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Jahreszeitten, Sonn und Mondfinsternüssen,
und alles, was ein A8tronomii8 aus ein globo
coelesti durch Rechnung finden muß. D.e 2 te
Uhr ist deswegen rernareable, weil sie von
2 blauen Kugelen anstadt des perpendicels ge
trieben wird. Alles dieses wird vom Pedell
gezeuget, dem man für alles 16 ggr. bis 1 thl.
Trinkgeldt giebt. Das Nodellhauß besähe
ich Vormittag. Dieses ist ein schlechtes Hauß, in
welchem alle Modelle von Palais und Gar en
stehen, die theils verfertiget worden oder noch
sollen gebauet werden. Vornehmlich ist das
Modell vom sogenannten Winternsten vor u-
ziehen, und man kan aus demselben sich voll
kommen von gantzen Werken eine lies machen.
Der Winterkasten ist nicht ganz fertig gebaut,
sondern nur das 4 tc theil ist erst davor: fertig.
Man kan sowohi im Modellhauß als im Winter-
kasten selbst die prospeete von demselben in
Kupfer-Stiche haben, allein sie kosten alle zu
sammen 1 =4= Dem Modellmeifter giebt man
12 ggr. Trinkgeldt. Wenn man das Merk
würdige von Cassel nützlich und ohne Zeitt-
verlust sehn will, muß man nach folgender
Ordnung dieselbe sehn. Erstlich das Modell
hauß, vor: da in die Orangerie, von hir ins
Badhauß, hernach das Kunsthauß. Dieses ist
auf ein Tag genug. Den andern Tag fahrt
man mit einem Fuhrmann nach dem Winter
kasten, welcher 2 Stunden von der Stadt lieget.
Hier nimmt man kalte Küche und ein Glaß
Wein mit, weil man sonst nichts haben kan.
Vom Winterkasten nach der Aue, von hir nach
dem Wilhelmsthal, und dieses ist genug für
den 2 ten Tag. Den 3 ten besuchet man das
übrige.
Den 1. Julius besähe ich dem Landgräf
lichen Garten, in welchem die Oran
gerie superbe und remarguadle ist; vor
nehmlich ist der große Porberbaum merk
würdig, der aber zu meiner Zeitt vol Alter die
Bletter fallen lassen. Das Lusthauß in diesem
Garten bestehet aus 2 große Sääle, an deren
Wänden die alten Kayser in Stein gehauen.
Hier giebt man dem Gärtnergesellen 12 ggr.
Das B a M lieget neben an diesem Garten.
Dieses ist mit gelb ägiptischem Marmor aus
gelegt, und ist alles Wände und Fußboden
von Marmor. In der Mitte ist die Tiefe, wo
man warm und kaltes Wasser durch besondere
Canale lassen kan. Die Marmornen Statuen
sind superbe und alle von einem Jtaliäner
a Das Geismarsche Bad lieget 3 Stunden vor der
Stadt, und man kann sich da baden.
Monnop 18 verfertiget worden. Hir giebt man
höchsten 16 ggr. Trinkgeldt.
Die B i b i o t e c ist nicht sonderlich, man
findet da eine große Sammlung von Bibelen,
darunter ist eine Bible auf Pergament gedruckt
herausgegeben von Luft in 2 Theilen, davon
der erste theil anno 1558, der andere ao 1561
gedruckt worden, widerum eine andere von
anno 1534 in Augspurg gedruckt. Zu Mainz
ist eine gedruckt anno 1462, welche man für d'.e
älteste hält. Man findet hir auch den codicem
'hebraicum, welcher sehr zerrißen ist. Die
übrigen Bücher gehören zur Historle.
Die Bildergalerie ist superbe, und
find hir Stücke von den berühmtesten Meistern.
Man gibt hir 16 ggr. Trinkgeldt. Die pro-
menäde auf der franyoisifchen Neu
stadt ist sehr plaisant. (NB! in Halle, Goet-
tingen, Cassel und Braunschweig werden keine
extra Posten augehaPen und visitire'.). Wmn
man nach den Winterkasten fährt, so fähret
man auf der retour durch die Aue, welches
man mit dem Fuhrmann abreden muß. Bey
der Einfahrt der Aue giebt man 4 ggr. D'.e
Aue besteht aus vielen alleen und ist sehr pki-
sant. Das Künstlichste in derselben ist der
Schneckenbcrg, welcher dergesta t ang legt wor-
den, daß man auf den Berge in die Runde
unvermerkt heraufgeht und hernach wieder bis
in den Mittelpunet des Berges hinunter gehen
kan, wo man einen Teuch findet. Mai: inuß
denselben Weg zurückgehen, wenn man von
dem Berge abkommen wi l. Das Theatrum,
welches von Spalirs künstlich gemach et worden
ist, die Sieben Berge, die Hinten am grossen
Bassin der Aue liegen, welche von der Erde
aus diesem Bassin formirt worden, die kleine
Insel, auf welcher der Hochsel. Landgraf ein
Lusthauß hat bauen lassen wollen, von wel
chem man noch das dessin im Modellhauß
siehet. Das künstlichste an diesem Lusthause
wäre gewesen, daß eine Tafel mit allen per
sonell, die um denselben sitzen, vermöge eines
Blasebalgs bis gantz oben dieses Lusthauses
in die Höhe hätten können gehoben werden.
Neben an der Aue lieget der Landgräfliche
Garten. Die Fasanerie in der Aue ist auch
würdig zu sehen, wo man einige Arten von
Thieren siehet, ex gr. Perlhüner, Fasanen etc.
Man giebt hir an dem Mägdchen 2 ggr.
Trinkgeldt.
Wenn man nach dem Winterkasten fah
ren will, so muß man den Lohnbcdienten eine 13
13 Pierre Monnot.