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hat Amöneburg während mancher Kriegswirren viele und
schwere Drangsale durchmachen müssen. Heute sind die
meisten Zeugen der großen Vergangenheit, wie die alte
Kirche, das Stiftsgebäude, das Schloß aus der Main
zischen Zeit, verschwunden. Das Stiftsgebäude fiel 1916
einem Brande zum Opfer, und die alte Kirche hat in den
60 er Jahren einem gotischen Neubau Platz machen
müssen, nur der Kirchturm ist geblieben. Wenn so auch
schon viel von dem verschwunden ist, was über die ge
schichtliche Vergangenheit hätte tieferen Aufschluß geben
können, so ist doch der Boden noch fast unberührt ge
blieben. Und man geht wohl nicht fehl in der Annahme,
daß sich hier ein ergiebiges Feld für die Forscherarbeit
Professor Vonderaus finden wird. K. (Kass. Post.)
Vereinsnachrichten.
Hessischer Geschichtsverein. Am 24. No
vember sprach im Marburger Verein Reg.- und
Baurat Bo de auT Kassel über „das Grabmal Theode-
richs des Großen", das ja von den einen als völlig
römischer Bau, von den anderen als urgermanisch hin
gestellt wird. (Bericht in „Oberhess. Blätter" 1926,
Nr. 2.) — Am Unterhaltungsabend des Kasseler
Vereins am 4. Januar gab zunächst Bankier F i o r i n o
ein Lebensbild des 1910 verstorbenen Kasseler Kaufmanns
Josef Rinald und dessen Vorfahren. Kantor H o r w i tz
bot dann umfangreiche Auszüge aus den Aufzeichnungen
des 1890 hochbetagt verstorbenen Kasseler Journalisten
Salomon Hahndorf. Bibliothekar Heidelbach be
richtete sodann über eine durch die westfälische Gensdar-
Bücherschau.
Kalender und Jahrbücher.
Der von Pfarrer Fr. Ellenberg im Verlag von Fr.
Lometsch, Kassel (Preis 0,70 M) herausgegebene „ H e s -
fische Bol'kskalende r" erscheint 1926 im 43. Jahr
gang. Zu den altbewährten Mitarbeitern wie dem präch
tigen Heinrich Naumann sind neue hinzugetreten, die
Unterhaltsanies und Belehrendes zu sagen wissen. Dazu
kommt das an dieser Stelle schon oft rühmend hervor
gehobene alte Beiwerk. Zu dem reichen Bildschmuck
hat diesmal Photograph Eberth-Kassel aus seinen schönen
hessischen Aufnahmen besonders viel beigetragen. Trägt
dieser Kalender bekanntlich ausgesprochen christlichen
Charakter, so ist der im Main-Weser-Verlag, Kassel,
erschienene illustrierte Kalender „Zwischen Weser
u n b Main" (Preis 0,80 M) in einem Teil seines
Inhalts sozialistisch eingestellt. Neben dem auch hier
reichhaltigen und wertvollen Beiwerk ist die Dichtung
vorwiegend durch Valentin Traudt und Heinrich Ruppel
vertreten. Aus dem übrigen Inhalt sei noch auf einen
trefflichen Aufsatz Christian Burgers über Wilhelm Thiel
mann hingewiesen. Die Monatsleisten zeichnete Friedr.
Fennel, der auch den farbigen Umschlag schuf, die „Kunst
beilage „Bei dem Fest" stammt von W. Thielmann.
Bei dem im Hans Ott-Verlag, Hersfeld, im 4. Jahr
gang erscheinenden „H e ss i s ch e n H e i m a t k a l e n d e r
19 2 6 " (0,60 M) bürgt Wilh. Neuhaus' Schriftleitung
für einen gediegenen Inhalt. Wie in den zahlreichen
kleinen Anekdoten, so ist auch in den vorzüglich illu
strierten Aufsätzen vorwiegend der Kreis Hersfeld ver
treten, dessen schönste Punkte die Monatsleisten wieder
geben. Im 7. Jahrgang liegt jetzt das „Handbuch
des Kreises Melsungen" vor (A. Bernecker,
Melsungen, 0,60 M). Den Mitteilungen über die Be
hörden und öffentlichen Einrichtungen des Kreises fol
gen heimatliche Beiträge, von denen eine Erzählung
Ruine Neichenba ch. Bon der vor 800 Jahren
erbauten Burg Reichenbach bei Lichtenau ist heute nur
noch der 12 Meter hohe Bergfried erhalten. Im Jahre
1901 wiederhergestellt, droht er neuerdings völlig zu
verfallen, wenn nicht möglichst bald etwas zu seiner Er
haltung geschieht. Der Hessische Geschichtsverein, der Ver
ein für Naturdenkmalpflege und Heimatschutz und der
Hessische Gebirgsverein bitten deshalb dringend um Geld
spenden, die von der Kreditbank in Kassel (Postscheckkonto
Frankfurt a. M. Nr. 2407) und der Vereinsbank in
Hessisch-Lichtenau (Postscheckkonto Frankfurt a. M.
Nr. 192) entgegengenommen werden. Hoffentlich wird
mancher Hesse für diesen ehrwürdigen Zeugen alt
hessischer Vergangenheit eine offene Hand haben.
merie in Oberaula während der letzten Tage des König
reichs Westfalen veranlaßte Episode. Zum Schluß er
läuterte Dr. Hallo eine in Küstrin geschlagene Münze,
die der Erinnerung des Abenteuerers und „Goldmachers"
Cajetan galt, dessen Betriigereien u. a. auch Landgraf
Karl von Hessen zum Opfer fiel. (Bericht: „Kass. Post",
6. Januar 1926.)
Hessischer Gebirgsverein. Am 14. Januar
hielt Schriftsteller Wilhelm I d e einen Lichtbildervortrag
über „die niederhessische Kleinstadt". Er führte vor
wiegend in diejenigen hessischen Städte, in denen sich
das Gesicht der guten alten Zeit noch erhalten hat. Der
von echter Heimatliebe getragene glänzende Vortrag des
beliebten Redners fand starken Beifall.
Ruppels und ein von Heinrich Knöpfet illustrierter Aus
satz von W. Jungmann „Aus Morschens vergangenen
Tagen" hervorgehoben sei. Gleichfalls ein Verzeichnis
der Behörden bringt der von Otten & Wiegand, Hom
berg, herausgegebene „Heimatkalender des
Kreises Homberg" (0,80 M). Aus dem Inhalt
sei genannt die Ehrentafel der im Weltkrieg gefallenen
Kreisangehörigen, ein Abriß der Geschichte Hombergs
von Dr. W. Schmitt und seines Lehrerseminars von
G. Heinrichs, stimmungsvolle Wandergedichte Ruppels,
der auch einen Aufsatz über Hans Staden und eine Er
zählung beisteuerte, und eine Abhandlung des Landrats
voll Funck über „die Gewerkschaft Main-Weser in Bor
ken". Zum 13. Mal erscheint bei F. Wilisch, Schmal
kalden, der „Heimatkalender für den Kreis
Herrschaft Schmalkalden". Der Kalender steht
in Text und Abbildungen diesmal im Zeichen der 400-
Jahrfeier der Reformation in Schmalkalden und bringt
daneben wertvolle geschichtliche, erzählende uno Dialekt
beiträge. Es ist eine Freude, zu sehen, wie durch solche
durchweg gehaltvolle Kalender und Jahrbücher das Inter
esse an unserer heimatlichen Geschichte, Volkskunde, Lite
ratur und Kunst gestärkt wird.
Unter den allgemeinen Kalendern begrüßen wir in
dem seit 1913 erscheinenden, von Karl Maußner, im
Dürer - Verlag, Berlin - Zehlendorf, herausgegebenen
„Dürer-Kalender für Kultur und Kunst"
(4,50 M) einen alten Bekannten. Auf 320 Seiten bringt
der bildliche Teil in guten Reproduktionen Schwarz-
Weißkunst von Meistern der ältesten Zeit bis zurGegen-
wart, während der textliche Teil neben Geschichtlichem,
Geopolitischem und Bildungskundlichem Gedichte, Ge
danken, Hymnen und Aphorismen, besonders von zeit
genössischen Mitarbeitern, bringt. Als Abbild deutscher
Kultur und Kunst verdient dieser Jahrbegleiter Heimat
recht in allen deutschen Familien. An das ganze ge-