Hessisches Heimatsblatt
Zeitschrift für hessische Geschichte, Volks- und Heimatkunde, Literatur und Kunst
Nr. 11 35. Jahrgang November-Heft 1921
Die Burggrafen auf Schloß Epangenberg,
insbesondere Hans Wilhelm Kirchhof und feine Werke.
Bon E. W e n z e l.
Allgemein war das Amt eines Burggrafen eine
nach Ort und Zeit mannigfaltig wechselnde Ein
richtung im Lehnsstaat des Mittelalters. Ursprüng
lich war dies Amt von dem Grafenamt noch wenig
verschieden. Das Burggrafenamt haftete an einem
befestigten Orte und seinem nächsten Umkreis. Der
königliche Burggraf hatte die Pflicht, für die Ver
teidigung und Sicherheit der Pfalz und der Reichs
stadt zu sorgen, er war als Burgvogt der militärische
Befehlshaber oder Stadtkommandant. Oft war ihm
auch die Aufsicht über das Bauwesen, Gewerbe,
Zoll, Maß und Gewicht übertragen. Auch die von
den fuldischen Schirmvögten, den Grafen von Ziegen
hain, in ihrem Schutzgebiet eingesetzten Burggrafen
oder Vögte waren wie ans den Reichsburgen oberste
Befehlshaber einer Burgmannschaft, die aus um
wohnenden Adligen oder freien Männern gebildet
>var. So waren die Ritter von Treffurt, später die
alleinigen Besitzer des Schlosses Spangenberg, ur
sprünglich Burggrafen der Grasen von Ziegenhain.
Dies Amt kanl wieder auf, als das Schloß aus den
Händen der v. Treffurt in den Besitz der hessischen
Landgrafen überging. Noch bis gegen Anfang des
16. Jahrhunderts bestand eine Burgmannschaft unter
I einem Burggrafen, die mit dem Auftreten der
1 Landsknechtstruppen und der Umwälzung des ge
samten Kriegswesens verschwand. Das Amt des
Burggrafen sank zu einem reinen Verwaltnngsamt
herab.
Wohl der erste dieser Art war Burggraf Konrad
Peiszken (1578—1584), dem Hans Wilhelm Kirch
hof folgte (1584—1602). Sein Nachfolger war
jedenfalls Hans Schildt, dem wir 1606 und 1626
begegnen. Weiter sind bekannt Jost Engelhard Ban
stet, dessen Name 1689, 1701, 1708 und 1721 in
beit Kirchenbüchern genannt wird, und Kaspar
Frantz, den wir 1725, 1727,1732, 1734, 1737 und
1754 daselbst finden und der am 1. 1. 1763 im
Alter von 73 Jahren 10 Monaten zu Spangenberg
starb, und zuletzt der Burggraf Vogel, dessen Frau,
geb. Dietzel, 1787 Patin bei einer Taufe war.
Als Spangcnberg vom Anfang des 17. Jahr
hunderts ab als Festung wieder an Bedeutung
gewann, trat über den Burggrafen ein militärischer
Befehlshaber, der Kommandant mit dem Rang
eines Oberstleutnants oder Obersten, der bis zum
Ende des Kurstaats eine ständige Einrichtung blieb,
während der Burggraf als solcher wohl mit der