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gestaltung des Holzmarktes und weiter ein in
der Gegend der Maulbeerplantage geplanter
Stadtteil mit einem großen, nach der Fulda
zu offenen Platz. Auch sein Projekt zum Er
satz der aus 1383 stammenden, im sieben?-
jährigen Krieg beschädigten Siechenhofkapelle
wurde nicht ausgeführt, ebenso die 1813 an
Stelle der Schiffbrücke unterhalb des Schlosses
geplante neue Fuldabrücke. Auch sein in einem
Modell von Blaue stecken gebliebener Entwurf
zur Wiederaufrichtung der durch Jerome zer
störten Kolonnaden sei noch erwähnt. Wie liebe
voll und mit welcher Sorgfalt sich Jussow in
solche Entwürfe und Pläne vertiefte, zeigt ein
in meinem Besitz befindlicher Plan des Schlos
ses und Parkes zu Weißenstein aus der Zeit
um 1790.
Leider ist uns von Jussow, der wie Stein
hofer unvermählt starb, nichts an Briefen und
autobiographischen Aufzeichnungen erhalten,
die uns seine Persönlichkeit menschlich näher
bringen könnten. Die Zeitgenossen schildern den
hochgewachsenen Künstler mit dem ernsten und
doch milden Antlitz als einen Mann von wür
diger Haltung, der einfach in seinem Leben,
bescheiden und offen in seinem Tun, nicht viel
Worte machte, dann aber gediegen und treffend
sprach, der die Hochschätzung seiner dankbaren
Schüler — auch sein Neffe, der berühmte Ar
chitekt Hannovers, Laves, gehört zu ihnen —
und die Anerkennung selbst des Auslandes
genoß.
Während der Wilhelmshöher Bautätigkeit
bewohnte Jussow die „Bagatelle" in Mulang
(Nr. 8 ^ 2 , Neumann); später siedelte er in den Ost-..
flügel des Marstalls über. In Kassel bewohnte er
das Prtzvotsche Hans neben dem alten Rat
haus, Ecke Fünffenster- und Karlsstraße (IO),
dasselbe, in dem auch der „Bolkstribnn" Fried
rich Oetker eine Zeitlang wohnte.
Trotz mehrfachen ehrenvollen Berufungen
nach auswärts blieb er seinem hessischen Vater
lande treu. Nach langwieriger Krankheit ver
schied er 71 jährig am 26. Juli 1825 und
wurde auf dem alten Kasseler Totenhof, dem
jetzigen Lutherplatz, beigesetzt, unmittelbar vor
dem von ihm errichteten Mausoleum der 1820
verstorbenen Kurfürstin Karoline. Sein von
einer schön gewachsenen Traueresche beschat
tetes Grab bedeckt eine leider schon stark ver
witterte rechteckige liegende Sandsteinplatte.
Sie trägt die Inschrift:
Heinrieb Christoph Jussow
geb. zu Cassel den IXten Dec: MDCCLIY
gest: daselbst den XXVIsten Jul: MDCCCXXV
Kurfürstl. Hess. Oberbaudirektor,
Commandeur des Löwenordens.
„Sein Denkmal sind seine Werke, —
Drum anspruchslos, wie er im Leben,
Deckt dieser Stein
Was sterblich an ihm war.“
Die Bagatelle.
Stich von F. Schröder nach einer Zeichnung von G. Kobold jun. 1800.
(Aus Paul Heidelbach, „Geschichte der Wilhelmshöhe".)