Full text: Hessenland (33.1919)

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Geboren am 24. Oktober 1860 zu Rotenburg als Sohn 
des als bester Kenner des hessischen Fischereiwesens be 
kannten späteren Amtsgerichtsrats Friedr. Wilh. Seelig 
(1° 1897) entstammte er einer altkasseler Bürgerfamilie, 
die durch Generationen das Handwerk der Färberei be 
trieb. Auch seine Mutter, eine geborene Breithaupt 
aus der bekannten Mechanikerfamilie, war eine Kasse- 
kanerin, so daß er, obwohl in Rotenburg geboren^ 
aber in Kassel aufgewachsen, sich ganz als Kasselaner 
fühlte. Als primu3 omnium des Jubiläumsjahres 1879 
verließ er das Lyceum Fridericianum, studierte Germa 
nistik und Geschichte, promovierte zu Straßburg als 
Schüler Wilh. Scherers und begann auch dort seine 
bibliothekarische Laufbahn. 1889 wurde er Assistent an 
der Kasseler Landesbibliothek und 5 Jahre später mit 
der Verwaltung der Fuldaer Landesbibliothek beauf 
tragt. Ein nervöses Leiden, das eine stetige für seinen 
Berus erforderliche Tätigkeit hinderte, zwang ihn trotz 
seiner unleugbaren Begabung und tüchtigen Kenntnisse 
dem bibliothekarischen Beruf zu entsagen. 1902 wurde 
er Lehrer zu St. Goarshausen, ließ sich dann 1904 als 
Privatlehrer, Redner und Schriftsteller zu Bronzell 
nieder und siedelte schließlich nach Holstein und 1907 
nach Hamburg über, wo er eine „Allhessische Aus- 
.kunfter für wissenschaftliche Anfragen aller Art" be 
gründete. Von 1892—95 redigierte er die Touristischen 
Mitteilungen aus beiden Hessen und Nassau. Von 
seinen selbständigen Schriften seien „Der Name Hessen 
und das Chattenland" (1889), „Geschichtsbilder aus der 
Kasseler Vergangenheit" (1891) und „Der Schimmel von 
Bronzell" (1900) erwähnt. Als Mitarbeiter des „Hes 
senland" veröffentlichte er u. a. eine Übersicht über die 
Landgraf Philipp-Literatur (1904). Seelig war eine 
hochbegabte Natur mit vortrefflichen namentlich histo 
rischen und genealogischen Kenntnissen aus der hessischen 
und fuldaischen. Geschichte, aber die unstete Hast und 
nervöse Unruhe seines Wesens ließ seine reichen Gaben 
nicht zur Entwicklung kommen. Bezeichnend für ihn ist, 
datz er seit dem 400. Geburtstage Philipps des Groß 
mütigen seinen Schriftstellernamen „aus zwingenden 
Gründen" in S e e l i n g abänderte (vgl. Hessenland 18, 
343) und später noch einmal eine solche Namensänderung 
in Seelick vornahm, die er öffentlich ankündigte. L. 
Am 15. Februar verstarb zu Hilders im 79. Lebens 
jahr der zu Kassel geborene Pfarrer Breitung. 
Im Jahre 1864 zum Priester geweiht, war er längere 
Zeit Religionslehrer in Fulda und wurde 1873 Pfarrer 
in Hilders. Er war ein großer Freund der Rhön, 
seit Jahren Vorsitzender des Rhönklub-Zweigvereins 
Hilders und stolz aus sein Milseburggebiet. 
Am 16. Februar starb zu Straßburg im Elsaß an 
einer schweren Lungenentzündung der Professor der Geo 
graphie und Ethnologie an der dortigen Kaiser-Wil 
helm-Universität Georg Gerland, nachdem er am 
19. Januar sein 86. Lebensjahr vollendet hatte. Aus 
Kassel gebürtig, war er zwei Jahrzehnte lang Gym 
nasiallehrer in Hanau, Magdeburg und Kassel, ehe er 
— sofort als ordentlicher Professor — ins akademische 
Lehramt trat. Er hat sich außer durch treffliche anthro 
pologische und ethnologische Arbeiten durch seine er 
folgreichen Bestrebungen auf dem Gebiete der inter 
nationalen Erdbebenforschung verdient gemacht. Her 
vorzuheben sind namentlich seine ausgezeichnete Bear 
beitung des letzten Bandes von Th. Waitz' „Anthro 
pologie der Naturvölker" und sein vielgebrauchter „At 
las zur Völkerkunde" (1891-^92). Auch seine sagen 
geschichtlichen und sprachwissenschaftlichen Arbeiten sind 
zum Teil nicht ohne Bedeutung, so namentlich seine 
Forschungen über Flutsagen. Seit seiner Berufung an 
die Straßburger Universität wandte Gerland sein beson 
deres Interesse der Geophysik, vor allem der Erdbeben 
forschung, zu. Seit 1887 gab er die „Beiträge zur 
Geophysik" heraus. Auf seine Anregung wurde vor 
drer Jahrzehnten von etwa zwanzig europäischen und 
außereuropäischen Staaten die Internationale Seis 
mische Assoziation ins Leben gerufen, deren Zentral 
stelle nach Straßburg gelegt und seiner Leitung anver 
traut wurde. Auch die Leitung der auf sein Betreiben 
errichteten „Kaiserlichen Hauptstation für Erdbeben 
forschung" wurde ihm 1900 übertragen. Seit 1910 
hatte sich der Gelehrte von der akademischen Lehrtätig 
keit zurückgezogen und war nur noch schriftstellerisch 
tätig. 
Am 20. Februar verstarb fast 78 jährig der Kastellan 
an der Kasseler Gemäldegalerie Friedrich Kann. 
Seit 1858 beim Kurfürstlichen Marstall angestellt, be 
gleitete er den Kurfürsten in die Verbannung nach 
Prag, wurde dessen Leibreitknecht und gehörte zu denen, 
die 1875 die Leiche ihres einstigen Landesherrn nach 
Kassel zurückführten. Seit 1885 war er bei der Ge 
mäldegalerie und zwar seit 1906 als Kastellan angestellt. 
Im Alter von erst 57 Jahren verschied zu Kassel 
der Baurat Anton K a r st. Als junger Architekt 
war er in den achtziger Jahren von Darmstadt nach 
Kassel übergesiedelt. Als Hochbausachverständiger war 
er Mitglied des Kasseler Magistrats, auch war er Mit 
glied der städtischen Kunstkommission. Außer dem Hof 
theaterneubau am Friedrichsplatz schuf Karst u. a. das 
Landesversicherungsgebäude, die Handelskammer und die 
Villa des Geheimrats vr. Karl Henschel. 
Das Kasseler Musikleben erlitt einen empfindlichen 
Verlust durch das am 7. März erfolgte Hinscheiden des 
Lehrers am Lyceum und Oberlyceum Musikdirektor 
August Klein. Er war 1854 zu Somplar im 
Kreise Frankenberg geboren, kam 1876 an die Bürger 
schule in Kassel und 1890 an das jetzige Lyceum, wo 
er Nachfolger des Musikdirektors Brede wurde. Klein 
war lange Jahre hindurch Leiter des Kirchenchores zu 
St. Martin und Dirigent des „Liederkranz". Weithin 
bekannt wurde er durch eine stattliche Reihe von Ge 
sängen für Männer- und gemischten Chor. Seine 
Motetten und Chöre wurden viel gesungen und eben 
so sein bekanntes Lied „Daheim", das er zur Tausend 
jahrfeier Kassels vertonte. 
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Hessische Bücherschau. 
Hessische Biographien (Arbeiten der Histo 
rischen Kommission für das Großherzogtum Hessen). 
In Verbindung mit Karl Esselborn und Georg 
Lehnert herausgegeben von Herman Haupt. Bd. l, 
Lieferung 4. Darmstadt 1918. Großh. Staatsverl. 
M 3.—. 
Mit diesem vierten Hefte wird der erste Band dieses 
inhaltreichen Werkes abgeschlossen. Unser voller Dank 
gebührt den verdienten Herausgebern und ihren Mit 
arbeitern, die keine Mühe gescheut haben bei der 
Sammlung und Verarbeitung des umfangreichen Stoffes. 
(Über die drei ersten Hefte habe ich im Jahrg. 1913, 
S. 338; Jahrg. 1914, S. 94; Jahrg. 1915, S. 95 
des „Hessenlandes" berichtet.) Unter den Persönlich 
keiten von allgemeinerem Interesse finden wiv den 
Fürsten Ludwig zu Solms-Hohensolms- 
Lich, dessen Lebensbild von seinem Großneffen, dem 
Fürsten Karl entworfen ist, der eine erschöpfende Dar-
	        
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