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Hessische Bücherschau.
D r e her, Ferd. Die E n t st e h u u ¡1 Hon B it X g
und Stadt F r i e d b e r g i. H. Ein Beitrag zur
frühesten Geschichte der Wetterau. (Mit 8 Abbildun
gen.) Friedberg i. 5). (Biudernagel) 1916. 39 Seiten.
, Preis 1 Mark.
Diese vom besten Kenner Friedbergs geschriebene
Arbeit wendet sich an alle Freunde der Heimatkunde
und vor allem auch an die reifere Jugend. Die reiche
Vergangenheit der Wetterau wird hier in gedrängter
übersichtlicher Weise unter Namhaftmachung der ein
schlägigen Literatur vorgeführt und durch die Zeugen
aus grauer Vorzeit die mannigfachen Erscheinungen
der Gegenwart verständlich gemacht. Das hübsche Büch
lein bildet einen wertvollen Beitrag zur Heimatge
schichte. 8.
Handbuch des Kreises Melsungen für das
Jahr 1920. Ein Nachschlagebuch für die öffent
lichen Angelegenheiten des Kreß es. 1. Jahrgang.
Melsungen (A. Bernecker). Mit Anzeigen 150 Sei
ten. Preis 1,30 M.
Neben der üblichen Kalenderlektüre unb dem Kalen
darium enthält dieses Handbuch ein Verzeichnis der
Behörden und sonstigen öffentlichen Einrichtungen im
Kreise Melsungen, die manche unnötige Fragerei und
Lauferei ersparen wird, eine Ehrentafel, die in 36 Spal
ten die schweren Opfer des Kreises im Kriege vor Augen
führt, und einen Aufsatz „Die Heimat im Kriege", der
von den ersten Kriegstagen an die Erlebnisse der letzten
Jahre vorüberziehen läßt. Es wäre wünschenswert, daß
ein derart praktisches Handbuch, für dessen nächste Aus
gabe neben dem Verzeichnis der Behörden auch ein
solches sämtlicher Kreiseinwohner vorgesehen ist, auch
in den übrigen Kreisen Nachahmung findet. H.
Rauchfuß, Hermann. Ein Beitrag zur Bür
ge n f 0 r s ch u n g. Halle (Gebauer-Schwetschke) 1919.
16 Seiten. Preis 1 M.
Die Erfahrungen, die der Verfasser bei seinen mehr
als 30 jährigen Burgenstudien gemacht hat, und die
Überzeugung, daß aus dem Gebiet der Burgenkunde noch
kein einheitlicher Weg beschritten ist, gaben ihm Anlaß
zu der vorliegenden Schrift. Er sucht hierin besonders
auf die Fragen Antwort zu geben: 1. Entspricht die
Art und Weise, in der bisher die Bearbeitungen mittel
alterlicher, Burganlagen erfolgten, dem heutigen Stand
der Wissenschaft und den neuzeitigen Reproduktions
möglichkeiten? 2. Woran leiden die meisten solcher
Arbeiten? 3. Welche Wege müssen eingeschlagen wer
den, um eine aus wissenschaftlicher Höhe stehende, sach
verständige, erschöpfende und vor allem einheitliche Be
handlung des für die Geschichtsforschung, Denkmals
pflege und Heimatkunde wichtigen Gegenstandes herbei
zuführen? Das Heft, dem am Schluß eine übersichtliche
Stoffeinteilung für die Arbeit über eine Burganlage
angefügt ist, darf von Freunden der Burgen und ihrer
Geschichte nicht übersehen werden. 8.
K e y s s e r, Adolf. Kulturbilder aus dem
R e ch t s l e b e n. Recht und Juristen im Spiegel
der Satire. Mit 4 Abbildungen in Tonätzung.
2 Bände. (131 und 106 Seiten.) Bad Rothen-
feldt (Joh. Georg Holzwarth) 1919.
Die staatsbürgerliche Bildung soll jetzt Gemeingut
werden. So wird man sich auch mit der Frage zu
beschäftigen haben, wie Gesetzgebung, Rechtspflege und
Rechtsübung entstanden sind und welche Kritik sie er
fahren haben. Hier setzen die vorliegenden „Kultur
bilder" ein, indem sie außerhalb der wissenschaftlichen
Fachliteratur in unterhaltender, auch dem Laien ver
ständlicher Form Schilderungen aus dem Rechtsleben
der Vergangenheit bringen. Die Gabe, mit der ernsten
Wissenschaft den Scherz zu paaren, haben unter den
neueren Juristen eigentlich nur Rudolf v. Jhering und
E. I. Belker besessen. Frühere Jahrhunderte waren
reicher an satirischen Einzelschristen, und aus dem
großen Gebiet der einschlägigen komischen Literatur
bieten diese beiden Bändchen eine kleine Auslese. Unter
den Ausgrabungen der zum größten Teil recht selten
gewordenen Literatur kommt für unser Gebiet in Frage
das Kapitel über „Examensnöte und juristische Mnemo
technik", da als Verfasser des 1862 erschienenen Epos
„Das große Examen" wohl der Schwiegersohn Elise
von Hohenhausens, Oberregierungsrat v. Rüdiger, an
zusehen ist und der zu Frankenberg 1617 geborene
Buno Erfinder der emblematischcn Lehrmethode war/
Der zweite Band behandelt u. a. die „prozessualischen
Mausefallen" des vielgewanderten, 1749 gestorbenen
Johann Georg Döhler, weiland Rates des Landgrafen
von Hessen-Rotenburg. Im Kapitel „Juristendeutsch und
Kanzleistil" bespricht Verfasser auch die in Otto Bährs
„Gegenentwurf" enthaltene schärfste und hervorragendste
Kritik des Bürgerlichen Gesetzbuches sowie A. Rothes,
des früheren Kasseler Regierungspräsidenten, bekannte
Schrift „Über den Kanzleistil". Im Kapitel „Die Juris
prudenz und die Flöhe" luirb aus der reichen Floh
literatur besonders die berühmt gewordene Dissertation des
Opizius Jocoserius hervorgehoben, hinter welchem Pseu
donym sich der 1653 in Hanau geborene Otto Philipp
Zaunschliffer verbirgt, der spätere Hanauer Advokat
und Marburger Geschichtsprofessor. Seine Flohdisser
tation erlebte zahlreiche Nachdrucke; einer der besten
wurde 1879 von Sabell bearbeitet. Das elegante Schrift-
chen wurde eine Zeitlang als Goethes Straßburger
Dissertation ausgegeben. Auch die übrigen scherzhaften
Abschnitte: „Herr d'Emms", „Juristen böse Christen",
„Kommunaljuristen und Assessorismus", „Herkomannus
und Observatius", „Schlendrianus", „Die wächserne Nase
und die doppelte Zunge der Justiz", das „Birmanische
Strafgesetzbuch und der Ritter von Lang" werden
als beachtenswerte Beiträge zur Geschichte der deutschen
Satire dem Interesse der Juristen und Laien be
gegnen. 8.
Heimatkalender für Süd-Niedersachsen
19 2 0. 11. Jahrgang. Herausg. von Aug. Teck
lenburg. Göttingen. 88 Seiten. Preis 1,20 M.
Der Kalender ist ein heimatliches Volksbuch im besten
Sinne des Wortes und in erster Linie bestimmt für das
Bergland zwischen Harz und Weser. Dorf und Stadt
werden an dem reich illustrierten Buch ihre Freude
haben. Daß auch das Plattdeutsche darin zu seinem
Recht kommt, ist bei einem niedersächsischen Kalender
selbstverständlich. — d —
Aus Wunsch des Herrn Gustav Wentzell sei im An
schluß an die Besprechung seines Buches „Mein Hermar-
land" im Dezemberheft darauf hingewiesen, daß sein Ge
dicht „Schönfeld" vor Erscheinen der. Losch'schen Mono
graphie über Schönfeld entstanden ist. Heidelbach.