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nehmen können: die B ehausungen an der
Geilen.
1 Bergl. „Hessenland", 15)26 Nr. 7 und 8. —- 2 Vergl.
I. L. kreutev, „Die verschiedenartige Erklärung des
Ortsnamens Gelnhausen," in „Die .Heimat", Beilage
zum Gelnhäuser Tageblatt, 15)26 Nr. 8 (Festnummer).—
8 In Hanau ist es umgekehrt, in der Altstadt heißt
die frühere Pfarrgasse heute Fahrgasse, obwohl sie
für den Fährverkehr ganz ungeeignet ist und war. —
4 Bergl. Maldfeld, „Über die Gründung von Städten
im allgemerncn und die Gelnhausens im besonderen,"
im „Gelnhäuser Tageblatt", 1920 Nr. 114—150; ferner:
Maldfeld, „Dr. Schräder und die Kinzigstädte," „Ha-
nauisches Magazin" 4 (1925), Nr. 1. — "'I. L. Krcu-
ter, „Versuch einer Erklärung der Schreibweise Bvlc-
huaseri, des älteren Ortsnamens von Gelnhausen," in
„Die Heimat" a. a. O. — 6 Förstemann sagt unter
Gnl: „Für die Schweiz führt Gatschet ein gol, Berg
schutt an: andere erschließen ein Wort gol im Sinne
von Fläche, Höhe." Bergl. auch Buck, „Oberd. Flur
namenb." unter Gol und Gail. Wie der Augenschein
der Örtlichkeiten lehrt, sind wohl die meisten von diesen
Karl Graf von Berlepsch.
Ern D r ch t e r b r l d n i s a u s der d e u t s ch e n
Am unteren Lauf der Werra, des östlichen Quell
flusses der Weser, einem Gebiet, in dem drei
deutsche Volksstämme, die Hessen, Thüringer und
Niedersachsen, einander berühren, wächst oberhalb
des anmutigen Dorfes Gertenbach aus dem schier
labyrinthischen Gefüge waldreicher Hügel, umsäumt
und umwogt vom Wipfelgrün der Eichen, Buchen,
Linden, Eschen, Eiben, ein uralter Herrensitz her
vor, der in seiner ganzen Anlage, wehrhaft wie
sie ist, mit Türmen und Türmchen, Erkern, Zilv-
nen und vielfältiger Bedachung, ganz der volks
tümlichen Vorstellung mehr freilich von einem
Märchenschloß als von einer Ritterburg entspricht:
Schloß Berlepsch, eine adelige Siedlung, über die
die mannigfachen Schicksale von mehr als einem
halben Jahrtausend hingezogen sind, Schicksale, die,
auch hier ihre Spur hinterlassend, gleichwohl nicht
vermochten, den menschlichen Lebenswillen, der da
Wurzel gefaßt hatte, auszutilgen. Feuer und Schwert
haben zwar des öfteren übel gehaust auf Berlepsch:
brachte schon die Lage des Schlosses an der hessischen
Grenzmark die Verwicklungen seiner Besitzer in zahl
reiche Streitigkeiten zwischen den Landesherren, zu
mal denen von Hessen und Braunschweig, mit sich,
so war es, air einen: besonders fruchtbaren Tal
gelegen, den Gefahren des 30jährigen Krieges, des
sen Kampfscharen zumeist vom Marodieren lebten,
zu sehr ausgesetzt, als daß es sie nicht am eignen'
Leibe hätte spüren müssen. So wurde es beispiels
weise im Jahre 1623 von Tillyschen Truppen er
stürmt, geplündert und größtenteils niedergebrannt
und in dem folgenden Jahrzehnt, wie die zu ihm
gehörigen Dörfer und Güter, immer aufs neue
gebrandschatzt, so daß der Wohlstand der Besitzer
am Ende völlig vernichtet schien.
Namen zu unserer Gruppe zu zählen. „In romanischen
Gegenden ist gill — collis Hügel" (Buck). — 7 Arnolds
Ausführungen folgt auch Armbrust, „Entstehung und
Ableitung hessischer Ortsnamen", „Hessenland", 1896
S. 214. — 8 Nach Mitteilung des Herrn Lehrers Bier-
wirth in Eschwege. — 9 In meiner im Druck befind
lichen Schrift „Die deutschen Ortsnamen in bezug ans
Grenzen und Verkehr. Neue Forschungen zur Namen
kunde, Berkehrsgeschichte und politischen Geographie,"
die voraussichtlich Ende 1927 erscheinen soll, uürd ein
gehender über diesen Gegenstand gesprochen. — 10 Auch
die von Förstemann zu dem Personennamen-Stamm
Gilo gestellten weiteren drei Ortsnamen sind zu Unrecht
dort untergebracht, wie das, bei jeder Namenforschung
übrigens ganz unerläßliche Kartenstudium beweist; sie
gehören zu den Verkehrs-Ortsnamen und zwar, zu
unserer Geilen-Gruppe, es könnte nur von fingierten
Personennamen die Rede sein. Die drei Ortsnamen
sind: Gilestorp, 9. Jahrh., Gielsdorf Kr. Bonn;
Gilesdorf, 793, Gilsdorf bei Diekirch, Großherzogt.
Luxemburg; Giwr8bu8en, 1158, Gellershausen
Kr. Hildburghausen; bei allen Orten Anstieg von Ber
kehrsstraßen.
Von Will Scheller.
Gegenwart.
Aber die Berlepschs waren nicht von der Art,
solchem Ungemach sich zu beugen; sie, die das Schloß
an der Werra in der zweiten Hälfte des 14. Jahr
hunderts gebaut hatten, waren eilt Menschenschlag,
der fest im eignen Wesen stand und steht und nicht
so sehr aus Besitzerfreude als aus tiefem Heimat
gefühl und starkem Selbstbewußtsein heraus zu be
wahren sucht, ivas ihm anheim gefallen ist. So
ließen sie sich's auch nicht verdrießen, auf den
Trümmern ihres Besitztums ein neues Leben zu
beginnen, und festigten dadurch ihre angeborene
Fähigkeit, den Widrigkeiten übler Schickung Trotz
zu bieten und, aller negativen Erfahrung unge
achtet, das Leben, lvie immer sich's bot, herzhaft
zu bejahen und solche Bejahung auch durch die Tat
zu bekräftigen. Ter Name Berlepsch hatte freilich
schon iui frühen Mittelalter guten Klang. Arnold
von Berlepsch genoß das Vertrauen des Landgrafen
Heinrichs II. von .Hessen in solchem Maße, daß er
zum Erbkämmerer ernannt wurde und damit ein
Amt bekam, das es bis dahin am hessischen Hof
noch nicht gegeben hatte und das der Familie bis auf
den heutigen Tag gehört. (Der erbliche Grafentitel
ist dem jeweiligen Majoratsherrn 1869 von: König
von Preußen verliehen worden.) Derselbe Landgraf
Heinrich war es auch, der die Erbauung des Schlos
ses Berlepsch nachdrücklich förderte. Viele Ber
lepschs haben in Kriegdiensten unter hessischen und
anderen Fahnen sich ausgezeichnet. Hans von Ber
lepsch war es, der 1521 Luther auf der Rückreise
von Worms gefangen nahm und auf der Wartburg
vor seinen Feinden behütete. Ein anderer, Fried
rich Ludwig, Schriftsteller und Gelehrter, hat im
18. Jahrhundert auch dadurch von sich reden ge
macht, daß er als Hofrichter nnb Landschatzrat der