiels 
weise im Jahre 1623 von Tillyschen Truppen er 
stürmt, geplündert und größtenteils niedergebrannt 
und in dem folgenden Jahrzehnt, wie die zu ihm 
gehörigen Dörfer und Güter, immer aufs neue 
gebrandschatzt, so daß der Wohlstand der Besitzer 
am Ende völlig vernichtet schien. 
Namen zu unserer Gruppe zu zählen. „In romanischen 
Gegenden ist gill — collis Hügel" (Buck). — 7 Arnolds 
Ausführungen folgt auch Armbrust, „Entstehung und 
Ableitung hessischer Ortsnamen", „Hessenland", 1896 
S. 214. — 8 Nach Mitteilung des Herrn Lehrers Bier- 
wirth in Eschwege. — 9 In meiner im Druck befind 
lichen Schrift „Die deutschen Ortsnamen in bezug ans 
Grenzen und Verkehr. Neue Forschungen zur Namen 
kunde, Berkehrsgeschichte und politischen Geographie," 
die voraussichtlich Ende 1927 erscheinen soll, uürd ein 
gehender über diesen Gegenstand gesprochen. — 10 Auch 
die von Förstemann zu dem Personennamen-Stamm 
Gilo gestellten weiteren drei Ortsnamen sind zu Unrecht 
dort untergebracht, wie das, bei jeder Namenforschung 
übrigens ganz unerläßliche Kartenstudium beweist; sie 
gehören zu den Verkehrs-Ortsnamen und zwar, zu 
unserer Geilen-Gruppe, es könnte nur von fingierten 
Personennamen die Rede sein. Die drei Ortsnamen 
sind: Gilestorp, 9. Jahrh., Gielsdorf Kr. Bonn; 
Gilesdorf, 793, Gilsdorf bei Diekirch, Großherzogt. 
Luxemburg; Giwr8bu8en, 1158, Gellershausen 
Kr. Hildburghausen; bei allen Orten Anstieg von Ber 
kehrsstraßen. 
Von Will Scheller. 
Gegenwart. 
Aber die Berlepschs waren nicht von der Art, 
solchem Ungemach sich zu beugen; sie, die das Schloß 
an der Werra in der zweiten Hälfte des 14. Jahr 
hunderts gebaut hatten, waren eilt Menschenschlag, 
der fest im eignen Wesen stand und steht und nicht 
so sehr aus Besitzerfreude als aus tiefem Heimat 
gefühl und starkem Selbstbewußtsein heraus zu be 
wahren sucht, ivas ihm anheim gefallen ist. So 
ließen sie sich's auch nicht verdrießen, auf den 
Trümmern ihres Besitztums ein neues Leben zu 
beginnen, und festigten dadurch ihre angeborene 
Fähigkeit, den Widrigkeiten übler Schickung Trotz 
zu bieten und, aller negativen Erfahrung unge 
achtet, das Leben, lvie immer sich's bot, herzhaft 
zu bejahen und solche Bejahung auch durch die Tat 
zu bekräftigen. Ter Name Berlepsch hatte freilich 
schon iui frühen Mittelalter guten Klang. Arnold 
von Berlepsch genoß das Vertrauen des Landgrafen 
Heinrichs II. von .Hessen in solchem Maße, daß er 
zum Erbkämmerer ernannt wurde und damit ein 
Amt bekam, das es bis dahin am hessischen Hof 
noch nicht gegeben hatte und das der Familie bis auf 
den heutigen Tag gehört. (Der erbliche Grafentitel 
ist dem jeweiligen Majoratsherrn 1869 von: König 
von Preußen verliehen worden.) Derselbe Landgraf 
Heinrich war es auch, der die Erbauung des Schlos 
ses Berlepsch nachdrücklich förderte. Viele Ber 
lepschs haben in Kriegdiensten unter hessischen und 
anderen Fahnen sich ausgezeichnet. Hans von Ber 
lepsch war es, der 1521 Luther auf der Rückreise 
von Worms gefangen nahm und auf der Wartburg 
vor seinen Feinden behütete. Ein anderer, Fried 
rich Ludwig, Schriftsteller und Gelehrter, hat im 
18. Jahrhundert auch dadurch von sich reden ge 
macht, daß er als Hofrichter nnb Landschatzrat der
	        
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