Full text: Hessenland (35.1921)

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deutsche Volk keine Wiedergeburt, tveder Ostern noch 
Himmrlfahrt, geben wird. 
H o ch s ch u l n a ch richt e n. Marburg: Ter bis 
herige Direktor des germanistischen Seminars Geheimrat 
Prof. Dr. Friedrich Vogt, der seit 1902 dem Lehr 
körper der Universität angehörte, beging am 11. März 
seinen 70. Geburtstag. — Prof. Dr. .theol. et phil. 
Gustav Hoelscher in Gießen nahm den Ruf auf 
den Lehrstuhl des Alten Testaments als Nachfolger 
Geheimrats Budde an. Hoclscher, Ehrendoktor der Hal 
leschen theologischen Fakultät, wurde 1877 zu Norden 
(Ostfriesland) geboren, promovierte 1902 in Leipzig, 
bestand 1904 in Marburg das Lizentiatenexamen, habi 
litierte sich 1905 in Halle, wurde 1912 Professor, ging 
1913 nach Göttingen, 1915 nach Halle und 1920 als 
Ordinarius und Nachfolger Gunkels nach Gießen. —■ 
Geh. Rat Prof. Dr. Wollenberg, Direktor der 
psychiatrischen und Nervenklinik, nahm den Ruf auf den 
psychiatrischen Lehrstuhl an die Universität Breslau 
an. — Dem ord. Professor Dr. jur. Walther Schücking 
wurde zum 1. April die nachgesuchte Entlassung aus 
dem Staatsdienst erteilt. — Dem früheren Pfarrer von 
Friedewald, Lizentiaten Dr. Werner B o e t t e in Mar 
burg tvurde ein Lehrauftrag zur Vertretung der reli 
giösen Volkskunde in der theologischen Fakultät erteilt. — 
Der Privatdozent der Pharmakologie Prof. Dr. med. 
Ernst F r e y erhielt einen Lehrauftrag zur Vertretung 
der physikalischen Therapie. — Der Äbteilungsvorsteher 
am hygienischen -Institut Dr. Hans S ch loßberger 
wurde zum planmäßigen wissenschaftlichen Mitglied des 
Instituts für experimentelle Therapie in Frankfurt a. M. 
ernannt. — Dem Privatdozenten Prof. Dr. Arthur 
S ch w a n t k e wurde ein Lehrauftrag zur Vertretung 
der praktischen Mineralogie lind Petrographie erteilt. — 
Dr. med. M ü l l e r hielt seine Antrittsvorlesung über 
„Wesen und Behandlung der Pseudarthrosen". — Ferner 
habilitierten sich Dr. med. August S ch a r n k e und 
Dr. meä. Alfred B e n n i n g h o f f; jener sprach „Über 
die Bedeutung des Nystagmus für die Neurologie", 
dieser „Zur Morphologie des Wirbeltierherzens". — Die 
medizinische Fakultät ernannte den Professor der Zahn 
heilkunde an der Universität Münster Hofrat Dr. phil. 
Dr. med. h. c. W a l l k h o f f- zum Ehrendoktor. — 
Bei der Universitätsbibliothek traten am 1. April 
Dr. med. Otto Leunenschlo ß und Dr. für. Elimar 
B e n d a als Volontäre ein. — Gießen: Nach län 
gerem Leiden verschied im 70. Lebensjahr der o. Prof, 
der Zoologie Geh. Hofrat Dr. Johann Wilh. Spcngel. 
P e r s o n a l ch roui k. General d. Jnf. Freiherr 
Reinhard v. S eh effer-Boyadel, ein geborener 
Hanauer, beging am 28. März seinen 70. Geburtstag. 
Er war 1908—13 kommandierender General des 11. 
Armeekorps. Im Weltkrieg führte er nacheinander das 
25. und 17. Reservekorps sowie das Reservekorps Scheffer 
und war zeitweise auch Gouverneur von Warschau. Für 
den glänzenden Durchbruch bei Brzeziny im Winter 
1914 erhielt er den Orden pour le mérite. — Prorektor 
Professor Karl H o s fm a n n in Fulda trat am 1. April 
in den Ruhestand. 1855 in Fulda geboren, war er 
nach vollendetem Studium Assistent des Professors 
Dr. Melde am physikalischen Institut in Marburg, 
tvurde 1883 ordentlicher Lehrer am Realgymnasium zu 
Biebenkops und wirkte seit 1889 32 Jahre lang am 
Gymnasium in Fulda. Mehrere Jahre tvar er auch 
Leiter der meteorologischen Station Fulda. — Gleich 
falls in den Ruhestand versetzt wurde unser getreuer 
Mitarbeiter Oberstudienrat Professor Dr. Paul W e i n - 
m eister, Konrektor der Thomasschule zu Leipzig. 
43i / 2 Jahre lang tvar Weinmeister, ein geborener 
Marburger, an der Thomasschule tätig geivesen, nach 
dem er 5 Semester in Marburg und 2 in Leipzig 
studiert hatte. Er war der Nachfolger von Ferdinand 
Braun aus Fulda, der als Professor der Physik zu 
Straßburg am 20. April 1918 zu Netv Port starb. 
Professor Weinmeister gilt als einer der namhaftesten 
deutschen und speziell hessischen Numismatiker. — Ein 
weiterer Mitarbeiter des „Hessenland", der bekannte 
hessische Historiker und Schriftführer des Hessischen Ge- 
schichtsvcreins Rechnungsdirektor W o r i n g e r in Kassel, 
tvurde zum Zollrat ernannt.—Der bisherige Ministerial 
rat im Reichsjustizamt Geh. Oberregicrnngsrat Fritz 
v. S p e ch t in Berlin tvurde zum Präsidenten des 
Reichspatentamtes ernannt. Er wurde in Kassel als 
Sohn ves knrhessischen Obergerichtsrats, späteren Reichs- 
gerichtsrats Karl v. Specht geboren. 
K u n st n o t i z e n. Nach längeren Bemühungen ge 
lang es Oberbürgermeister Scheidemann, in Berlin die 
Kasseler Thcaterfrage zu einem Abschluß zu bringen. 
Danach tvird die Stadt einen jährlichen Zuschuß von 
750 000 M zur Aufrechterhaltung des vollen Betriebs der 
Bühne in Oper und Schauspiel leisten. In Berlin hatte 
man einen iveit höheren Zuschuß verlangt. — Von den 
vor Jahresfrist im Wilhelmsbader Schloß des 
Landgrafen von Hessen entwendeten kostbaren Gemälden 
wurden einige in Frankfurt wieder ermittelt und sicher 
gestellt. Auch die Berauber der Marburger Elisa 
bethkirche sind ermittelt, dagegen sind die Edelsteine vom 
Schrein der hl. Elisabeth vermutlich nach England ge 
bracht und dürften nicht wieder zu erlangen sein. — 
Zurzeit sind in der Kasseler Gemäldegalerie fünf Ge 
mälde von Joh. Heinrich Tischbein zur Ausstellung 
gelangt, die, zu den Sammlungen im Schloß Wilhelms 
tal gehörig, zeitweise der Galerie überwiesen Ivorden 
find. An erster Stelle steht, künstlerisch gewertet, das 
Bildnis der jungen Gräfin Stadion, jenes Probe 
stück aus dem Jahre 1752, das der eben von seiner Lehr 
zeit aus Frankreich und Italien heimgekehrte junge Maler 
in Schlangenbao dem Landgrafen Wilhelm VIII. vorlegte, 
und das ihm seine Ernennung zum Hofmaler eintrug. 
Tischbein hat dieses Bildnis niemals übertroffen, kaum 
je wieder erreicht, aber man darf weitergehend sagen, daß 
es kaum ein deutsches Rokokobild gibt, in dem die hoch 
kultivierte französische Malkunst so glänzend nachgeahmt 
ivorden ist. Während das Bildnis der Gräfin Stadion 
als das feinste Stück der Wilhelmsthaler Schönheits 
galerie allgemein bekannt sein dürfte, werden die übrigen 
Stücke für die meisten Besucher der Gemäldegalerie eine 
erfreuliche Überraschung bedeuten, denn sie pflegten, im 
Schloß in einem kleinen, meist verschlossenen Kabinett 
aufgehängt, nur ausnahmsweise gezeigt zu werden. Es 
sind besonders drei Bilder verhältnismäßig kleinen For 
mats, von denen das eine den Landgrafen Friedrich II. 
im Kreis seiner Familie darstellt, die ein Bildnis Wil 
helms VIII. besichtigen, das ihnen der Maler vorführt, 
die beiden anderen die hessischen Prinzessinnen Wilhelmine 
und Charlotte. Alle drei sind auch durch die sorgfältige 
Wiedergabe der Umgebung voll gefälliger Einzelheiten 
ausgezeichnet. Das letzte Gemälde, ein großes Quer 
formatbild, zeigt die drei Söhne Friedrichs II. in etwas 
theatralischer Ausmachung vereinigt, aber man wird hier 
doch das Waffenstilleben in der Ecke als malerisch feine 
Leistung bemerken. Endlich sei die Aufmerksamkeit auf 
die Rahmen der Bilder gelenkt. Es sind sämtlich noch 
die ursprünglichen, die für die Bilder selbst angefertigt 
worden waren, und sie haben alle die volle Schönheit
	        

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