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Spohrgedächtnisfeiern. Am 14. Januar
1822 trat Louis Spohr sein Amt als Kapellmeister
des damals kurfürstlichen Theaters in Kassel an. Zur
Erinnerung an diesen Tag veranstaltete das Staatliche
Theater eine Gedächtnisfeier, in der Musikdirektor Hall
wachs die Bedeutung Spohrs für Kassel würdigte und
unter Kapellmeister Dr. Zulaufs Leitung Spohrsche
Kompositionen dargeboten wurden. Auch die neuerrich
teten „Kammerspiele" gedachten des Künstlers in einer
musikhistorischen Morgenfeier.
Ein Baumgart-Berlepsch-Abend im Kas
seler Murhardsaal vermittelte durch Mily Engelbrecht
Dichtungen des feinsinnigen hessischen Lyrikers und
Balladendichters Graf Karl v. Berlepsch und durch
die Damen Marie Hellmuth und Mary Keysell unter
Begleitung Robert Längs Kompositionen des musikalisch
hochbegabten Kasseler Arztes Dr. Georg Baum gart.
Über das germanische N a t i o n a l m u s e u m
in Nürnberg, die bedeutendste Sammlung von Erzeug
nissen deutscher Kultur und Kunst, sprach im Landes
museum Dr. L u t h m e r, um weitere Kreise zur Unter
stützung dieses durch die Geldentwertung in eine traurige
finanzielle Lage versetzten Denkmals deutscher Wissen
schaft unv Kunst zu veranlassen. Diese Unterstützung
kann am besten durch Mitgliedschaft, die bei der Kasseler
Pflegschaft des Museums (Geheimrat Scheibe) zu er
wirken ist, geschehen.
Hessische Bücherschau.
Hessisches Volksschullesebuch. Herausgegeben
vom Hessischen Volksschullehrerverein. Mit Scheren
schnitten von Else Bückert, Kassel. Auswahl
aus deutscher Dichtung. Kassel (Hess. Schul
buchhandlung Rudolf Röttger) 1922. 259, XIII
Seiten. Preis etwa 20 M.
Wer diese von der Lesebuchkommission des Hessischen
Volksschullehrerverein mit feinem Verständnis für die
Anforderungen .des 5. bis 8. Schuljahres zusammen
gestellte Lese durchblättert, wird finden, daß hier be
rufene Hände am Werke waren. Man hat von dem
Besten das Beste ausgewählt, und auch die schönen,
künstlerisch wertvollen Scherenschnitte Else Bückerts kön
nen diesen Gesamteindruck nur verstärken. Die einzelnen
Dichter werden in alphabetischer Folge aneinandergereiht,
jedoch in einem Verzeichnis im Anhang zu beson
deren Gruppen vereinigt: I. Von Gott und Ewigkeit.
II. Aus dem Buche der Natur. III. Vom Sinn und
Wert des Lebens. IV. Von der Arbeit Mühe und
Segen. V. Von Liebe, Lust und Leid. VI. Von guten
und bösen Mächten. VII. Bon echter Sehnsucht und
falschem Verlangen. VIII. Von Schuld und Sühne. IX.
Von Heimat und Vaterland. X. Von deutschem Wesen
und deutscher Art. XI. Von alten und jungen Helden.
XII. Vom Kampf und Sieg und Soldatenleben. XIII.
Von lustigen und spaßigen Dingen. Von Paul Flem-
ming und Simon Dach bis zu Arno Holz und Hermann
Hesse, von Herrn Walter von der Vogelweide und Hans
Sachs bis Walter Flex und Heinrich Lersch ist kaum
einer unserer deutschen Dichter vergessen, der uns Be
sonderes und Bleibendes zu sagen hat. Auch die Aus
wahl aus den Volksliedern ist recht glücklich getroffen.
Für uns Hessen besonders erfreulich ist es, daß auch ein
Dutzend unserer heimischen Dichter mehr oder weniger
stark vertreten sind: K. v. Berlepsch (2), H. Bertel
mann (2), Chr. Brandenstein (1), G. Buchmann (2),
F. Dingelstedt (1), K. Engelhard (2), M. Herbert (1),
K. E. Knodt (2), Kranz und Schwalm (2), W. Neu
haus (1), H. Nuppel (8), V. Traudt (1). Da man
mit gutem Recht nicht an der Mundart vorübergegangen
ist (Reuter, Stolze, Kranz und Schwalm), so hätte man
auch unsrem lieben Heinrich Jonas etwa mit seinem
gemütsinnigen „O Mensch dhu dinne Augen uff" ein
<«--
Personalien.
Ernannt: Regierungs- und Kulturrat Wenning
zu Kassel zum Oberregierungsrat; Landgerichtsrat Dr.
Becker zu Kassel zum Landgerichtsdirektor in Hanau;
Regierungsrat Dr. Kurt Blaum zu Stuttgart zum
Platzrecht gönnen und überhaupt auch die Mundart
anderer Teile unseres Hessenlandes in einer kurzen
Probe, soweit ihr literarischer Wert zukommt, vorführen
können; dann wäre wohl auch Helene Brehm zu Worte
gekommen, die wir in diesem Rahmen ungern vermissen.
Das dem Ganzen als Motto vorgesetzte Wort Goethes
„Man sollte alle Tage wenigstens ein kleines Lied hören
und ein gutes Gedicht lesen" deutet schon an, daß dieser
Band über den Schulgebrauch hinaus auch als Hausbuch
deutscher Dichtung gewertet und benutzt sein will, als
das er angelegentlich empfohlen sei. Daß auch unsere
Jugend an ihm ihre Freude und rege Förderung haben
wird, steht außer Zweifel. H.
Heimat-Kalender für den Kreis Herrschaft
Schmalkalden auf das Jahr 1922. Neunter
Jahrgang. Herausgeg. im Aufträge der Kreisverwal-
tung. Druck und Verlag von Feodor Wilisch, Schmal
kalden. 57 Seiten. Preis 5 M.
Auch 'der neunte Jahrgang dieses Schmalkaldischen
Heimatkalenders wird mit seinen wertvollen Gaben über
den Kreis hinaus Freunde finden. Die an sich keineswegs
leicht zu beherrschende Schmalkaldcr Mundart ist diesmal
nicht nur durch verschiedene Gedichte vertreten, sondern
auch durch eine ebenso launige wie lehrreiche Anleitung
von Dr. W. Fuchs „Perfekt Schmalkaldisch in einer
halben Stunde". Baurat Volk schildert das Straßenbild
Schmalkaldens von damals und heute, H. Lohse berichtet
über den einst so bekannten Schmalkalder Brauch des
„Hirschessens". A. Fuckel weckt die Erinnerung an den
letzten Mecklenburger, den humorvollen Dichter des
„Ameisen- unv Mückenkrieges", der, um 1520 geboren,
1580 seine alte Stammveste an der Werra verkaufte, um
als Landeshauptmann nach Amberg in der Oberpsalz
überzusiedeln. Einem Aufsatz über bas Schmalkalder
Kreisnotgeld sind ‘ Abbildungen in zweifarbigem Stein
druck beigefügt. Auch sonst bringt der Kalender gute
Federzeichnungen. Allerhand kleinere Aufsätze über
Goethe in Schmalkalden usw., kulturgeschichtliche Anek
doten und Landschastsbilder vervollständigen den Inhalt
und zeigen, daß auch dieser Kalender mit Erfolg bestrebt
ist, die Liebe zur Heimat und ihrer Geschichte zu fördern.
H.
Oberbürgermeister in Hanau; Gerichtsaffesfor D. Leh
mann aus Hanau zum Landgerichtsrat in Berlin;
Gerichtsassessor a. D. von Heppe zu Kassel zum
Regierungsrat; Studienrat Söhl zu Kassel zum Direk
tor des Realgymnasiums zu Einbeck; Pfarrer Menge
zu Gummersbach zum Pfarrer in Willershausen; Pfarrer