15Z
Geh. Justizrat Iöckel anläßlich seines 90. Geburtstages
von der Stadt Friedberg. — Ein alter Marburger,
Stadtmedizinalrat Dr. Schnell in Frankfurt a. M.,
wurde als Nachfolger des nach Berlin berufenen Pro
fessors v. Drigalski als Stadtmedizinalrat und Dezernent
für das städtische Gesundheitswesen nach Halle a. S. be
rufen. — Der aus Kassel stammende und durch seine
Arbeiten für den Wiederaufbau in Ostpreußen bekannte
Fachschriftsteller Architekt Georg Steinmetz wurde
zum Mitglied der Berliner Akademie der Künste gewählt.
— In Frankfurt a. M. starb der Kunstmaler und Ra
dierer Professor Bernhard Mannfeld, der in Hessen
besonders durch seine Radierung der „Universität zu Mar
burg" bekannt wurde. — Der Kasseler Landschaftsmaler
Fritz Barth beging am 30. März seinen 60. Geburts
tag. — Dem Kasseler Dichter Studienrat Kurt G a e -
b e l wurde zu seinem 50. Geburtstag im Kunsthaus Mes
sing ein Ehrenabend veranstaltet, an dem u. a. Hans
Schlenck epische und dramatische Abschnitte und der Dichter
selbst, durch lebhaften Beifall belohnt, Lyrik und Balladen
vortrug.
Wilhelm Speck f. Am 31. März schloß der mit
leidige Tob Wilhelm Speck, dem Dichter der „Zwei
Seelen", die Augen für immer. Zehn Jahre lang hatte
ihn ein grausames Siechtum am Schassen gehindert,
so daß sein Ableben für ihn eine Erlösung bedeutet. Aus
dem Wehlheider Friedhof wurde er beigesetzt, und an
seiner Gruft offenbarte sich die hohe Verehrung, die diesem
feinsinnigen und edlen Menschen, Dichter und Seelsorger
über den Tod hinaus bewahrt wird. Wir werden aus sein
Leben und Schaffen noch eingehend zurückkommen.
M. Herbert f. Am Palmsonntag (5. April) ver
schied zu Regensburg eine der bekanntesten katholischen
Schriftstellerinnen, Frau Therese Keiler. Sie war am
20. Juni 1859 als Tochter des Juristen Engelhard Kellner
lind seiner Frau Ida, geb. Herbert, deren Namen sie
als Pseudonym wählte, in Melsungen geboren, wo sie
auch ihre Jugend verbrachte. Sie wurde dann bei den
Ursulinen in Fritzlar erzogen und vermählte sich 1888
mit dem Schriftsteller Heinrich Keiler, dem sie nach
Regensburg folgte. Die alte Donaustadt hat sie, zumal
seit dem Tode des Gatten (1898), nur noch zu kurzen
Reisen verlassen, und sie bildet auch, neben Hessen, den
Schauplatz vieler ihrer Erzählungen. Ihre Hauptstärke
aber liegt wohl in ihrer abgeklärten Lyrik. Auch ihres
Schaffens werden wir an dieser Stelle noch ausführlich
gedenken.
Todesfall. In Mailand verschied der 1839 zu
Kassel geborene Professor Wilhelm Körner im fast
vollendeten 86 . Lebensjahr. Nach langen wissenschaft
lichen Wanderungen durch Deutschland, England und
Frankreich hatte er sich in Mailand niedergelassen, wo
er 40 Jahre hindurch an der Technischen und Landwirt
schaftlichen Hochschule das Fach der angewandten Chemie
vertrat. Körner war Ehrendoktor der Universitäten
Gießen, Oxford und Cambridge.
Eine Ubbelohde-Ausstellung im Kasseler
Kunsthaus, über die wir noch berichten werden, vereinigt
noch einmal für kurze Zeit alle aus dem Nachlaß ver
käuflichen Werke.
Die Stadt Fritzlar begeht die Feier ihres 1200 -
jährigen Bestehens vom 6 . bis 8 . Juni d. Js. in der Woche
nach Pfingsten. Würdig der großen Vergangenheit soll
diese Feier werden. Deshalb haben Stadtverwaltung und
Bürgerschaft, zusammengeschlossen im Jubiläums-Aus-
schuß, Kosten und Mühen nicht gescheut, um etwas wirk
lich Gediegenes bieten zu können. Das Jubelfest beginnt
am Samstag, den 6 . Juni. Nachmittags 5 Uhr findet die
1. Aufführung des Festspiels „Sonnenwende" von Hein
rich Winter in der Festhalle statt. Abends 8 Uhr ist die
offizielle Begrüßung aus dem ehrwürdigen, historischen
Marktplatz geplant, anschließend findet ein Begrüßungs
abend aus dem Festplatz sowie Fackelzug statt. Der Haupt-
festtag ist der Sonntag, der 7. Juni. Eingeleitet wird
er mit großem Wecken. Von 8 Uhr an finden Festgottes
dienste statt. Um 101/2 Uhr beginnt in der Festhalle der
offizielle Festakt, bestehend aus der Festrede des Herrn
Dechanten Monsignore Jestädt solvie Chor- und Musik
vorträgen. Für 2 Uhr nachmittags ist der kultur-historische
Festzug angesetzt, der die Geschichte der Stadt in elf
Gruppen darstellt. Nachmittags und Abends sind Aus
führungen des Festspiels. Abends findet eine Illumination
der Stadt statt. Für Volksbelustigung ist gesorgt. Als
Nebenveranstaltung ist eine Ausstellung von Gemälden,
Stichen, Zeichnungen der Stadt aus den verschiedensten
Zeiten eingerichtet. Am Montag-Vormittag sind sportliche
Veranstaltungen und Besichtigungen der Stadt vorgesehen.
Ilm 10 Uhr ist die Übergabe des grauen Turmes seitens
der Stadt an die wandernde Jugend zur Jugendherberge
vorgesehen. Anschließend sind Frühkonzerte. Um 2 Uhr
beginnt auf dem Exerzierplatz ein großes Reit- und
Fahrturnier, veranstaltet von der 11. (reitenden) Batterie.
Abends findet noch eine Aufführung des Festspiels statt,
Volksbelustigungen und zum Abschluß des Festes ein
Feuerwerk. Alle Vorbereitungen sind im Gange, um ein
glanzvolles Fest zu gewährleisten. Für gute Verpflegung
wird gesorgt. Nochmals ergeht daher an alle Freunde
unserer Stadt, ihrer Geschichte und Kunstdenkmäler die
dringende Einladung zu dieser Feier. Anmeldungen und
Wohnungsansorderungen sind wegen der großen Nach
frage möglichst umgehend erbeten. Die Festschrift, Ge
schichte der Stadt Fritzlar von 724—1924, ist zum Preise
von drei Mark durch die Geschäftsstelle zu beziehen. An
fragen sind zu richten und Auskunft wird gern erteilt
durch die Geschäftsstelle des Jubiläums-Ausschusses.
Dr. F l 0 r i a n.
Hersfeld vor 400 Jahren. Der 28. April,
der Vitalistag, hat, woran die „Hersfelder Ztg." erinnert,
in der Hersfelder Geschichte eine besondere Bedeutung.
Ein Freudcntag war er 1378 gewesen, als des Abtes
Berthold von Völkershausen's heimtückisch geplanter Über
fall an der Bürger Wachsamkeit und Widerstand so kläg
lich gescheitert war. Noch jahrzehntelang wurde dieser
Tag als ein Siegestag den Klosterleuten zum Hohn in
herausfordernder Weise von den Bürgern gefeiert. An
ders vor genau 400 Jahren, 1525. Da schwebte die ganze
Stadt in banger Besorgnis. Man hatte mit den auf
ständischen Bauern gemeinsame Sache gemacht, und nun
rückte Landgraf Philipp von Hessen von Rotenburg heran,
den Aufstano niederzuschlagen. Ein Widerstand gegen des
Landgrafen kriegsgeübte Mannschaft war aussichtslos,
so mußte man sich zur Übergabe aus Gnade und Ungnade
entschließen. Die Hersfelder Bürger kamen dem landgrüs-
lichen Heere weit vor den Toren entgegen, einer über
reichte dem Fürsten die Stadtschlüssel in einem Korbe,
fußfällig baten sie, ihnen ihre unbesonnenen Handlungen
zu verzeihen. Philipp hielt ihnen eine kräftige Standrede
und nahm sie in Gnaden wieder an. Er besetzte aber die
Stadt, und die Bürger mußten ihm und dem Abt aufs
neue Treue schwören. Seitdem hat Hessen seinen Fuß
nicht wieder aus der Stadt herausgesetzt, für die es bis
her eigentlich nur der Schutzherr gewesen war. Man