Full text: Hessenland (37.1925)

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Gerikenrod und Marke und Wibesdale gegeben 
an die drehundert Bokenbaume, damit se wed- 
derumb ihre Hause verbuwen haben mögen. 
Die Stadt ist regelmäßig in der Form eines 
Kreises erbaut worden, der von den beiden 
Hauptstraßen gekreuzt wird. Das Wappen 
zeigt einen Torbogen, in dem der schreitend 
aufgerichtete hessische Löwe angebracht ist und 
über dem drei Türme anfragen. 
Etwa gleichzeitig mit Liebenau entstand im 
oberen Warmetal die Stadt Zierenberg, die 
der Landgraf Heinrich I. in einer an Burgen, 
besonders auch an alten Burgen überaus reichen 
Gegend anlegte. Da sie in einer Urkunde vom 
Jahre 1298 genannt wird, so liegt kein Grund 
vor, der alten Inschrift an der Kirche, die 
1293 als Gründungsjahr angibt, zu miß 
trauen. Der alte Name der Stadt, Thirberg 
oder Derberg, ist gewissermaßen in Siegel und 
Wappen aufgenommen, die als Bild eine Hin 
din (Tier) führen. 
Der Erzbischof Gerhard von Mainz, mit 
dem Landgrafen befreundet, verbündet, end 
lich auch verwandt, willigte ein, daß dieser 
die Stadt auf dem Grund und Boden des 
Klosters Hasungen anlegte, doch mußte er sie 
dem Erzstift zu Lehen auftragen. Zuerst 
wurden die Bewohner von drei Dorfschaften 
angesiedelt, dann folgten andere. Daß die 
Feldmarken lange gesondert blieben, beweisen 
die beider! heute noch bestehenden Brüder 
schaften, die Rohrbacher und die Leutzewärter. 
Sie bildeten ehemals agrarische Sonder 
gemeinden in der Stadt, und die erstere besitzt 
heute noch unter ganz veränderten Verhält 
nissen Teile ihrer früheren Gemeinheiten. Im 
Kampf mit dem Kloster Hasungen behauptete 
die Stadt ihren Besitz und ihre Rechte, so daß 
sie reich an Wald und Weide geworden ist. 
Sie gehörte als Gericht zur alten Grafschaft 
Schartenberg, die zur Zeit der Erbauung von 
Zierenberg ganz in hessischen Besitz überging. 
Als Bauplatz wählte der Landgraf den Osthang 
des Gudenberges und als Form ein Rechteck. 
Trendelburg (Drenderborg) ist eine Schöp 
fung des Edelherrn Konrad von Schöneberg, 
der kurz vor dem Jahre 1300 Burg und Stadt 
gleichzeitig erbaute. Seine Vorfahren hatten 
als Gerichtsgrafen von Eberschütz eine Ding 
statt auf dem der Burg gegenüberliegenden 
Sulteberg, die nun unter die Linde vor der 
Burg verlegt wurde. — Konrad, von Pader 
born mit dem Reinhardswald belehnt, mußte 
ihm auch Trendelburg zu Lehen auftragen, und 
als er dem anderen Lehnsherrn, dem Erzftift 
Mainz, von dem er die Burg Schöneberg trug, 
große Rechte am Wald einräumen mußte, ver 
lor er diese Stammburg an den Paderborner 
Bischof. Er war so in die Enge getrieben, daß 
er den Wettbewerb mit den mächtigeren Ter 
ritorialherrn aufgab und im Jahre 1306 seine 
Herrschaft dem Landgrafen Heinrich I. vonHessen 
verkaufte, der wohl oder übel den Paderborner 
Bischof als Lehnsherrn in den Mitbesitz auf 
nehmen mußte. Diese Gemeinschaft dauerte 
bis zum Jahre 1465, da Hessen in der Fehde 
gegen Paderborn sich zum Alleinbesitzer machte. 
Auch dies Städtchen blieb wie Liebenau lange 
Zubehör der Burg und entwickelte erst spät die 
Formen städtischer Einrichtung. Die Burg 
wurde im 15. Jahrhundert neu ausgebaut und 
diente noch im siebenjährigen Krieg als Posten, 
sie ist jetzt im Besitz der Familie von Stock 
hausen, die fast von Anfang an einen Burg- 
sitz und ein Burggut besaß. Gute Bilder von 
Burg und Stadt wie auch von Helmarshausen 
mit dem Krukenberg, die reproduziert zu wer 
den verdienten, befinden sich im Flur des 
Kollegiengebäudes in Paderborn. Der kunst 
sinnige Bischof Ferdinand von Fürstenberg ließ 
in den Jahren 1664—1666 Burgen, Städte 
und Klöster des Bistums, auch bereits ver 
lorene, durch den Maler Fabritius aufnehmen, 
seitdem sind die Bilder zweimal restauriert 
worden? Das Wappen der Stadt hat Ähnlich 
keit mit dem von Liebenau, nur daß im Torbogen 
die Gottesmutter mit dem Kinde erscheint. 
Einen großen Vorsprung im Kampf um das 
Diemelland gewann Hessen durch die gleich 
zeitige Erbauung der Städte Grebenstein (Gre 
venstein) und Jmmenhausen. Die Burg Greben 
stein ist nicht, wie angenommen wurde, zwischen 
den Jahren 1272 und 1279 vom Grafen Ludolf 
von Dassel erbaut worden, sondern sie war 
schon im Jahre 1272 Gegenstand der Eifersucht 
von Mainz, Hessen und Paderborn. Zur Zer 
störung bestimmt wie so manche andere neu 
erbaute Burg, entging sie diesem Schicksal, und 
der Enkel des Erbauers verkaufte sie im Jahre 
1297 mit dem Gebiet dem Landgrafen Heinrich!, 
von Hessen, wobei wiederum der Erzbischof 
Gerhard von Mainz als Lehnsherr zustimmte? 
Unmittelbar darauf legte Heinrich, um seinen 
Erwerb zu sichern, jene beiden Städte an, 
wobei wohl mit Jmmenhausen der Anfang 
gemacht wurde. In einer Urkunde vom Jahre 
s Zettschr. f. vaterl. Gesch. und Altertumskunde (West 
falen). Bd. 69 II. S. 357. 
o O. Grotesend, Regesten der Landgrafen von Hessen. 
Lief. I Nr. 161, 248, 372.
	        

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