Full text: Hessenland (33.1919)

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Ausschusses von fünf beschließenden Mitgliedern unter 
stellt. Die im Berichtsjahr ausgesandten Fragebogen 
kamen größtenteils gut ausgefüllt zurück. Mlen Hel 
fern, die sich dieser Mühe unterzogen haben, sei aufs 
neue herzlich gedankt. Der Inhalt der Fragebogen wird 
nicht auf Zetteln ausgezogen, sondern auf großen Karten 
des Wörterbuchbezirkes geographisch zur Darstellung ge 
bracht. Etwa 50 solcher Karten liegen jetzt im Ent 
wurf vor und bilden einen überaus lehrreichen und 
ganz neue Anschauung schaffenden Grundstock einer 
hessen-nassauischen Wortgeographie. Bei diesem Teil 
der Arbeit kommt dem Wörterbuch seine Verschwiste- 
rung mit dem Sprachatlas des Deutschen Reichs me 
thodisch außerordentlich zustatten. Die dialektische Wort 
geographie aber ist ein noch wenig angebautes Sonder 
gebiet verdeutschen Mundartenforschung, dem, wie jene 
Karten ahnen lassen, eine bedeutsame Zukunft beschieden 
ist und das in jedem wissenschaftlichen Idiotikon mehr als 
bisher wird berücksichtigt werden müssen. Zu dem 
Ertrag der Fragebogen kommen als besonders erfreu 
liches Ergebnis des Berichtsjahres 84 private und frei 
willige Eingänge mit mehr als 6700" Einzelzetteln. 
Die Verzettelung älterer Texte der Urkundenbücher, 
auch ausgewählter ungedruckter Archivalien, sowie der 
neueren Dialektdichtung ist durch das ganze Berichts 
jahr gleichmäßig fortgesetzt worden. Aus den im vor 
jährigen Bericht erwähnten Fragebogen zur Soldaten 
sprache ist das für unser Wörterbuch Brauchbare aus 
gezogen worden. Auf Beschluß des Wörterbuchausschusses 
wurden die Bogen sodann andre Zentralstelle für 
Soldatensprache in Freiburg weitergegeben. Die Ge 
samtzahl revidierter Zettel des unabhängig von den 
Fragebogen entstandenen Wörterbuchapparates beträgt 
zur Zeit 122 400. Um für die Beurteilung dieser Zahl 
einen Maßstab zu geben, ist der Buchstabe M nach 
seinen verschiedenen Stichwörtern ausgezählt worden: 
es sind gegen 2200; von diesen kommen etwa ,1000 
auch in der Schriftsprache vor; den übrigbleibenden 
1200 Dialektwörtern stehen nur 750 Stichwörter gegen 
über, die die älteren gedruckten Vorarbeiten (Kehrein, 
Vilmar, Pfister, Crecelius) zusammen bieten: der äußere 
Bestand unseres Apparates ist also beim M schon jetzt 
um mehr als die Hälfte größer als der jener älteren 
Idiotiken zusammen. Dieses Stichwörterverzeichnis des 
Buchstabens M ist jetzt gedruckt und zur Nachprüfung 
und Ergänzung an ausgewählte Mitarbeiter im ganzen 
Wörterbuchgebiet verschickt worden. Auch mit der Aus 
arbeitung einzelner Wortartikel wurde im Berichts 
jahr begonnen. Sie suchen in vorsichtiger Auswahl und 
übersichtlicher Gruppierung die Verbreitung und For 
menverschiedenheit des Wortes, alle Schattierungen seiner 
Bedeutung, seine Verwendung in freier Rede oder in 
festen Redensarten -darzustellen und mit Belegen durch 
die Jahrhunderte hin bis zur Neuzeit zu verdeutlichen. 
Freilich, dieser Teil der Arbeit zeigt anderseits, wie 
viel Lücken, im Material trotz seines Reichtums noch 
klaffen. Und vor allem ergibt sich hier immer wieder 
der methodische Grundsatz, daß mit dem einstigen Druck 
des Buchstabens A nicht begonnen werden darf, be- 
Mr -auch vom Buchstaben Z mindestens eine erste vor 
läufige Redaktion vollendet ist. Schon die notwendige 
Berücksichtigung aller seiner Komposita führt beim Ein 
zelwort zu dieser Forderung, Nur so wird sich die Ge 
fahr leidiger Nachträge und Supplementhefte einiger 
maßen einschränken lassen. Vorläufig also sollten wir 
weniger von einem 'Hessen-Nassauischen Wörterbuch als 
von einem Hessen-Nassauischen Wörterarchiv sprechen, 
das in allen seinen Teilen noch lange der Vervoll 
ständigung und der steten gegenseitigen Kontrolle be- 
dürfen wird, bevor an einen redaktionellen Abschluß 
einzelner Wortartikel für den Druck gedacht werden 
kann. Auch so aber stellt das Wörterarchiv schon heute 
eine reiche Fundgrube und ein kostbares, jedermann 
zugängliches Hilfsmittel für die hessen-nassauische Heimat- 
forschung dar. ■ 
Historische Kommission für Hefsen und 
Waldeck. Nachdem in den Jahren 1915—1917 auf 
Beschluß des Vorstandes angesichts des Krieges keine 
Versammlung stattgefunden,, wurde am 13. Juli 1918 
wieder eine im Senatssaale der Universität zu Mar 
burg abgehalten. Dem Bericht über die Jähre 1914/16 
bis 1917/18 entnehmen wir: Auf den Vorschlag des 
Vorstandes wählte die Versammlung 'Archivar Dr. 
Dersch in Marburg, Oberbürgermeister Hild in 
Hanau, Kammerherrn Landrat von Keudell in 
Eschwege und Archivrat Dr. Kn et sch in Marburg 
in.den Vorstand. An die Stelle von Freiherrn Ried- 
c i e 1 trat am 1. Oktober sein Amtsnachfolger Lanörat 
von Gehr e n als Vertreter des Kommünalverbandes 
für den Regierungsbezirk Kassel. Auf den Vorschlag 
des Vorstandes wählte die Versammlung zu Mitgliedern 
Bibliotheksdirektor Professor Dr. G. Steinhaufen 
in Kassel und Professor Dr. M. Wolfs in Marburg. 
Seit dem letzten Jahresbericht vom Juli 1914 wurden 
ausgegeben: 1. Urkundliche Quellen zur hes- 
sischenReformationsgeschichte. Einleitung: 
Territorium und Reformation in der hessischen Ge 
schichte 1526—1555 von Walter Sohm. Marburg, 
Elwert, 1915. (Veröffentlichungen XI, 1). 2. Hessi 
sches Kl oft er buch von Wilhelm Dersch. 
Marburg, Elwert, 1915. (Veröffentlichungen XII.) 3. 
Klosterarchive. 1. Band. Die Klöster der Land 
schaft an der Werra. Regesten und Urkunden bearbeitet 
von Albert Huyskens. Marburg, Elwert, 1916. 
(Veröffentlichungen IX, 1.) 4. Quellen zur Rechts 
geschichte der hessischen Städte. 1. Band. 
Quellen zur Rechtsgeschichte der Stadst Marburg. Erster 
Band bearbeitet von—Friedrich Küch. Marburg, 
Elwert, 1918. (Veröffentlichungen XIII, 1.) Die Ar 
beiten der Kommission stehen seit dem Ausbruch des 
Krieges unter seinem Zeichen. Der größere Teil der 
Mitarbeiter befand oder befindet sich im Heeresdienst 
oder sonst in Kriegsverwendung. Für andere machten 
sich die Schwierigkeiten der Drucklegung durch den 
Mangel an geeigneten Setzern und an Papier in zu 
nehmenden Maße fühlbar, und diese werden auch für 
die nächste Zeit die Ausführung der Unternehmungen 
stark verzögern. Auf dem Felde der Ehre sind ge 
fallen Oberlehrer Dr. .Ahrens am 9. Oktober 1917, 
Dr. Lichtner am 13. Juli 1915, Dr. Sohm am 10. 
August 1914; seinen im Kriege erhaltenen Wunden er 
legen ist Archivrat Dr. Rosenfeld, am 5. Juli 1917. 
Von den anderen Mitarbeitern sind oder Awaren ihrer 
Berufstätigkeit durch ihre militärischen Verpflichtungen 
längere Zeit entzogen Archivar Dr. Dersch, Ober 
lehrer Dreher, Professor Dr. Heidrich, Archivdirektor 
Dr. Huyskens, Professor Dr. Stengel, Oberlehrer Dr. 
Zimmermann. Der Stand der Veröffentlichungen ist 
folgender:. 1. Fulda er Urkundenbuch. Pro 
fessor Dr. Stengel hat die Arbeit nach zweijährigem 
Heeresdienst erst allmählich wieder aufnehmen.können. 
Ihr nächstes Ergebnis ist ein Aufsatz „Fuldensia II", 
in dem die Analyse und die Rekonstruktion der unter 
Hrabanus Maurus entstandenen karolingischen Cartulare 
des Klosters versucht wird, eine für die bisher unmög 
liche chronologische Einreihung von zahllosen Urkunden 
grundlegende Studie. Sie erscheint im 7. Bande- des
	        
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