Geismar angenommen-, aber in der Inhaltsangabe
vieler Urkunden steht richtig Hofgeismar. das auch
im Register einmal erscheint, freilich mit falscher
Zister (Nr. 2149 A anstatt 649 A).
Es ließ sich nicht umgehen, die Leser dieser Zeit
schrift mit der Zitatensolter anzugreifen, es wird
aber das erste und letzte Mal geschehen sein.
F- Pfaff.
linier der Linde.
Von Heinrich Bertelmann.
Ein goldener Sommertag stand prangend über
Meinem Heimatgrund. Der tat sich mir wieder
auf mit seinen Wonnen: zuerst die Buchenberge
rechts und links, alte schützende Treue, dann weg
lang der Willkommsager Bach mit Vergißmeinnicht
im Arm, und endlich hügelhin das hohe herrliche
Korn, das schon wieder aufs Sensenlied lauschte.
Eine Straßenbiegung — da: aus Wiesen wächst
empor wie ein farbenbunter Strauß auf dem Ge
burtstagstisch mein trautes Dorf mit seinen schnee
weißen Giebeln, roten Dächern und grünen Baum
kronen. Mitten innen der schlanke Kirchturm wie
ein Ritter, am Arm seine Frau Liebste, die Linde.
Meinem Vaterhause gegenüber am Kirchberg steht
sie grüßend in langem Schleppenkleide, als habe sie
mich erwartet.
Im Abendscheine sitze ich auf der Kirchhossmauer
und halte ihre tiefhängenden Zweige in meiner Hand.
Drunten im Dorf ist alles wie einst. Dem Säen
und Ernten gilt Gang und Fahrt. Ein halbes
Jahrtausend wohl hat es die alte Freundin so ge
schaut und kann immer noch ihren Sommer wie eine
Brautjungfer feiern. An ihrem eisenharten Stamm
lehnen Pflug und Egge wie müde Kinder im Mutter -
schoße, wenn über ihnen das Schlaflied geht. Ihre
hohen Wipfel halten Zwiesprache mit dem Ähren
felde draußen. Ach, sie hat manch Wetter mit
Sonnenglanz wechseln sehen. Sie weiß gut zu
trösten, nie hat ein Lenz sie belogen.
In den tiefen Höhlen, die das Regenwasser
zwischen dem Wurzelwerk grub, spielen noch immer
die Kinder und dichten bauend, backend, grabend,
pflanzend Ziele der Zukunft. Wie tief müssen diese
Wurzeln gehn, daß der Baum selbst in glühheißen
Sommern nicht verging!
Der Abendwind greift leise ins dunkle Laub-
gewoge und summt einen Ruhegesang. Köstlichen
Duft verstreut er dabei. Die Linde blüht. Unter
den breiten Blättern birgt sie ihre schlichte Zier
wie eine heimliche Freude. Die Bienenväter mögen
sich freuen und die Gütige segnen, die immer durch!
Taten beglückt.
Jetzt versteckt der Tag sein letztes Gold in den
Wipfeln. Glockenklang verkündet es feierlich. Und
die Linde steht da wie ein leibhaftig Gebet, über
fließend von Lob und Dank.
Nun die Sonne hinab ist, freut sie sich auf die
Sterne, nach denen sie Ausschau hält. Und wenn
die fleißigen Dorfleute schlafen gehen, wachen ihre
Toten auf.
Manchem Geschlecht hat sie nachgeblickt, das man
einst hier im Banne der Kirche gebettet. Sie weiß
den Tag, da die neue Lehre ehrwürdigen Schmuck
des alten Gotteshauses verschmähte. Die Schrecken
des großen Krieges haben sie durchzittert. An
ihrem Stamme saß der grausame Befehlshaber, dem
bebende Bauernhände letzte Silberlinge zu Füßen
legten, und der die Kirche zur Bettlerin machte.
Bon Bränden und großem Sterben, von Kriegs
herren und Fremdherrschaft kann sie erzählen. Sie
weiß ein Wort vom Wechsel der Dinge, aber sie
lächelt überlegen dazu und rühmt nur immer des
Himmels segnende Sonne und die erquickenden
Brunnen der Tiefe. Sie ist immer mit -ganzer
Seele bei den fleißigen Dorfleuten, die mit Schweiß
auf der Stirn vom Acker heimkehren, um des
Sonntags dem lieben Gott zu klagen, wieviel sie
vom Tagewerk versäumt, die in ihrem Schatten
berieten, wie das schwankende Leben durch Recht
und Ordnung zu festen sei. —
In der Dämmerung kam der Nachbar und setzte
sich zu mir. Wir sprachen von heute und gestern
und sahen abwechselnd hinauf in die dunkle Krone.
Vergessene 'Geschichten aus Kindertagen wurden
wach, davon die Linde weiß.
Wenn sie jetzt erzählt werden, mag es ihnen er
gehen wie den Landschaftsbildern, die sich in ruhiger
Flur spiegeln. Gleich dem Wasser gibt auch das
Menschenherz seine tiefsten Eindrücke verklärt zu
rück. Ter Widerhall jener Jugendlieder, die unter
der Linde laut wurden, klingt noch einmal auf wie
ein dankbares Echo aus weiter Ferne, im Unterton
ein stilles Geber für das Dorf und seine Linde.
-«---sr-
Staatliches Theater.
Die neue Spielzeit ward mit einem Lustspiel von
Engel und Saßmann eröffnet „Die Reise in die
M ä d ch e n z e i t". Es ist ein literarisch total wertloses
Stück, doch besser als es aussieht. Und das hat die
Regie, die ganz versagte, auf dem Gewissen. . .
Vor etwa zwanzig Jahren schon hatte ein Dramen
schneider aus der Zeitungsnachricht, ein Standesbeamter
sei zur Vornahme seiner Amtshandlungen nicht befugt
gewesen und alle von ihm geschlossenen Ehen seien un-
giltig, ein Theaterstück fabriziert. Das Werk, selbst der
Titel, sind ins Meer der Vergessenheit gesunken. Die
Wiederkehr des ewig Gleichen: um denselben Vorwurf
handelt es sich bei diesem Lustspiel. Beate Herwald
sehnt sich — es wird das als in den Ehen typisch dar
gestellt — in die Mädchenzeit zurück und will ohne zu
reichenden Grund ihren Mann verlassen. Als ihr aber