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Wir klappten zusammen. Einer hielt den anderen
für d«l Schuldigen, und mit bösen Blicken und
Puffen versuchte einer den andern zu vernichten.
Aber am Ende hieß es, sich ins Unvermeidliche
fügen. Wir sahen die Kleinen kommen und
führten unsere Rollen mit Würde zu Ende.
Auf dem Heimwege trugen wir an der Mäh
maschine schwerer als an unserer Strafe. Das
Wunder mußten wir heute noch sehen. Darüber
hätte keiner schlafen können.
Der Ernst wußte auf Hermeiers Hofe, wo sein
Vater als Knecht diente, gut Bescheid. Man war
im Heu, und nur eine Magd ließ sich sehen. Der
Karo war ein guter Bekannter. So gelangten
wir unbehindert zum Ziele.
Mit einiger Mühe klemmten wir uns durch
den Spalt des unverschlossenen Scheunentores. Da
stand der Wagen mit dem unerklärlichen Wesen
im Halbdunkel. Ein großes Eisenrad mit roten
Speichen glotzte uns an. Zahlreiche Kammräder
und Eisenteile lagen wie kleine Kinder in Stroh
gebettet. Am Rande eines hochgerichteten, ab-
gerundeten Dreiecks blitzten Drachenzähne, daß
man erschrocken zurückfuhr.
Von seinem Vater hatte es der Ernst gehört:
zwei Pferde kämen davor, auf den Bock der
Kutscher, und dann gehe es los ohne Sense und
Sichel, kein Mensch brauche abzunehmen, alles
besorge die Maschine.
Wir mallen uns das aus, und dem Ernst war
es gewiß, daß ihn sein Vater einmal auf den Bock
ließe. Indem entdeckte ich zwischen zusammen
genagelten Latten einen stählernen Zickzack. Ohne
Zweifel, das waren die Schneidemesser. Unsere
zuckenden Finger stellten das neugierig fest.
Auf einmal knarrte das Tor und flog weit
auf. Entsetzt schauten wir in der hereinflutenden
Helle die Gestalt des Verwalters.
„Soll euch Kerle doch gleich so ein Himmel —
Hagel — Schockschwernot —
Und schon spuckte er in die Hände.
Aber ehe ich mich umsah, war der Ernst schon
wie der Wind die Treppe hinauf, die ich im Halb-
dunkel gar nicht bemerkt hatte. Mir blieb keine
Wahl. Hinterher. Ein dunkler, stroherfüllter Raum
nahm uns auf. Die schweren Tritte des Verwalters
folgten. Wir duckten uns tief ins Stroh. Der Riegel
knirschte. Verhallende Tritte. Dann wurde es still.
Eine Weile bangen Laufchens verging. Wir
hoben die Köpfe und wagten uns an die Türe.
Sie war verschlossen. Was nun?
Auf der Höhe des Strohberges leuchtete tröst
lich ein Lichtstrahl vom Tage. Wir kletterten
hinauf und öffneten eine Lade, die ging in den
Garten hinaus.
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„Wir springen hinab", meinte der Kühne. Bange
maß ich die Tiefe und sah neidisch auf die flinken
Füße, die sich schon auf ihre Tat zu freuen schienen,
und erklärte, lieber ausharren zu wollen, bis —
„Bis Maus und Katz' aus den Löchern kommen
und Hochzeit halten", höhnte er.
Auf mein Anraten versuchten wir es noch ein
mal mit der Tür, alle Mühe war umsonst.
Wie wir so ratlos da sitzen, gesellt sich ein
Dritter zu uns. In der Hffnung erscheint ein
Spatz. „Ist wer hier?" fragt er hastig. Da
niemand antwortet, huscht er herein und nimmt
auf einem Balkenvorsprung Platz. Wie ein Eich
horn schießt der Ernst empor und schließt die Lade.
„Den müssen wir fangen", jubelt er und gab
so unsern Gedanken ein anderes Ziel.
Eine wilde Jagd begann. Von einer Wand
zur andern hetzten wir den armen Burschen. Aber
dem Flieger war schlecht beizukommen. Unsere
Strohgeschosse gingen daneben. Schließlich machte
der Ernst den Vorschlag, er wolle auf den Stroh-
berg nahe der Lade Posto fassen, denn dorthin
lenkte der Verfolgte immer wieder feinen Flug.
Ich sollte ihm die Beute mit meiner Jacke in die
Hände treiben.
Man konnte es bald merken, in dem engen
Raume war der arme Spatz flügellahm geworden,
meine Jacke hatte ihn bereits zweimal geduckt.
Plötzlich — ich weiß gar nicht zu sagen, wie
schnell das ging — kommt mein Ernst jauchzend
heruntergeflogen, als hätte er nun auch Flügel
bekommen, und verschwindet unter gellendem Auf
schrei spurlos unter dem Boden.
Meine Jacke zu neuem Wurfe erhoben, stehe
ich sprachlos da. Ich starre. Ich staune. Kein
Zweifel — beide Spatzen waren fort. Aber wohin?
Die Gebunde auseinanderschiebend, dazwischen
ich ihn versinken sah, schaute ich in ein rundes Loch.
Bei genauerem Hinsehen gewahrte ich tief unten
einen hellen Schimmer. Kuhgebrumm und Ketten
geklirr und Geschimpf einer Frauenstimme klangen
herauf. Ich tastete und ahnte richtig: der Ernst
hatte durch den Futtersack, der hinab in den Kuh-
stall führte, seinen Ausweg gefunden.
Aber was wurde nun aus mir? Sollte ich
den gleichen Weg wählen? Ich zog meine Jacke
an, steckte die Beine in den Schlund und pro
bierte.' Da hörte ich schon die Schalter gehen
und mein Retter sprang herein. Ließ mir keine
Zeit zur Freude, erzählte nichts von feiner Reife
ins Unterland, klagte keinen Ton über Verrenkung
oder Hautabschürfung, nein, ganz entrüstet
er mir etwas unter die Nase: „Guck nur mal
hier, mein Hannes, mein Hannes!"
Ich schaute ihn ungläubig an.