einschlägigen staatlichen Werke, erteilt die Mutungs
scheine und hat darauf zu achten, daß die von
Privatpersonen oder Gewerkschaften betriebenen
Werke in gutem Stande erhalten werden. Auch
steht ihr das Vorschlagsrecht zur Besetzung der
landesherrlich zu besetzenden Stellen zu.
Wir sind am Ende. Werfen wir noch einen
Blick zurück auf den Inhalt des besprochenen Or
ganisationsediktes, so müssen wir zugestehen, daß es
allerdings ein Kind seiner Zeit ist, aber voll
kommen auf der Höhe seiner Zeit steht, ja sie stellen
weise überragt. Dies erkennen wir daran, wie die
Verwirklichung des Rechtsgedankens eine Hauptrolle
spielt und deshalb die Rechtspflege eine bevorzugte
Stellung genießt. Ebenso macht die Sorge für die
Sicherheit der Beamten einen vorteilhaften Ein
druck. Das Wohl der Bevölkerung zu fördern, ist
ein Gedanke, der überall aus dem Gesetz heraus
schaut, z. B. bei Einteilung der Provinzen und
sonstigen Amtsbezirke, bei der Rücksichtnahme auf
die besonderen Verhältnisse im Schaumburgischen
und im Schmalkaldischen bei der Frage der Holz
verwertung. Wenig entsprechen unsern jetzigen An
schauungen die Einrichtungen auf dem Gebiete der
Polizei, die scharfe Bevormundung der Ortsgemein
den. Derartige Anschauungen entsprachen aber der
damals herrschenden Anschauung über die Staats
verwaltung und sie zeigen, daß das Edikt eben ein
Kind seiner Zeit war. Aber gerade diese Bestim
mungen haben auch am wenigsten Stand gehalten,
während der gesunde Kern des Edikts sich erhalten
hat. Für uns Hessen ist deshalb der 29. Juni 1821
ein Tag, auf den wir mit Stolz zurückschauen
können.
Wilhelm Hopf und die Hessischen Blätter.
Bon Dr. Philipp Losch.
Am 16. März dieses Jahres erhielten die Leser
der „Hessischen Blätter" zugleich mit der Todes
anzeige Wilhelm Hopfs die Nachricht, daß auch die
„.Hessischen Blätter" mit ihrem Herausgeber und
Gründer gestorben seien. Daß ein Blatt 50 Jahre
lang von ein und demselben Manne geleitet und
geschrieben wurde, ist schon an sich eine seltene Er
scheinung, für die ich wenigstens kein weiteres Bei
spiel kenne, und wenn auch, oder gerade vielmehr
weil die „Hessischen Blätter" einen verhältnismäßig
nur kleinen Leserkreis in Hessen hatten, so möchte
ich ihnen und ihrem Herausgeber hier ein paar
Worte des Nachrufs widmen, die sie um ihrer Eigen
art willen verdienen, zumal ihre Schicksale ein ge
wiß nicht uninteressantes Stück hessischer Zeit
geschichte eng berühren.
Wilhelm Hopfs Familie stammt aus Schmal
kalden. Hier wurde am 20. September 1808 sein
Vater Carl S e b a st i a n als Sohn des Schneider
meisters Joh. Heinr. Hopf und seiner Frau Christine
Michel geboren. Früh verwaist kam der Schneiders
junge unter die Obhut eines Onkels, des Pfarrers
Sebastian Hopf zu Groß-Seelheim bei Mar
burg, der ihn in die damals hochberühmte Bangsche
Erziehungsanstalt zu Goßfelden brachte und ihm
weiter die Wege zum Studium der Theologie ebnete.
Der Oheim gehörte zu den hessischen Pfarrern,
die sich von dem hergebrachten Vernunftglauben los
gelöst und der neuen, von den Gegnern als Mystizis
mus bekämpften, Erweckungsbewegung angeschlossen
'hatten. Er gehörte auch zu dem Freundeskreise des
damaliger'. Marburger Gymnasialdirektors Vil
mar, dessen jüngste Schrvester Friederike dem
jungen Carl Sebastian. Hopf die Hand zum Ehe
bunde reichte, als dieser 1841 zum Pfarrer in
Wippershain bei Hersfeld bestallt wurde.
Als einziges Kind dieser Ehe wurde Heinr. Wil
helm Leonhard Hopf am 12 . Oktober 1842 zu
Wippershain geboren, ein zartes, schwächliches, oft
von Krankheiten heimgesuchtes Kind, dem damals
niemand ein langes Leben prophezeite. 1852 siedelte
die Familie nach Rotenburg über, wo der Vater
die Pfarrei der Altstadt, später 1861 als -Dekan
die der Neustadt erhielt. Von der Rotenburger
Lateinschule kam Wilhelm Hopf 1855 an das Mar
burger Gymnasium. Hier wurde er der unmittelbares
Schüler seines Oheims Vilmar, in dessen Hause
er von da an 12 Jahre lang als Gymnasiast, Stu
dent und Kandidat ein fast täglicher Gast war, der
mit der denkbar größten Liebe und Verehrung zu
dem vielgeliebten und vielgehaßten Manne emporsah.
Dies Gefühl hat ihn nie verlassen, und noch in späten
Jahren, als er dem Oheim in einer umfangreichen
zweibändigen Biographie (Marburgs Elwert 1913)*
ein Denkmal der Liebe und Verehrung errichtete,
da nannte er sich darin dessen „dankbaren und treuen
Schüler, der alles, was er an innerem Leben und
geistiger Existenz besitzt, nächst Gott und seinem
elterlichen Hause allein diesem seinem geliebten Lehrer
und väterlichen Freunde zu danken hat und in Zeit
und Ewigkeit danken wird".
Als primus omnium verließ er das Gymnasium
und ging nach Leipzig. Er hatte Jurist werden 1
1 Vgl. „Hessenland" 1912, S. 393. 1913, S. 241.