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Gerikenrod und Marke und Wibesdale gegeben
an die drehundert Bokenbaume, damit se wed-
derumb ihre Hause verbuwen haben mögen.
Die Stadt ist regelmäßig in der Form eines
Kreises erbaut worden, der von den beiden
Hauptstraßen gekreuzt wird. Das Wappen
zeigt einen Torbogen, in dem der schreitend
aufgerichtete hessische Löwe angebracht ist und
über dem drei Türme anfragen.
Etwa gleichzeitig mit Liebenau entstand im
oberen Warmetal die Stadt Zierenberg, die
der Landgraf Heinrich I. in einer an Burgen,
besonders auch an alten Burgen überaus reichen
Gegend anlegte. Da sie in einer Urkunde vom
Jahre 1298 genannt wird, so liegt kein Grund
vor, der alten Inschrift an der Kirche, die
1293 als Gründungsjahr angibt, zu miß
trauen. Der alte Name der Stadt, Thirberg
oder Derberg, ist gewissermaßen in Siegel und
Wappen aufgenommen, die als Bild eine Hin
din (Tier) führen.
Der Erzbischof Gerhard von Mainz, mit
dem Landgrafen befreundet, verbündet, end
lich auch verwandt, willigte ein, daß dieser
die Stadt auf dem Grund und Boden des
Klosters Hasungen anlegte, doch mußte er sie
dem Erzstift zu Lehen auftragen. Zuerst
wurden die Bewohner von drei Dorfschaften
angesiedelt, dann folgten andere. Daß die
Feldmarken lange gesondert blieben, beweisen
die beider! heute noch bestehenden Brüder
schaften, die Rohrbacher und die Leutzewärter.
Sie bildeten ehemals agrarische Sonder
gemeinden in der Stadt, und die erstere besitzt
heute noch unter ganz veränderten Verhält
nissen Teile ihrer früheren Gemeinheiten. Im
Kampf mit dem Kloster Hasungen behauptete
die Stadt ihren Besitz und ihre Rechte, so daß
sie reich an Wald und Weide geworden ist.
Sie gehörte als Gericht zur alten Grafschaft
Schartenberg, die zur Zeit der Erbauung von
Zierenberg ganz in hessischen Besitz überging.
Als Bauplatz wählte der Landgraf den Osthang
des Gudenberges und als Form ein Rechteck.
Trendelburg (Drenderborg) ist eine Schöp
fung des Edelherrn Konrad von Schöneberg,
der kurz vor dem Jahre 1300 Burg und Stadt
gleichzeitig erbaute. Seine Vorfahren hatten
als Gerichtsgrafen von Eberschütz eine Ding
statt auf dem der Burg gegenüberliegenden
Sulteberg, die nun unter die Linde vor der
Burg verlegt wurde. — Konrad, von Pader
born mit dem Reinhardswald belehnt, mußte
ihm auch Trendelburg zu Lehen auftragen, und
als er dem anderen Lehnsherrn, dem Erzftift
Mainz, von dem er die Burg Schöneberg trug,
große Rechte am Wald einräumen mußte, ver
lor er diese Stammburg an den Paderborner
Bischof. Er war so in die Enge getrieben, daß
er den Wettbewerb mit den mächtigeren Ter
ritorialherrn aufgab und im Jahre 1306 seine
Herrschaft dem Landgrafen Heinrich I. vonHessen
verkaufte, der wohl oder übel den Paderborner
Bischof als Lehnsherrn in den Mitbesitz auf
nehmen mußte. Diese Gemeinschaft dauerte
bis zum Jahre 1465, da Hessen in der Fehde
gegen Paderborn sich zum Alleinbesitzer machte.
Auch dies Städtchen blieb wie Liebenau lange
Zubehör der Burg und entwickelte erst spät die
Formen städtischer Einrichtung. Die Burg
wurde im 15. Jahrhundert neu ausgebaut und
diente noch im siebenjährigen Krieg als Posten,
sie ist jetzt im Besitz der Familie von Stock
hausen, die fast von Anfang an einen Burg-
sitz und ein Burggut besaß. Gute Bilder von
Burg und Stadt wie auch von Helmarshausen
mit dem Krukenberg, die reproduziert zu wer
den verdienten, befinden sich im Flur des
Kollegiengebäudes in Paderborn. Der kunst
sinnige Bischof Ferdinand von Fürstenberg ließ
in den Jahren 1664—1666 Burgen, Städte
und Klöster des Bistums, auch bereits ver
lorene, durch den Maler Fabritius aufnehmen,
seitdem sind die Bilder zweimal restauriert
worden? Das Wappen der Stadt hat Ähnlich
keit mit dem von Liebenau, nur daß im Torbogen
die Gottesmutter mit dem Kinde erscheint.
Einen großen Vorsprung im Kampf um das
Diemelland gewann Hessen durch die gleich
zeitige Erbauung der Städte Grebenstein (Gre
venstein) und Jmmenhausen. Die Burg Greben
stein ist nicht, wie angenommen wurde, zwischen
den Jahren 1272 und 1279 vom Grafen Ludolf
von Dassel erbaut worden, sondern sie war
schon im Jahre 1272 Gegenstand der Eifersucht
von Mainz, Hessen und Paderborn. Zur Zer
störung bestimmt wie so manche andere neu
erbaute Burg, entging sie diesem Schicksal, und
der Enkel des Erbauers verkaufte sie im Jahre
1297 mit dem Gebiet dem Landgrafen Heinrich!,
von Hessen, wobei wiederum der Erzbischof
Gerhard von Mainz als Lehnsherr zustimmte?
Unmittelbar darauf legte Heinrich, um seinen
Erwerb zu sichern, jene beiden Städte an,
wobei wohl mit Jmmenhausen der Anfang
gemacht wurde. In einer Urkunde vom Jahre
s Zettschr. f. vaterl. Gesch. und Altertumskunde (West
falen). Bd. 69 II. S. 357.
o O. Grotesend, Regesten der Landgrafen von Hessen.
Lief. I Nr. 161, 248, 372.