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von seiner besten Jugendschrift „Karl Scharnhorst, Aben
teuer eines deutschen Knaben in Amerika" nicht gesagt
werden, wenn diose auch nun über ein halbes Jahr
hundert hinter uns liegen. Hier ist weder blutrünstige
Jndianerromantik noch verlogenes Heldentum, und so
wird das Buch auch in der neuen Bearbeitung von
A. Köhler (3. Ausl., A. Grafs, Braunschweig) mit
5 Vierfarbendrucken von Fritz Bergen noch dieselben
leidenschaftlichen Leser finden, wie ehedem. Dasselbe
gilt von O. Glaubrechts hier in Hessen spielender Er
zählung aus den Freiheitskriegen „Die Heimatlosen"
(5. Ausl., D. G u n d e r t, Stuttgart, 4 M), das in
den letzten 70 Jahren nicht an Eindruckskraft verloren
hat und gerade in unseren Tagen der heranwachsenden
Jugend in die Hand gegeben werden sollte. — Selbst
erlebte Reise- und Jagderlebnisse aus Deutsch-Ostafrika
erzählt R. Sendike in seinem Buch „Aus verlorenem
Sonnenland" (3,80 M), im Verlag der Fuldaer
Aktiendruckerei, Fulda, in dessen Mittelpunkt
die Tierwelt unserer ehemaligen ostafrikanischen Kolonien
steht. Aus den lebhaften Schilderungen, die durch
gute Abbildungen unterstützt werden, sei die Geschichte
eineck gezähmten Fischotter besonders hervorgehoben. —
Nachdrücklich soll auch in diesem Jahr wieder aus unse
rer Landsmännin Lotte Gubalke schon im 12. Jahr
gang erscheinendes „Scherls Jungmädchenbuch" im Ver
lag von Aug. Scherl, Berlin (6 M), hingewiesen
werden. Auch diesmal hat es die treffsichere Heraus
geberin verstanden, eine Schar bekannter Schriftstelle
rinnen um sich zu sammeln; Erzählungen und Mär
chen, Gedichte und Sprüche sowie belehrende Aufsätze
über Musik, Malerei, deutsche Landschaft, Körper
erziehung, Häkelarbeiten füllen den stattlichen Band,
dem ein sorgfältig gewählter Bilderschmuck beigegeben
ist. Die Herausgeberin selbst steuerte eine Erzählung
„Agnetens Rechenexempel" bei, und auch diese ihre „Ge
schichte aus einem Erdenwinkel" mutet uns wieder recht
heimatlich an. Im selben Verlag erschien der 13. Band
von „Scherls Jungdeutschland-Buch" (6 M),. das vr.
Karl Soll herausgab. Aus der großen Zahl der gut
illustrierten Beiträge mögen diejenigen von Pros. Klatt
über Berufswahl, von Käthe Soll über Viktor von
Scheffel, von A. G. Hartmaun über Wilhelm Leibl,
von Wilh. Bölsche über unser Klima, ferner Or. Kauf
manns Ratschläge über Sport und vr. Brauns Aufsatz
über Jugendwandern hervorgehoben werden. Daneben
enthält der Band eine Anzahl guter Erzählungen, Ge
dichte und Sprüche.
Recht für das Fest geschaffen ist der vornehm illu
strierte, von Karl vom Berg und Or. K. de Bra zu
sammengestellte Band „Weihnachtsglück" im Verlag für
Volkskunst; und Volksbildung, Richard K e u t e l,
Lahr i. B. Er ist ganz auf das Fest eingestellt und
enthält Gedichte, Erzählungen und Betrachtungen für die
deutsche Weihnacht. Eine weitere Neuerscheinung des
selben Verlags ist „das Buch der Sphinx", ein Rätsel
buch mit 800 Rätseln und Scherzfragen von der äl
testen Zeit bis zum modernen Kreuzworträtsel. Wahre
Wunder des Kunstdrucks sind die gleichfalls im Keutel-
verlag erschienenen Bilderbücher „Wie die Elflein durch
den Winter kamen", Bilder von Aug. Langbein, Verse
von Paula Langbein, und die wunderbaren Erlebnisse
des Schneckenkindes „Schlirilei" (Lw. 8,50 M), ein Tier
märchen von Rudolf Rinkefeil, mit Bildern von Fran
ziska Schenkel. Dieser stattliche Band wurde einheitlich in
der von Prof. Cissarz entworfenen Lateinschrift gesetzt.—
Eine ganze Anzahl neuer Künstlerbilderbücher bringt der
bekannte Jugendschriftenverlag Jos. Scholz in Mainz.
Zunächst für die ganz Kleinen und deshalb auf Pappe
„Allerhand schöne Sachen", gemalt von Adolf Uzarski
(3,75 M), dann „Bei allerlei Tieren", treffliche Bilder
von K. Fahringer. und gute Verse von Hans Probst
(2,50 M). Probst schrieb auch die Verse zu den er
götzlichen Bildern von Danilowatz „Ein Tag im Hasen
haus" (2 M). Für angehende kleine Rechenkünstler
reimte A. Holst die Verse „Wie viel sind's" (1,25 M),
wozu der bekannte Zeichner Arpad Schmidhammer die
Bilder schuf. Den Vogel schießen aber wohl ab die
brillanten Bilder des Tiermalers Eugen Oßwald zu
„Reineke Fuchs" (2 M) mit Text von Fraumgruber.
Ein von Danilowatz gemaltes kleines Leporellobänd
chen „Auf der schwäb'sche Eisenbahne" (0,80 M) wrrd
auch Erwachsenen noch Freude machen. — I. F.
Schreiber, Eßlingen, bringt wieder reiche Auswahl.
Der Band „Unsere Freunde: die Tiere", Bilder von
Fritz Baumgarten, Verse von Hulda Mical (2,20 M)
macht die Kleinsten mit unseren Haustieren bekannt.
Karl Meitner erzählt das Bilderbuchmürchen „Wie's
Tannenbäumchen ins Weihnachtsstübchen kam" (1,60 M),
wozu wieder Fritz Baumgarten farbenprüchüge Bilder
malte. Baumgarten schuf auch die drolligen Bilder zu
den Versen von Sixtus „Nach Regen folgt Sonnen
schein" (2,80 M). Der launige Jos. Mauder bringt
diesmal zwei neue Bilderbücher, „Was ihr haben wollt"
(2,80 M), zu dem er selbst die Verse schrieb, und das
von Holdermund ersonnene „Märchen vom Schneider
Schnirbelzwirn" (3,20 M), dessen Wanderschaft, Leiden
und Hochzeit in urkomischen Vollbildern alle Herzen
warm machen wird. Zur Anregung der kindlichen
Gestaltungskraft gab der Verlag wieder eine Reihe von
Beschästigungsbüchern heraus (1,60—2,40 M), „Wie
schaffe ich mir aus Holzklötzen ein Spielzeugdors",
„Nistkästen", „Futterkästen, Vogelkäfig", „Schicht
modelle der Heimat", „Blütenmodelle für den werk
tätigen Naturkunde-Unterricht", „der Rundfunk-Detektor-
Empfänger" und „das kleine Theater". — Viel Neues
brachte auch Alfred Hahns Verlag (Dietrich & Sell),
Leipzig. Auf starker Pappe gedruckt, also für die ganz
Kleinen bestimmt, sind die Bilder von Gertrud Caspar:
„Nimm mich mit" (2,40 M), Verse von Adolf Holst,
„Butzemann", ein lustiges Kleinkinderbuch von Fritz Koch-
Gotha zu Reimen von K. Ferdinands, „Gute Freunde",
für das, wie für die „Bilder zur Freude für kleine
Leute", weder Maler noch Poet, verantwortlich zeich
nen, ferner „Unserem herzlieben Kind", Bilder von
Gertrud Caspari, Verse von Albert Sergel (2,40 M).
All das ist künstlerisch gut, wie auch Albert Sixtus
lustiges Puppenbuch „Im wunderbaren Puppenlande",
mit Bildern^ von E. Kutzer (2,60 M). Am besten aber
wird wohl Sergels „O du Heimatflur" mit entzückenden
Bildern von Else Wenz-Vietor (4 M) gefallen. — Auch
der Verlag Ernst Wunderlich, Leipzig, tischte wieder
allerlei auf. Für trauliche Dämmerstunden im deutschen
Hause schrieb R. Theuermeister seine Geschichten von
allerhand wunderbaren Leutchen „Im Märchenland"
(2. Aufl., 3,60 M) mit Zeichnungen von K. Völker.
In seinen Plaudereien von Kinderfreude und Jugend
glück „Am Herzen der Natur" (2. Aufl., 4,60 M), mit
Buchschmuck von L. Burger, lehrt Paul Maede die
Jugend die Schönheiten der Natur mit sinnigen Augen
anschauen. Volkstümliche Kinderreime und Kinderlieber
stellte Or. K< Just zusammen: „Was die Mutter dem
Kinde singt und sagt" (1,20 M), zugleich gedacht als
Erziehungsbuch für Kinderstube und Kindergarten. —
Sollte ein Erwachsener als Weihnachtsgeschenk für Kin
der die Bilderbücher Walter Triers, Verse von My, aus
dem Fridolin-Verlag, Berlin, erstehen, so wird
es ihm schwer werden, sich von diesen in ihrer Art einzig-
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artigen Bildern zu trennen und ebenso schwer, zu ent
scheiden, ob er „Fridolins Zauberland", „Fridolins Harle
kindern" oder „Fridolins Siebenmeilenpserd" (je 5 M)
den Vorzug geben soll. — Georg We st er mann,
Braunschweig, bringt zunächst eine neue, farbig illu
strierte Gabe von Heinrich Scharrelmann, „Berni lernt
Menschen verstehen" (3 M), das keiner weiteren Emp
fehlung bedarf. Röpke hat in seinen „Fahrten und
Abenteuern der Felsenburger" Schnabels wunder
liche Fata aus dem 18. Jahrhundert, eine der besten
deutschen Robinsonaden, nacherzählt, und H. Freese hat
16 ganzseitige, darunter 4 farbige Bilder beigesteuert.
Zu den Neuerscheinungen des Verlags gehört auch
Julius Berstls „Pimplamplauz", Leben, Streiche und
klägliches Ende eines Teufels aus dem Kasten, mit 16,
darunter 4 mehrfarbigen Textbildern von E. Kutzer
(5 M). Dieser Kastenteufel, wie er noch heute auf
den Messen zu kaufen ist, ist ein ganz besonderer Teufel,
der sich aus seinem Kasten befreit und nun die Wellt
durch seine Streiche in Aufregung versetzt. — Aus dem
Verlag Joh. Herrmann, Zwickau, erschienen die
längst zum Lieblingsbesitz unserer Kinder gehörenden
„40 Fabeln von Wilh. Hey" mit 40 neuen Schatten
bildern von Margarete Behrens (3,80 M), auf Karton
»gedruckt. Das ist etwas ganz anderes als die einfachen
Speckterschen Holzschnitte, aber diese Scherenschnitte der
bekannten Künstlerin werden sich bald ebenso die Gunst
der Kinder erwerben. Dieselbe Künstlerin schuf 60 neue
bunte Scherenschnitte zu den Versen von Wilh. Hey
„Wenn doch jemand käme und mich mitnähme" (5,80 M),
ein Buch für die 4—8 jährigen. Zum Schluß mag aus
demselben Verlag auf die 4. Auflage von Margarethe
Lenks rm Salzburgischeu des 18. Jahrhunderts spie
lende Erzählung „Des Waldbauern Friede!" hingewiesen
werden. — Ein recht zeitgemäßes Buch bringt der Ver
lag der „Fliegenden Blätter", B r a u n L S ch n e i d e r,
München, „Der gute Schutzmann" von Polizeihaupt
mann A. Linsmayer, mit Bildern von Wolfg. Wagner
(2,50 M). Dieses lehrreiche Bilderbuch zur Verhütung
der Verkehrsgefahr möchte man gern jedem Kind in
die Hand geben. Demgegenüber muten Bd. 4 und 5 der
„Lustigsten Münchener Bilderbogen", wie sie uns ja
schon in den Tagen unserer Kindheit mit ihrem mora
lischen Zöpfchen lieb und vertraut waren, zuweilen
Vereinsnachrichten.
Hessischer Geschichtsverein. Der M a r-
b u r g e r Verein begann die Arbeit des Winterhalbjahrs
mit der Hauptversammlung am 27. Oktober. Nach Er
stattung des Jahresberichts durch den Vorsitzenden wurde
der bisherige Vorstand (Prof. Kürschner, Geheimrat
Heer, Staatsarchivrat Dr. Dersch, Kunstmaler Giebel)
wiedergewählt. Sodann sprach Pfarrer Lic. W. Mau
rer aus Michelbach über „Kirchliches Leben in
Hessen-Kassel zur Zeit der ausgehen
den Aufklärung", also etwa in der Zeit von
1780 bis 1820. Der Vortrag brachte eine Schilderung
der verschiedenen theologischen Richtungen in dieser Zeit,
die vor allem durch das Aufkommen des Deutschen
Idealismus gekennzeichnet ist. Nach einer Schilderung
der einzelnen Vertreter der verschiedenen Richtungen
wurde gezeigt, wie sich im Volk die alten Formen des
kirchlichen Lebens zum großen Teil erhielten und so der
neue Ansatz in der Entwickung des kirchlichen Lebens des
19. Jahrhunderts ermöglicht wurde. (Bericht: Oberhess.
Ztg. 4. 11.) — Am Vortragsabend des Marburger
Vereins am 25. November widmete der Vorsitzende,
etwas altmodisch an. Eine dritte Neuerscheinung des
Verlags sind dann die Geschichten für große und kleine
Kinder „Zwölf Zwerge und ihr König" von Adalbert
Zoellner, mit farbigen Bildern von Prof. P. L. Müller
(4M). — Unter dem Titel „Glückskinder" (3,50 M) gab
Victoria Roer eine Sammlung neuer deutscher Märchen
in - Panfes Verlag, Weimar, heraus; leider sind die
ganzseitigen Federzeichnungen Otto Kleins zu dilettan
tisch, um dem Beschauer Freude machen zu können. —
Weiter liegen drei Neuerscheinungen des Verlags Hegel
& Schade, Leipzig, vor. Für die ganz Kleinen
„Quibus und Quabus", alte Kinderreime mit neuen
Bildern von R. Bär (3,80), sodann „In die weite Welt
hinaus", lustige Bilder von Asta Drucker mit Versen
von Lina Schüler, und, für kleine Mädchen, „Mein
Püppchen", Bilder von Pauline Ebner mit Versen von
Max Schmerler (3,80). — Der Verlag Herder,
Freiburg i. Br., bringt des Italieners Bertelli unver
wüstliche Geschichte von „Max Butziwackel, dem Ameisen
kaiser", von Luise von Koch verdeutscht und mit apartem
Buchschmuck von Karl Elleder (4,50 M), schon im
17. Tauseno heraus. An dieser Mischung phantastischer
Märchenwelt mit der Naturgeschichte der Jnsektenwelt
haben auch Erwachsene noch hohen Genuß. Derselbe
Verlag bringt Helene Pages Erzählung aus dem Kinder
kreuzzug „Von Godefried und Mechthildis, die kreuz
fahren gingen" (3,20 M), in 2.—4. Ausl, heraus.
Dieses, übrigens nicht illustrierte Buch von den nieder
rheinischen Kindern, die auf ihrem Pilgerzug elend zu
Grunde gingen, vermittelt neben der spannenden Er
zählung erdkundliche und geschichtliche Kenntnisse. Daß
Laurenz Kiesgens „Märchenvogel" mit 20 Bildern von
Rolf Winkler (4,50 M) in kurzer Zeit seine 8. Aufl.
erlebte, ist bei des Verfassers glänzender Erzähler-
gabe nicht zu verwundern. Alles in allem sieht man,
daß unsere bekanntesten Jugendschriftenverleger immer
mehr bestrebt sind, das Bilderbuch über den bloßen
Unterhaltungszweck zum Gegenstand künstlerischer Be
trachtung zu machen. Bleibt nur noch zu wünfchen, daß
sich für all das Schöne und Neue auch die nötigen
Käufer einstellen; Bilder- und Märchenbücher gehören
nun einmal zu jener Kinderseligkeit, wie sie das Weih
nachtsfest schaffen will. H.
Prof. K ü r s ch net, zunächst dem in Dublin ver
storbenen Professor Dr. Walter Bremer einen Nachruf.
Dann sprach Staatsarchivrat Dr. G u t b i e r über
„ H e s s i s che M i l i t ä r m u s i k ". Er gab zunächst
einen Überblick über die Geschichte ihrer Organisation bis
zum Ausgang des 18. Jahrhunderts, ging dann auf
die persönlichen Verhältnisse der Militärmusiker, ihre
AusRldung und musikalische Betätigung, ihre Beziehun
gen zu den bürgerlichen Musikern und zur Kasseler Hof-
kapelle ein und zeichnete schließlich ein Bild vom Auf
schwung der Militärmusik über die Schranken der dienst
lichen Musik hinaus zur Kunstmusik. Die Kapelle des
Marburger Reichswehrbataillons ließ unter Leitung des
Musikmeisters Grosse durch treffliche Wiedergabe charak
teristischer Beispiele die geschilderte Entwicklung zum
Ausdruck kommen. (Bericht: Oberhess. Ztg. 1. 12.)
Am wissenschaftlichen Unterhaltungsabend des Kas
seler Vereins am 29. November gedachte der Vor
sitzende Bibliotheksdirektor Dr. Hopf mit ehrenden
Worten des verstorbenen Professors Dr. Walter Bremer
und berichtete sodann über verschiedene wissenschaftliche