Full text: Hessenland (33.1919)

Hessisches Heimatsblatt 
Zeitschrift für hessische Geschichte, Volks- und Heimatkunde, Literatur und Kunst 
Nr. 7/8. 33. Jahrgang. April-Doppelheft 1919. 
Die kurhesstschen Abgeordneten 
zur deutschen Nationalversammlung 1848. 
Von Dr. Niebour - Wilmersdorf. 
Die erste deutsche Volksvertretung, das Frank 
furter Parlament 1848—49, ist dadurch ausge 
zeichnet, daß sie eine außerordentlich^ große An 
zahl geistvoller und bedeutender Männer enthielt. 
In Kurhessen* waren es durchweg die Männer, 
die in den Verfasfungskäinpfen als Führer der 
liberalen Opposition hervorgetreten waren, Männer, 
die für ihre Überzeugung schon jahrelang gekämpft, 
vielfach auch gelitten hatten. Es dürfte von all 
gemeinem Interesse sein, die Lebensschicksale dieser 
Abgeordneten, die in schwerer Zeit und ernster Ar 
beit den Gedanken eines deutschen Reiches befestigt 
haben, zu verfolgen. 
Die Vertreter Kurhefsens waren durchweg hier 
tätig, mit wenigen Ausnahmen auch hier geboren, 
nur Jordan stammte aus Tirol und Hildebrand 
aus Naumburg. Die meisten haben auch später 
in Kürhessen gewirkt, soweit sie nicht durch die 
hereinbrechende Reaktion veranlaßt wurden, im 
Auslande ihr Brot zu suchen. Aus diesem Grunde 
* über „die Abgeordneten der üürhessischen Stände 
versammlungen von 1830 bis 1866" vgl. das Buch von 
Dr. Philipp Losch, Marburg 1909. Die Redaktion. 
gingen nach Amerika Baumbach und Förstar, in die 
Schweiz Hildebrand und nach Italien der jüngere 
Schwarzenberg. Charakteristisch für die Abgeord 
neten Kürhessens ist es, daß sie ganz überwiegend 
in hohem Lebensalter standen. Nur drei der Ab 
geordneten (Hildebrand, Rühl uttb Schwarzenberg) 
waren weniger als 45 Jahre alt und acht waren 
1800 oder früher geboren. Der älteste (Schwarzen 
berg I, geboren 1787) hatte schon vor 1809 an den 
Kriegen gegen' Napoleon teilgenommen; beinahe 
noch ein Knabe war auch Baumbach-Kirchheim in 
den Befreiungskrieg gezogen. Politisch waren sie 
durchweg liberal, und es hat sich auch keiner von 
ihnen in Frankfurt der äußersten Rechten ange 
schlossen^ Der Kasinopartei sind zuzurechnen: 
Bernhardi und Wippermann, dem Landsberg: Syl 
vester Jordan, dem Württemberger Hof: Cnyrim 
und Henkel, dem Augsburger Hof: Baumbach, der 
eigentlichen Linken gehörten vier Abgeordnete an, 
und zwar traten der Westendhalle bei Hildebrand 
und Schwarzenberg II, dem deutschen Hof Förster 
und dem Donnersberger Rühl. Diese vier haben 
auch am Stuttgarter Rumpfparlament noch teil 
genommen.
	        
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