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artigen Bildern zu trennen und ebenso schwer, zu ent
scheiden, ob er „Fridolins Zauberland", „Fridolins Harle
kindern" oder „Fridolins Siebenmeilenpserd" (je 5 M)
den Vorzug geben soll. — Georg We st er mann,
Braunschweig, bringt zunächst eine neue, farbig illu
strierte Gabe von Heinrich Scharrelmann, „Berni lernt
Menschen verstehen" (3 M), das keiner weiteren Emp
fehlung bedarf. Röpke hat in seinen „Fahrten und
Abenteuern der Felsenburger" Schnabels wunder
liche Fata aus dem 18. Jahrhundert, eine der besten
deutschen Robinsonaden, nacherzählt, und H. Freese hat
16 ganzseitige, darunter 4 farbige Bilder beigesteuert.
Zu den Neuerscheinungen des Verlags gehört auch
Julius Berstls „Pimplamplauz", Leben, Streiche und
klägliches Ende eines Teufels aus dem Kasten, mit 16,
darunter 4 mehrfarbigen Textbildern von E. Kutzer
(5 M). Dieser Kastenteufel, wie er noch heute auf
den Messen zu kaufen ist, ist ein ganz besonderer Teufel,
der sich aus seinem Kasten befreit und nun die Wellt
durch seine Streiche in Aufregung versetzt. — Aus dem
Verlag Joh. Herrmann, Zwickau, erschienen die
längst zum Lieblingsbesitz unserer Kinder gehörenden
„40 Fabeln von Wilh. Hey" mit 40 neuen Schatten
bildern von Margarete Behrens (3,80 M), auf Karton
»gedruckt. Das ist etwas ganz anderes als die einfachen
Speckterschen Holzschnitte, aber diese Scherenschnitte der
bekannten Künstlerin werden sich bald ebenso die Gunst
der Kinder erwerben. Dieselbe Künstlerin schuf 60 neue
bunte Scherenschnitte zu den Versen von Wilh. Hey
„Wenn doch jemand käme und mich mitnähme" (5,80 M),
ein Buch für die 4—8 jährigen. Zum Schluß mag aus
demselben Verlag auf die 4. Auflage von Margarethe
Lenks rm Salzburgischeu des 18. Jahrhunderts spie
lende Erzählung „Des Waldbauern Friede!" hingewiesen
werden. — Ein recht zeitgemäßes Buch bringt der Ver
lag der „Fliegenden Blätter", B r a u n L S ch n e i d e r,
München, „Der gute Schutzmann" von Polizeihaupt
mann A. Linsmayer, mit Bildern von Wolfg. Wagner
(2,50 M). Dieses lehrreiche Bilderbuch zur Verhütung
der Verkehrsgefahr möchte man gern jedem Kind in
die Hand geben. Demgegenüber muten Bd. 4 und 5 der
„Lustigsten Münchener Bilderbogen", wie sie uns ja
schon in den Tagen unserer Kindheit mit ihrem mora
lischen Zöpfchen lieb und vertraut waren, zuweilen
Vereinsnachrichten.
Hessischer Geschichtsverein. Der M a r-
b u r g e r Verein begann die Arbeit des Winterhalbjahrs
mit der Hauptversammlung am 27. Oktober. Nach Er
stattung des Jahresberichts durch den Vorsitzenden wurde
der bisherige Vorstand (Prof. Kürschner, Geheimrat
Heer, Staatsarchivrat Dr. Dersch, Kunstmaler Giebel)
wiedergewählt. Sodann sprach Pfarrer Lic. W. Mau
rer aus Michelbach über „Kirchliches Leben in
Hessen-Kassel zur Zeit der ausgehen
den Aufklärung", also etwa in der Zeit von
1780 bis 1820. Der Vortrag brachte eine Schilderung
der verschiedenen theologischen Richtungen in dieser Zeit,
die vor allem durch das Aufkommen des Deutschen
Idealismus gekennzeichnet ist. Nach einer Schilderung
der einzelnen Vertreter der verschiedenen Richtungen
wurde gezeigt, wie sich im Volk die alten Formen des
kirchlichen Lebens zum großen Teil erhielten und so der
neue Ansatz in der Entwickung des kirchlichen Lebens des
19. Jahrhunderts ermöglicht wurde. (Bericht: Oberhess.
Ztg. 4. 11.) — Am Vortragsabend des Marburger
Vereins am 25. November widmete der Vorsitzende,
etwas altmodisch an. Eine dritte Neuerscheinung des
Verlags sind dann die Geschichten für große und kleine
Kinder „Zwölf Zwerge und ihr König" von Adalbert
Zoellner, mit farbigen Bildern von Prof. P. L. Müller
(4M). — Unter dem Titel „Glückskinder" (3,50 M) gab
Victoria Roer eine Sammlung neuer deutscher Märchen
in - Panfes Verlag, Weimar, heraus; leider sind die
ganzseitigen Federzeichnungen Otto Kleins zu dilettan
tisch, um dem Beschauer Freude machen zu können. —
Weiter liegen drei Neuerscheinungen des Verlags Hegel
& Schade, Leipzig, vor. Für die ganz Kleinen
„Quibus und Quabus", alte Kinderreime mit neuen
Bildern von R. Bär (3,80), sodann „In die weite Welt
hinaus", lustige Bilder von Asta Drucker mit Versen
von Lina Schüler, und, für kleine Mädchen, „Mein
Püppchen", Bilder von Pauline Ebner mit Versen von
Max Schmerler (3,80). — Der Verlag Herder,
Freiburg i. Br., bringt des Italieners Bertelli unver
wüstliche Geschichte von „Max Butziwackel, dem Ameisen
kaiser", von Luise von Koch verdeutscht und mit apartem
Buchschmuck von Karl Elleder (4,50 M), schon im
17. Tauseno heraus. An dieser Mischung phantastischer
Märchenwelt mit der Naturgeschichte der Jnsektenwelt
haben auch Erwachsene noch hohen Genuß. Derselbe
Verlag bringt Helene Pages Erzählung aus dem Kinder
kreuzzug „Von Godefried und Mechthildis, die kreuz
fahren gingen" (3,20 M), in 2.—4. Ausl, heraus.
Dieses, übrigens nicht illustrierte Buch von den nieder
rheinischen Kindern, die auf ihrem Pilgerzug elend zu
Grunde gingen, vermittelt neben der spannenden Er
zählung erdkundliche und geschichtliche Kenntnisse. Daß
Laurenz Kiesgens „Märchenvogel" mit 20 Bildern von
Rolf Winkler (4,50 M) in kurzer Zeit seine 8. Aufl.
erlebte, ist bei des Verfassers glänzender Erzähler-
gabe nicht zu verwundern. Alles in allem sieht man,
daß unsere bekanntesten Jugendschriftenverleger immer
mehr bestrebt sind, das Bilderbuch über den bloßen
Unterhaltungszweck zum Gegenstand künstlerischer Be
trachtung zu machen. Bleibt nur noch zu wünfchen, daß
sich für all das Schöne und Neue auch die nötigen
Käufer einstellen; Bilder- und Märchenbücher gehören
nun einmal zu jener Kinderseligkeit, wie sie das Weih
nachtsfest schaffen will. H.
Prof. K ü r s ch net, zunächst dem in Dublin ver
storbenen Professor Dr. Walter Bremer einen Nachruf.
Dann sprach Staatsarchivrat Dr. G u t b i e r über
„ H e s s i s che M i l i t ä r m u s i k ". Er gab zunächst
einen Überblick über die Geschichte ihrer Organisation bis
zum Ausgang des 18. Jahrhunderts, ging dann auf
die persönlichen Verhältnisse der Militärmusiker, ihre
AusRldung und musikalische Betätigung, ihre Beziehun
gen zu den bürgerlichen Musikern und zur Kasseler Hof-
kapelle ein und zeichnete schließlich ein Bild vom Auf
schwung der Militärmusik über die Schranken der dienst
lichen Musik hinaus zur Kunstmusik. Die Kapelle des
Marburger Reichswehrbataillons ließ unter Leitung des
Musikmeisters Grosse durch treffliche Wiedergabe charak
teristischer Beispiele die geschilderte Entwicklung zum
Ausdruck kommen. (Bericht: Oberhess. Ztg. 1. 12.)
Am wissenschaftlichen Unterhaltungsabend des Kas
seler Vereins am 29. November gedachte der Vor
sitzende Bibliotheksdirektor Dr. Hopf mit ehrenden
Worten des verstorbenen Professors Dr. Walter Bremer
und berichtete sodann über verschiedene wissenschaftliche