Was die Zölle damals erbrachten, mögen einige
Ziffern aus dem Zolle zu Rinteln zeigen.
Im Jahre 1558 betrug dort der Wasser- und
Landzoll zusammen 310 Gulden, dagegen der
Wasserzoll allein von Michaelis 1617 bis
Ostern 1618 182 Taler, bis Michaelis 1618
230 Taler, bis Ostern 1619 298 Taler, bis
Michaelis 1619 301 Taler, bis Ostern 1620
383 Taler.
Die Zölle wurden endlich durch die Weser
schiffahrtsakten vom 10. September 1823 und
12. Dezember 1825 zu einem einheitlichen
Zolle von 1 Taler 22 Ggri, 3 Pfennig für das
Schiffspsund a 300 Pfund zusammengezogen.
Die Uferstaaten verpflichteten sich weiter zu
einem gemeinsamen Vorgehen bei der Ver
besserung der Stromverhältnisse. Damit zu
gleich begann auch das Interesse für Schutz
häfen zu erwachen,
denn außer dem
durcheineSchleuse
zugänglichen, da
mals aber total
versumpften Ha
sen von Karls
hafen hatte nur
noch Petershagen
bei Minden einen
solchen, der für
achtzehn Fahr
zeuge Raum bot.
Was man da
mals unter „gro
ßen Fahrzeugen"
verstand, erhellt
am besten aus den
Angaben einer preußischen Denkschrift des Was
serbaurats Nanck zu Minden i. W. vom 10. De
zember 1816. Es gab danach drei Arten von
Fahrzeugen, „die stromauf zusammen an einer
Mast gezogen werden, und daher zusammen
eine Mast heißen". Ein „Bock" war 34 bis
36 Meter lang, 2,5 bis 2,65 Meter breit, ein
„Hinterhang" 31 bis 34 Meter lang, 1,9 bis
2,35 Meter breit, ein Bulle 22 bis 25 Meter
lang und 1,26 bis 1,42 Meter breit. Bei voller
Ladung konnte ein Bock mit 1,57 Meter Tief
gang 56 bis 64 Tons tragen, ein Hinterhang
mit 1,42 Meter Tiefgang 50 bis 60 Tons,
ein Bulle mit 0,94 Meter Tiefgang 16 bis
20 Tons. Ein sehr lebendiges Bild der
Truppentransporte, die aus Anlaß des
amerikanischen Feldzuges von Münden nach
Bremen gingen, zeichnet eine Darstellung des
Generals Eisentraut (Hessenland* 1910, Seite
90 ff.). Wir erfahren dabei, daß ein Bock
durchschnittlich mit 75 Mann besetzt ward,
die Fahrt dauerte fast drei Wochen, das Gepäck
ward gesondert verladen. Ein selbständiges
Küchenschiff mußte die Fahrzeuge begleiten
und die Mannschaften mit warmem Mittag-
essen versorgen. Zu Anfang des 18. Jahr
hunderts finden auch noch „Halbe Schiffs
bullen" Erwähnung, die z. B. auf der Diemel
zwischen Karlshafen und Trendelburg als
Marktschiff gefahren wurden. Und von ähn
lichen geringen Ausmaßen dürsten wohl auch
die Marktschisfe auf der oberen Fulda, zwischen
Kgssel und Hers-
seld, gewesen sein,
die noch im ersten
Drittel des neun
zehnten Jahrhun
derts verkehrten,
und die F ranz
Di n g e l st e d t in
seinem Jugend -
roman „Die neu
en Argonauten"
so launig schildert.
Von dem Gesamt-
weserverkehrjener
Tage gibt übri
gens eine Nach
weisung aus Min
den von 1823
Rechenschaft. Dort passierten im ganzen vom
I.März bis 29. Dezember stromauf und strom
ab 93 Böcke, 250 Anhänger und 567 Bullen,
außerdem stromab 50 Dielenschiffe und 94 Flöße.
Peinlich egoistisch wirkte eine Zeitlang die
Verkehrspolitik Hannovers, das sich gerade
auch nach 1815 bemühte, nur die untere Weser
und die Aller schiffbar zu halten, um so den
Verkehr über die Allerumschlagsplätze in sein
Gebiet zu ziehen, indessen es für die Korrektion
der oberen Weser kein Interesse zeigte. Das
setzte erst später ein, obwohl schon seit 1818
Vereinbarungen der Uferstaaten gemeinsame
S t r o m b e r e i s u n g e n vorsahen.
Will Scheller (Kassel).
Weserdampfer vor dem Reinhardswald.
(TV f (Schluß folgt.)
(Aus dem Zyklus: «Das kleine Jahr")
Nun öffnet sich des Menschen Herz aufs Neue, Auch dies ist bald zu Ende. Wünsche tauen
Daß es der bunten Freiheit sich erfreue: Dem Glück entgegen, blumig anzuschauen,
Der Ernst des Lebens kommt von selbst — ihn kündet Schon übertönen Hoffnungsklänge zart
Der Masken Spiel, wo jeder Zweifel mündet. Den Schellenlaut der letzten Schlittenfahrt.
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