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stellte, Fulda und Weser mit einem durch
Schaufelräder getriebenen Fahrzeuge zu be
fahren, — die Dampfmaschine einzubauen, war
für später vorbehalten, — aber die Mündener
Schiffer zerstörten das Fahrzeug. Um das
sich auch in diesem Falle so peinlich auswir
kende Mündener Stapelrecht für Hessen aus
zuschalten, legte Landgraf Karl von Hessen
die Stadt Karlshasen an, die er auch durch
einen Kanal mit Kassel und weiterhin mit dem
Rheine zu verbinden gedachte. Die Spuren
dieses Kanals sind noch heute erkennbar.
Der siebenjährige Krieg schädigte den Handel
mehr als die Schiffahrt, die mit der Beförde-
Zu Beginn des 19. Jahrhunderts, nach
Beendigung der Napoleonischen Kriege, waren
der Leinpfad und seine Benutzung noch immer
das Schmerzenskind der Schiffer; man rech
nete, daß bei allgemeiner Durchführung des
Leinenzuges mit Pferden die Strecke von
Bremen nach Münden bei kleinem Wasser in
achtzehn Tagen durchfahren werden könne,
gegen dreißig Tage beim Zuge durch Men
schen. Dazu wechselte der Leinpfad noch 1816
vierundzwanzigmal das Ufer, hinzu kam die
fernere Erschwerung des Verkehrs durch 22
Zollstätten zwischen Münden und Bremen.
Diese Zollstätten bestanden in gleicher Zahl
Die Fulda bei Kassel. Im Vordergründe ein Marktschiff.
(Nach dem Stich von Kobold 17V.)
rung von Truppen, Kriegsgerät und Proviant
sogar sehr gute Geschäfte machte. Ta die Größe
der Fahrzeuge seit dem Schleusenbau bei
Hameln wuchs, verringerte sich deren Zahl, sie
betrug zwischen 1783 und 1785 nur 187, stieg
aber dann bald wieder bis aus 280 an.
Ein großer Teil des Handelsverkehrs ward
im letzten Jahrzehnt des achtzehnten Jahr
hunderts vom Rheine zur Weser abgelenkt,
als die Koalitionskriege mit ihrer Blockade
der holländischen Rheinmündungen diese ver
schlossen. Man rechnet, daß der Gesamtwaren
versand Mündens damals etwa 450000 Zent
ner betrug, wovon etwa zwei Drittel aus den
Speditionshandel entfallen. Während der Kon
tinentalsperre sank auch der Wcserhandel fast
auf Null. j
schon im Jahre 1584, sie belasteten die Waren
erheblich, besonders, solange der Zoll in natura,
erhoben wurde. So wurden von einem Ohm
Wein, das von Kassel bis Bremen ging, 18
Quart ausgezapft, also beinahe der neunte
Teil. Daß dieser Naturalzoll auch zu Fäl
schungen Anlaß bot, erfahren wir aus einer
Denkschrift des Stadtrates von Bremen an
den dortigen Erzbischof Heinrich, der zugleich
auch die Stifter Paderborn und Osnabrück
innehatte: die Abgabe möge in Geld gewan
delt werden. Aber auch für andere Waren
waren die Zölle außerordentlich hoch, und der
Erzbischof, der offenbar ein sehr guter Volks
wirt war, ging bereitwillig aus den Antrag ein
und begann Verhandlungen mit den übrigen
Zollherren. Sie verliefen indessen resultatlos.