Full text: Hessenland (38.1926)

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von seiner besten Jugendschrift „Karl Scharnhorst, Aben 
teuer eines deutschen Knaben in Amerika" nicht gesagt 
werden, wenn diose auch nun über ein halbes Jahr 
hundert hinter uns liegen. Hier ist weder blutrünstige 
Jndianerromantik noch verlogenes Heldentum, und so 
wird das Buch auch in der neuen Bearbeitung von 
A. Köhler (3. Ausl., A. Grafs, Braunschweig) mit 
5 Vierfarbendrucken von Fritz Bergen noch dieselben 
leidenschaftlichen Leser finden, wie ehedem. Dasselbe 
gilt von O. Glaubrechts hier in Hessen spielender Er 
zählung aus den Freiheitskriegen „Die Heimatlosen" 
(5. Ausl., D. G u n d e r t, Stuttgart, 4 M), das in 
den letzten 70 Jahren nicht an Eindruckskraft verloren 
hat und gerade in unseren Tagen der heranwachsenden 
Jugend in die Hand gegeben werden sollte. — Selbst 
erlebte Reise- und Jagderlebnisse aus Deutsch-Ostafrika 
erzählt R. Sendike in seinem Buch „Aus verlorenem 
Sonnenland" (3,80 M), im Verlag der Fuldaer 
Aktiendruckerei, Fulda, in dessen Mittelpunkt 
die Tierwelt unserer ehemaligen ostafrikanischen Kolonien 
steht. Aus den lebhaften Schilderungen, die durch 
gute Abbildungen unterstützt werden, sei die Geschichte 
eineck gezähmten Fischotter besonders hervorgehoben. — 
Nachdrücklich soll auch in diesem Jahr wieder aus unse 
rer Landsmännin Lotte Gubalke schon im 12. Jahr 
gang erscheinendes „Scherls Jungmädchenbuch" im Ver 
lag von Aug. Scherl, Berlin (6 M), hingewiesen 
werden. Auch diesmal hat es die treffsichere Heraus 
geberin verstanden, eine Schar bekannter Schriftstelle 
rinnen um sich zu sammeln; Erzählungen und Mär 
chen, Gedichte und Sprüche sowie belehrende Aufsätze 
über Musik, Malerei, deutsche Landschaft, Körper 
erziehung, Häkelarbeiten füllen den stattlichen Band, 
dem ein sorgfältig gewählter Bilderschmuck beigegeben 
ist. Die Herausgeberin selbst steuerte eine Erzählung 
„Agnetens Rechenexempel" bei, und auch diese ihre „Ge 
schichte aus einem Erdenwinkel" mutet uns wieder recht 
heimatlich an. Im selben Verlag erschien der 13. Band 
von „Scherls Jungdeutschland-Buch" (6 M),. das vr. 
Karl Soll herausgab. Aus der großen Zahl der gut 
illustrierten Beiträge mögen diejenigen von Pros. Klatt 
über Berufswahl, von Käthe Soll über Viktor von 
Scheffel, von A. G. Hartmaun über Wilhelm Leibl, 
von Wilh. Bölsche über unser Klima, ferner Or. Kauf 
manns Ratschläge über Sport und vr. Brauns Aufsatz 
über Jugendwandern hervorgehoben werden. Daneben 
enthält der Band eine Anzahl guter Erzählungen, Ge 
dichte und Sprüche. 
Recht für das Fest geschaffen ist der vornehm illu 
strierte, von Karl vom Berg und Or. K. de Bra zu 
sammengestellte Band „Weihnachtsglück" im Verlag für 
Volkskunst; und Volksbildung, Richard K e u t e l, 
Lahr i. B. Er ist ganz auf das Fest eingestellt und 
enthält Gedichte, Erzählungen und Betrachtungen für die 
deutsche Weihnacht. Eine weitere Neuerscheinung des 
selben Verlags ist „das Buch der Sphinx", ein Rätsel 
buch mit 800 Rätseln und Scherzfragen von der äl 
testen Zeit bis zum modernen Kreuzworträtsel. Wahre 
Wunder des Kunstdrucks sind die gleichfalls im Keutel- 
verlag erschienenen Bilderbücher „Wie die Elflein durch 
den Winter kamen", Bilder von Aug. Langbein, Verse 
von Paula Langbein, und die wunderbaren Erlebnisse 
des Schneckenkindes „Schlirilei" (Lw. 8,50 M), ein Tier 
märchen von Rudolf Rinkefeil, mit Bildern von Fran 
ziska Schenkel. Dieser stattliche Band wurde einheitlich in 
der von Prof. Cissarz entworfenen Lateinschrift gesetzt.— 
Eine ganze Anzahl neuer Künstlerbilderbücher bringt der 
bekannte Jugendschriftenverlag Jos. Scholz in Mainz. 
Zunächst für die ganz Kleinen und deshalb auf Pappe 
„Allerhand schöne Sachen", gemalt von Adolf Uzarski 
(3,75 M), dann „Bei allerlei Tieren", treffliche Bilder 
von K. Fahringer. und gute Verse von Hans Probst 
(2,50 M). Probst schrieb auch die Verse zu den er 
götzlichen Bildern von Danilowatz „Ein Tag im Hasen 
haus" (2 M). Für angehende kleine Rechenkünstler 
reimte A. Holst die Verse „Wie viel sind's" (1,25 M), 
wozu der bekannte Zeichner Arpad Schmidhammer die 
Bilder schuf. Den Vogel schießen aber wohl ab die 
brillanten Bilder des Tiermalers Eugen Oßwald zu 
„Reineke Fuchs" (2 M) mit Text von Fraumgruber. 
Ein von Danilowatz gemaltes kleines Leporellobänd 
chen „Auf der schwäb'sche Eisenbahne" (0,80 M) wrrd 
auch Erwachsenen noch Freude machen. — I. F. 
Schreiber, Eßlingen, bringt wieder reiche Auswahl. 
Der Band „Unsere Freunde: die Tiere", Bilder von 
Fritz Baumgarten, Verse von Hulda Mical (2,20 M) 
macht die Kleinsten mit unseren Haustieren bekannt. 
Karl Meitner erzählt das Bilderbuchmürchen „Wie's 
Tannenbäumchen ins Weihnachtsstübchen kam" (1,60 M), 
wozu wieder Fritz Baumgarten farbenprüchüge Bilder 
malte. Baumgarten schuf auch die drolligen Bilder zu 
den Versen von Sixtus „Nach Regen folgt Sonnen 
schein" (2,80 M). Der launige Jos. Mauder bringt 
diesmal zwei neue Bilderbücher, „Was ihr haben wollt" 
(2,80 M), zu dem er selbst die Verse schrieb, und das 
von Holdermund ersonnene „Märchen vom Schneider 
Schnirbelzwirn" (3,20 M), dessen Wanderschaft, Leiden 
und Hochzeit in urkomischen Vollbildern alle Herzen 
warm machen wird. Zur Anregung der kindlichen 
Gestaltungskraft gab der Verlag wieder eine Reihe von 
Beschästigungsbüchern heraus (1,60—2,40 M), „Wie 
schaffe ich mir aus Holzklötzen ein Spielzeugdors", 
„Nistkästen", „Futterkästen, Vogelkäfig", „Schicht 
modelle der Heimat", „Blütenmodelle für den werk 
tätigen Naturkunde-Unterricht", „der Rundfunk-Detektor- 
Empfänger" und „das kleine Theater". — Viel Neues 
brachte auch Alfred Hahns Verlag (Dietrich & Sell), 
Leipzig. Auf starker Pappe gedruckt, also für die ganz 
Kleinen bestimmt, sind die Bilder von Gertrud Caspar: 
„Nimm mich mit" (2,40 M), Verse von Adolf Holst, 
„Butzemann", ein lustiges Kleinkinderbuch von Fritz Koch- 
Gotha zu Reimen von K. Ferdinands, „Gute Freunde", 
für das, wie für die „Bilder zur Freude für kleine 
Leute", weder Maler noch Poet, verantwortlich zeich 
nen, ferner „Unserem herzlieben Kind", Bilder von 
Gertrud Caspari, Verse von Albert Sergel (2,40 M). 
All das ist künstlerisch gut, wie auch Albert Sixtus 
lustiges Puppenbuch „Im wunderbaren Puppenlande", 
mit Bildern^ von E. Kutzer (2,60 M). Am besten aber 
wird wohl Sergels „O du Heimatflur" mit entzückenden 
Bildern von Else Wenz-Vietor (4 M) gefallen. — Auch 
der Verlag Ernst Wunderlich, Leipzig, tischte wieder 
allerlei auf. Für trauliche Dämmerstunden im deutschen 
Hause schrieb R. Theuermeister seine Geschichten von 
allerhand wunderbaren Leutchen „Im Märchenland" 
(2. Aufl., 3,60 M) mit Zeichnungen von K. Völker. 
In seinen Plaudereien von Kinderfreude und Jugend 
glück „Am Herzen der Natur" (2. Aufl., 4,60 M), mit 
Buchschmuck von L. Burger, lehrt Paul Maede die 
Jugend die Schönheiten der Natur mit sinnigen Augen 
anschauen. Volkstümliche Kinderreime und Kinderlieber 
stellte Or. K< Just zusammen: „Was die Mutter dem 
Kinde singt und sagt" (1,20 M), zugleich gedacht als 
Erziehungsbuch für Kinderstube und Kindergarten. — 
Sollte ein Erwachsener als Weihnachtsgeschenk für Kin 
der die Bilderbücher Walter Triers, Verse von My, aus 
dem Fridolin-Verlag, Berlin, erstehen, so wird 
es ihm schwer werden, sich von diesen in ihrer Art einzig-
	            		
273 artigen Bildern zu trennen und ebenso schwer, zu ent scheiden, ob er „Fridolins Zauberland", „Fridolins Harle kindern" oder „Fridolins Siebenmeilenpserd" (je 5 M) den Vorzug geben soll. — Georg We st er mann, Braunschweig, bringt zunächst eine neue, farbig illu strierte Gabe von Heinrich Scharrelmann, „Berni lernt Menschen verstehen" (3 M), das keiner weiteren Emp fehlung bedarf. Röpke hat in seinen „Fahrten und Abenteuern der Felsenburger" Schnabels wunder liche Fata aus dem 18. Jahrhundert, eine der besten deutschen Robinsonaden, nacherzählt, und H. Freese hat 16 ganzseitige, darunter 4 farbige Bilder beigesteuert. Zu den Neuerscheinungen des Verlags gehört auch Julius Berstls „Pimplamplauz", Leben, Streiche und klägliches Ende eines Teufels aus dem Kasten, mit 16, darunter 4 mehrfarbigen Textbildern von E. Kutzer (5 M). Dieser Kastenteufel, wie er noch heute auf den Messen zu kaufen ist, ist ein ganz besonderer Teufel, der sich aus seinem Kasten befreit und nun die Wellt durch seine Streiche in Aufregung versetzt. — Aus dem Verlag Joh. Herrmann, Zwickau, erschienen die längst zum Lieblingsbesitz unserer Kinder gehörenden „40 Fabeln von Wilh. Hey" mit 40 neuen Schatten bildern von Margarete Behrens (3,80 M), auf Karton »gedruckt. Das ist etwas ganz anderes als die einfachen Speckterschen Holzschnitte, aber diese Scherenschnitte der bekannten Künstlerin werden sich bald ebenso die Gunst der Kinder erwerben. Dieselbe Künstlerin schuf 60 neue bunte Scherenschnitte zu den Versen von Wilh. Hey „Wenn doch jemand käme und mich mitnähme" (5,80 M), ein Buch für die 4—8 jährigen. Zum Schluß mag aus demselben Verlag auf die 4. Auflage von Margarethe Lenks rm Salzburgischeu des 18. Jahrhunderts spie lende Erzählung „Des Waldbauern Friede!" hingewiesen werden. — Ein recht zeitgemäßes Buch bringt der Ver lag der „Fliegenden Blätter", B r a u n L S ch n e i d e r, München, „Der gute Schutzmann" von Polizeihaupt mann A. Linsmayer, mit Bildern von Wolfg. Wagner (2,50 M). Dieses lehrreiche Bilderbuch zur Verhütung der Verkehrsgefahr möchte man gern jedem Kind in die Hand geben. Demgegenüber muten Bd. 4 und 5 der „Lustigsten Münchener Bilderbogen", wie sie uns ja schon in den Tagen unserer Kindheit mit ihrem mora lischen Zöpfchen lieb und vertraut waren, zuweilen Vereinsnachrichten. Hessischer Geschichtsverein. Der M a r- b u r g e r Verein begann die Arbeit des Winterhalbjahrs mit der Hauptversammlung am 27. Oktober. Nach Er stattung des Jahresberichts durch den Vorsitzenden wurde der bisherige Vorstand (Prof. Kürschner, Geheimrat Heer, Staatsarchivrat Dr. Dersch, Kunstmaler Giebel) wiedergewählt. Sodann sprach Pfarrer Lic. W. Mau rer aus Michelbach über „Kirchliches Leben in Hessen-Kassel zur Zeit der ausgehen den Aufklärung", also etwa in der Zeit von 1780 bis 1820. Der Vortrag brachte eine Schilderung der verschiedenen theologischen Richtungen in dieser Zeit, die vor allem durch das Aufkommen des Deutschen Idealismus gekennzeichnet ist. Nach einer Schilderung der einzelnen Vertreter der verschiedenen Richtungen wurde gezeigt, wie sich im Volk die alten Formen des kirchlichen Lebens zum großen Teil erhielten und so der neue Ansatz in der Entwickung des kirchlichen Lebens des 19. Jahrhunderts ermöglicht wurde. (Bericht: Oberhess. Ztg. 4. 11.) — Am Vortragsabend des Marburger Vereins am 25. November widmete der Vorsitzende, etwas altmodisch an. Eine dritte Neuerscheinung des Verlags sind dann die Geschichten für große und kleine Kinder „Zwölf Zwerge und ihr König" von Adalbert Zoellner, mit farbigen Bildern von Prof. P. L. Müller (4M). — Unter dem Titel „Glückskinder" (3,50 M) gab Victoria Roer eine Sammlung neuer deutscher Märchen in - Panfes Verlag, Weimar, heraus; leider sind die ganzseitigen Federzeichnungen Otto Kleins zu dilettan tisch, um dem Beschauer Freude machen zu können. — Weiter liegen drei Neuerscheinungen des Verlags Hegel & Schade, Leipzig, vor. Für die ganz Kleinen „Quibus und Quabus", alte Kinderreime mit neuen Bildern von R. Bär (3,80), sodann „In die weite Welt hinaus", lustige Bilder von Asta Drucker mit Versen von Lina Schüler, und, für kleine Mädchen, „Mein Püppchen", Bilder von Pauline Ebner mit Versen von Max Schmerler (3,80). — Der Verlag Herder, Freiburg i. Br., bringt des Italieners Bertelli unver wüstliche Geschichte von „Max Butziwackel, dem Ameisen kaiser", von Luise von Koch verdeutscht und mit apartem Buchschmuck von Karl Elleder (4,50 M), schon im 17. Tauseno heraus. An dieser Mischung phantastischer Märchenwelt mit der Naturgeschichte der Jnsektenwelt haben auch Erwachsene noch hohen Genuß. Derselbe Verlag bringt Helene Pages Erzählung aus dem Kinder kreuzzug „Von Godefried und Mechthildis, die kreuz fahren gingen" (3,20 M), in 2.—4. Ausl, heraus. Dieses, übrigens nicht illustrierte Buch von den nieder rheinischen Kindern, die auf ihrem Pilgerzug elend zu Grunde gingen, vermittelt neben der spannenden Er zählung erdkundliche und geschichtliche Kenntnisse. Daß Laurenz Kiesgens „Märchenvogel" mit 20 Bildern von Rolf Winkler (4,50 M) in kurzer Zeit seine 8. Aufl. erlebte, ist bei des Verfassers glänzender Erzähler- gabe nicht zu verwundern. Alles in allem sieht man, daß unsere bekanntesten Jugendschriftenverleger immer mehr bestrebt sind, das Bilderbuch über den bloßen Unterhaltungszweck zum Gegenstand künstlerischer Be trachtung zu machen. Bleibt nur noch zu wünfchen, daß sich für all das Schöne und Neue auch die nötigen Käufer einstellen; Bilder- und Märchenbücher gehören nun einmal zu jener Kinderseligkeit, wie sie das Weih nachtsfest schaffen will. H. Prof. K ü r s ch net, zunächst dem in Dublin ver storbenen Professor Dr. Walter Bremer einen Nachruf. Dann sprach Staatsarchivrat Dr. G u t b i e r über „ H e s s i s che M i l i t ä r m u s i k ". Er gab zunächst einen Überblick über die Geschichte ihrer Organisation bis zum Ausgang des 18. Jahrhunderts, ging dann auf die persönlichen Verhältnisse der Militärmusiker, ihre AusRldung und musikalische Betätigung, ihre Beziehun gen zu den bürgerlichen Musikern und zur Kasseler Hof- kapelle ein und zeichnete schließlich ein Bild vom Auf schwung der Militärmusik über die Schranken der dienst lichen Musik hinaus zur Kunstmusik. Die Kapelle des Marburger Reichswehrbataillons ließ unter Leitung des Musikmeisters Grosse durch treffliche Wiedergabe charak teristischer Beispiele die geschilderte Entwicklung zum Ausdruck kommen. (Bericht: Oberhess. Ztg. 1. 12.) Am wissenschaftlichen Unterhaltungsabend des Kas seler Vereins am 29. November gedachte der Vor sitzende Bibliotheksdirektor Dr. Hopf mit ehrenden Worten des verstorbenen Professors Dr. Walter Bremer und berichtete sodann über verschiedene wissenschaftliche
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