sahd he: „Bleibsd sitzen, 's wird nidd
gesch..Mä zeichenden no Vorlagen;
wann einer 'ne Vorlage ferdich gezeichend
hadde, dann kam der Grahn mid en großen
Packen Vorlagen un zeichde se einen. Wemme
eine schunn emo gezeichend hadde, dann
mußdeme schbrechen: „Gehabd." Eimo war
ich au ferdich, un hä zeichde mä annere Vor
lagen; wenn se mä nidd gefielen, sahd ich:
„gehabd". Nu hadde ich schunn veelemo
„gehabd" geschbrochen, do zeichde hä mä so'n
großen Kreis mit ludder Bläddern, der ge
fiel me nu erschd rechd nidd un ich sahde au
Widder „gehabd". Do gawe mä awer einen
uffen Backen, daß ich nidd wußde, ob ich en
Wibbchen oder en Männchen war, un sahde:
„Du verdammder Lausejunge, das häddesde
schunn gehadd, du Ekel, das gew ich^ imwer-
haubd keinen von uch ze zeichnen, das äs
en idaljenscher Deckenblafong."
Das war nu d's ledzde Johr in der
Schule. Im Wender gingeme in de Komfer-
mandenschdunne un de Osdern wurdeme kom-
fermierd. Den Mondag no der Komfer-
madzjon machden de Mäderchen un de Jun
gen, die in der Briederkirje komfermierd
>varen, de iebliche Abschiedsseier. Mä gin
gen uff den Leimenkeller, das war do, eh
mer an den „Bunden Bock" kam. Den
anneren Dag kam ich in de Lehre, de
Schulzidd war nu verbie. Wann ich awer
Heide als ahler Mann an disse Zieden zerick
denke, un denke dran, wie me de Lehrer
geärjerd hodd, dann mechdeme de Männer
gerne noch emo vor sich sehen, enn de Hand
dricken un schbrechen wie als Junge: „Ich
well's nidd Widder duhn."
Erbach. Schloßportal (Archivbau.)
Photograph B. Meyer, Michelstadt.
Erbach im Odenwald. (Mit fünf Abbildungen.)
Die zwischen Rhein, Main uno Neckar malerisch im
Odenwald gelegene, durch ihre Kunsttöpfereien, Diamant-
schleifereien und Elfenbeinschnitzereien bekannte hessische
Kreisstadt Erbach hat neuerdings in Karl Morneweg*
einen trefflichen Schilderer gefunden, unter dessen sach
kundiger Führung >vir einen Einblick in die mannig
fachen Reize der allen Odenwaldtvanderern bekannten
Stadt gewinnen.
Die Umgegend gehörte einst zum römischen Zehntlanv
und war später fränkisches Königsland. Erbach lag da
mals in der Mark Michelstadt, die Ludwig der Fromme
815 dem Geschichtsschreiber und Biographen Karls des
Großen, Einhard, und seiner Gattin Jmma schenkte. Im
Dorf lag wohl auch der Edelhos des später nach ihm
benannten Geschlechtes, das die Sage von Einhard und
* K a r l M o r n e w c g , E r b a ch i m O d e n w a l d.
Ein Führer durch das Städtchen, seine Geschichte, die
Sammlungen im Schloß und seine Umgebung mit 25
Abbildungen und 2 Plänen. Hrsg. vom Verkehrsverein
Erbach. Erbach i. O. 1924. 104 Seiten. Preis 2 M.
lDem schmucken Bändchen sind mit freundlicher Erlaub
nis des Verkehrsvereins unsere Abbildungen entnommen.)
Jmma abstammen läßt. Seit der Mitte des 13. Jahr
hunderts waren die Erbacher Herren Schenken des Pfalz
grafen bei Rhein. 1303 ivnrde die Burg Erbach zum
ersten Male urkundlich genannt. Schenk Eberhard XIII.,
in dessen Diensten der berühmte Maler Matthias Grüne-
wald starb, tvurde 1532 von Kaiser Karl V. in den
' Reichsgrafenstand erhoben. Die Nachfolger trugen viel
zur Verschönerung der kleinen Residenz bei, die freilich
unter dem mit der Gräfin Juliane v. Waldeck vermählten
Grafen Ludwig dem Ritter im 30jährigen Krieg hart
mitgenommen wurde. Der zur Zeit der französischen
Revolution lebende Graf Franz schuf im Schloß eine
Altertumssammlung, wie sie Deutschland bis dahin noch
nicht gesehen hatte. Er war auch der Gründer der Er
bacher Elfenbeinschnitzerei. Im Jahr 1806 ging die
Grafschaft Erbach, zunächst nicht zum Vorteil ihres Ver
kehrs und Handels, an das Großherzogtum Hessen über.
Erst im letzten Drittel des vorigen Jahrhunderts wurde
das Städtchen durch die Eisenbahn mit der übrigen Welt
verbunden. 1892 rief der hessische Staat in Erbach eine
Fachschule für Elfenbeinschnitzerei ins Leben, und noch
heute bestehen dort über 50 Schnitzereien; auch sind vier
von Hanau hierher verpflanzte Diamantschleifereien hier
12
tätig, während die Gräflich Erbachischen Keramischen
Werkstätten mit der angegliederten Kunsttöpferei dieses
alteingesessene Odenwälder Handwerk in moderner Technik
weiter entwickeln. Das wuchtige Barockschloß bildet mit
seinem Rittersaal, der Einhardskapelle (darin der mittel
alterliche Steinsarg, in dem einst die Gebeine Einhards
Aus Heimat und Fremde.
Friedrich F e n n e l ß. Wiederum hat das hes
sische Kunstleben einen schweren Verlust erfahren. In
der Frühe des 15. Februar verschied zu Kassel, erst 53-
jährig, Friedrich Fennel, einer der bedeutendsten hes
sischen Maler. In unserem nächsten Heft werden wir
versuchen, das Schaffen dieses prächtigen Menschen und
Künstlers zu würdigen.
H o ch s eh u l n a eh r i cf) t e n. M a r b u r g: In Berlin
starb 79jährig Wolf Graf v. Baudissin, einer der
hervorragendsten Vertreter der alttestamentarischen Wissen
schaft und ein Neffe des berühmten Shakespeare-Über
setzers. 1880 wurde er Ordinarius in Gießen und im
gleichen Jahr Ehrendoktor der theologischen Fakultät.
1881—1900 hatte er den Lehrstuhl für alttestamentarische
Exegese in Marburg iune und wurde dann Nachfolger
Dillmanns in Berlin. 1893 wurde er Rektor der Mar-
burger, 1912 Rektor der Berliner Universität. — Im
Alter von 57 Jahren verschied der ord. Professor für neu-
testamentliche Wissenschaft D. Wilhelm Heitmüller
in Tübingen, der seit 1908 eine Zeitlang als Nachfolger
von Joh. Weiß in Marburg als Ordinarius wirkte. —
Oberschulrat Dr. Paul Zühlke in Kassel, beauftragt
mit der Abhaltung von Vorlesungen über mathematische
Didaktik in der philosophischen Fakultät, wurde zum
Honorarprofessor ernannt. — Dem Privatdozenten Lic.
Dr. Theodor Siegfried -vurde ein Lehrauftrag für
Religionsphilosophie und Geschichte der Theologie er
teilt. — Der Privatdozent Dr. SB et) rief) wurde unter
Ernennung zum a. o. Professor auf den Lehrstuhl der
Mathematik an der Deutschen Technischen .Hochschule in
Brünn berufen. — Die Ausstellung im Kunsthistorischen
Seminar bringt eine Sammlung von Kreidezeichnungen
von E. A. von Mandelsloh-Amorbach. — Der Vorstand
des Universitätsbundes Marburg bewilligte Prof. W e d e-
k i n d zur Durchführung von stratigraphisch-geologischen
Untersuchungen über die Insel Gotland, deren Ergebnisse
der schwedische Staat drucken läßt, 500 M, und Dr. S.
Kühler für Einstellung eines Hilfsarbeiters zu Vor
arbeiten für die zum Universitätsjubiläum zu vollendende
Universitätsgeschichte 300 Mark. — Gießen: Rek
tor und Senat fordern in einer Eingabe an Landtag und
Regierung Erweiterungsbau für die Bibliothek, Ver
größerung des Verwaltungsgebäudes, Errichtung eines
Sporthauses, Anbau eines kunstwissenschaftlichen Hör-,
saales, Neubau zur Aufnahme des mineralogisch-petro-
graphischen und des geologisch-paläontologischen Instituts,
Schaffung eines veterinärhygienischen Ordinariats, Er
richtung einer a. o. Professur für Geburtshilfe, einer
dritten Professur für Agrikulturchemie sowie einer a. o.
Professur für experimentelle Psychologie. — Darm-
stadt: Die Technische Hochschule hat im Wintersemester
2364 Studierende einschließlich der 41 Hörer; hinzu
kommen noch 254 Gasthörer, so daß die Gesamtzahl
2618 beträgt. — Der Senat der Technischen Hochschule
verlieh dem Geh. Reg.-Rat Professor Dr. Wieland,
Ordinarius der Chemie an der Universität München,
wegen seiner Leistungen auf dem Gebiet der organischen
Chemie die Würde eines Doktor-Ingenieurs ehrenhalber.
Personal ch r o n i k. Am 24. Januar beging
der Landesrat a. D. Geh. Regierungsrat Ludtvig v o n
und seiner Gattin ruhten), der Gewehrkammer (mit 300
Schußwaffen vom 16.—19. Jahrhundert), der Hirsck)-
galerie (mit ihrer erlesenen Gehörnsammlung), den rö
mischen Zimmern (Antikensammlung) und der Hubertus
kapelle noch heute den Hauptanziehungspunkt des alter
tümlichen Städtchens.
Dehn-Rothfelser seinen 80. Geburtstag. Als
Sohn des kurf. hessischen Staatsrats und Finanz-
ministers a. D. Karl von D.-R. 1846 geboren, wurde
er 1876 Amtsrichter zu Wetter und 1882 Landesrat in
der Verwaltung des Bezirksverbandes des Regierungs
bezirks Kassel. 1912 trat er in den Ruhestand. Seiner-
besonderen Verwaltung unterstanden die drei 'Heil- und
Pflegeanstalten in Marburg, Haina und Merxhausen,
die sieben Landkrankenhäuser, die Landarmen- und Kor
rektionsanstalt zu Breitenau und die Taubstummen
anstalt zum Homberg. Während des Weltkrieges ver
sah er über 2i/ 2 Jahre lang die Stelle seines zum Heere
einberufenen Dienstnachfolgers. — Der Berliner Bild
hauer Professor Jos. Limburg, ein geborener Ha-
nauer, wurde mit der Modellierung einer Büste des,
Papstes betraut. — An: 13. Februar feierte der frühere
Kastellan von Wilhelmsthal Friedrich E n g e l b r e ch t
in Hohenkirchen seinen 80. Geburtstag. Er war Borreiter
des kurfürstlichen Leibgespanns und brachte 1866 den ge
fangenen Kurfürsten mit seinem Gespann vom Wil
helmshöher Schloß nach Station Mönchehof. Er weilte
mit ihm in der Verbannung in Horowitz und kehrte mit
der Leiche seines Herrn 1875 nach Kassel zurück. Als stets
liebenswürdiger und sachkundiger Kastellan von Wil
helmsthal (1898—1921) wird er noch vielen in Erinne
rung sein. — Am 19. Februar begeht der zu Alsfeld
geborene berühmte Jurist und Hochschullehrer Rudolf
Stammler seinen 70. Geburtstag. Er lehrte an den
Universitäten Marburg, Gießen, Halle und Berlin.
Seine Hauptwerke sind: „Wirtschaft und Recht", „Theorie
der Rechtswissenschaft" und „Lehrbuch der Rechtsphilo
sophie".
Todesfall. In Darmstadt verschied an den Folgen
einer im Weltkrieg an der Spitze des Gardesüsilier-
regiments im August 1914 erhaltenen schweren Ver
wundung der Vorsitzende der „Hassia", Oberst a. D.
v. N e i d h a r d t. Er war ein Sohn des früheren
hessischen Gesandten in Berlin und Schwiegersohn des
Reichsbankpräsidenten Koch.
Co rnieelius -5z ausmann - Ausstellung
in 5) a n a u. Infolge notwendiger Änderungen in der
Aula der Hanauer Zeichenakademie konnte die im Sep
tember d. Js. geplante Gedächtnisfeier des 100jährigen
Geburtstages der beiden Maler Georg Cornieelius und
Friedrich Karl Hausmann erst am 17. Dezember statt
finden. Um das Zustandekommen haben sich der Ha
nauer Geschichtsvereiu, die Künstlergesellschaft „Sain-
stagia" und der Hanauer Kunstgewerbeverein ein beson
deres Verdienst erworben. Professor Leven, der Direktor
der Akademie, begrüßte mit einer herzlichen Ansprache
die zahlreich erschienenen Gäste. Dr. K. Siebert hielt
einen kurzen Vortrag über das Thema, wie Cornieelius
von seinen Zeitgenossen beurteilt wurde, und Dr. W.
Lotz gab einen gedrängten Überblick über die Bedeutung
von Hausmann als Maler und späteren Akademie-
direktor. Oberregierungsrat Hecker aus Kassel sprach als
Vertreter des Regierungspräsidenten. Der Stadtverord-
neten-Vorsteher Landgerichtspräsident a. D. Grimm er
öffnete die mit der Feier verbundene Ausstellung von
Werken der beiden Künstler und übergab die von den