nadj dem Brunnen kamen. Es war ja damals
ein beliebtes Vergnügen der Göttinger Studenten,
namentlich zu Pfingsten, Kassel und die Wilhelms
höhe zu besuchen. Die Reise wurde über Drans
feld und Münden zu Pferde gemacht. Daß es dabei
manchmal für die des Reitens nicht völlig kundigen
jungen Leute nicht ganz glatt ablief, beweist ja
der in Ernst Kochs „Prinz Rosa Stramin" so
köstlich geschilderte Pfingstritt des Kandidaten der
Theologie Erasmus Gabelstich. Mancher wurde
von der herrlichen Umgebung Kassels begeistert.
So soll Hölty auf einem solchen Ritt beim An
blick des Kasseler Tales vom Sandershäuser Berg
aus seine bekannten Verse gedichtet haben:
„O wunderschön ist Gottes Erde
Und wert, darauf vergnügt zu sein!
Drum will ich, bis ich Asche werde,
Mich dieser schönen Erde freun!"
Namentlich zu Pfingsten kamen die jungen Leute
in ganzen Scharen nach Kassel, lagerten aus dem
Rasenplatz hinter dem Wilhelmshöher Schlosse, den
ihnen der Kurfürst freigab, und gefielen sich darin,
den alternden Landgrafen durch allerlei Scherze,
riesige Zöpfe u. dergl., zu verspotten. Er ließ sich
dadurch nicht aus der Ruhe bringen. „Laßt die
jungen Leute gehen, sie bringen Geld ins Land",
war seine Entgegnung auf etwaige Vorhalte, daß
die jungen Leutze es zu arg trieben. Daß aber
doch nicht alle Leute das oft recht unpassende
Benehmen der Studenten billigten, beweist ein
Brief Wilhelm Grimms an Suabedissen vom
25. August 1818: „Die Studenten haben sich auch
plump und roh benommen. Ich habe hier zu
Pfingsten selbst gesehen, wie ganz gemein und
sittenlos diese sind. Daß sie sich z. B- große.
Zöpfe von verschiedenen Farben anhängen und in
der Stadt damit umherzogen, war nichts als eine
Frechheit, denn der Spaß davon ist längst bis zum
Ekel abgenutzt. Die Musiker in der Aue warfen sie
mit Erde und einem ganz sittsamen Mädchen rissen
sie das Halstuch weg.". Auch am Hofgeismarer
Brunnen und in der Stadt Hofgeismar, wo ein
mal 22 Studenten in einem Trupp eintrafen, in
die verschlossenen Räume des Traiteurs einbrachen
und dann, da ihnen das Pharospiel nicht ge
stattet wurde, nach Pyrmont weiterritten, benah
men sie sich nach Sattlers Schilderung stellenweise
derart, daß es mir unmöglich ist, hier Einzelheiten
wiederzugeben.
Die Kosten eines Badeausenthaltes in Hofgeis
mar waren damals nicht sehr hoch. Sattler ver
zeichnet 1792 bei einem zehntägigen Aufenthalt
für drei Personen 40 Taler 29 Albus (122 M
80 Pf.). Freilich ließ er sich einen Teil der nötigen
Lebensmittel aus seinem eigenen Geschäfte in Kassel
nach dem Brunnen kommen. Er verzeichnet in
dieser Beziehung Gemüse aller Art, Artischocken,
Rheinlachs, einmal 25 Zitronen zu Punsch, ein
anderes Mal ein Fäßchen Heringe, dann wieder
16 alte Heringe und vier Milchbrote. Es ist wohl
anzunehmen, daß er diese Lebensmittel auch zur
Bewirtung befreundeter Badegäste verwendet hat.
1793 kostete ihm ein 17 tägiger Aufenthalt mit
Frau, drei kleinen Kindern und Dienstmädchen
53 Taler 11 Albus 4 Heller (100 M 09 Pf.),
46 Flaschen Wein, 2 Pfund gebrannten Kaffee,
3 Pfund Zucker, 6 Zitronen, 2 Fäßchen neue He
ringe, Butter, Käse, Lichter, 1 Pfund Rauch- und
1 Pfund Schnupftabak. Er begleitet diese Auf
zeichnung mit der Bemerkung: „Das war fett".
Eine starke Ausgabe erforderten damals schon die
Trinkgelder. 1795 zahlte Sattler bei der Abreise
solche an des Burggrafs Mädchen, den Brunnen
meister, dessen Knecht, den Hauskellner, den Re
misenaufsichter und den Aufpacker.
Eine unangenehme Überraschung brachte gelegent
lich eine Überschwemmung, die die von Gewitter
regen angeschwollenen Gewässer der Esse und der
Lempe herbeiführten, wobei die Badeanlagen unter
Wasser gesetzt wurden. Am 31. Juli 1795 kam
die Überschwemmung so schnell und überraschend,
daß die landgräfliche Tafel, die in der Brunnen
allee stattfinden sollte, schleunigst in die Galerie
verlegt werden mußte. „Alles", schreibt Sattler,
„war wie ein See anzusehen."
(Schluß folgt.)
Weihnachlslicht!
Wie wundersam, dies Weihnachtslicht!
Marias holdseliges Muttergesicht,
In ihrem Schoße das göttliche Kind,
Vor dem wir mit Königen Bettler sind, —
Und über dem Dach der Sterne Bestrahl
Kassel.
In unserm dunklen Heimattal —
Das hat meine Seele ewig gesehn;
Wie könnt' ich's verstehn,
Was immer wieder mich innig durchbebt!
Ich lebe, ich habe ewig gelebt.
Heinrich Bertelmann.