ten Augenkranken ihre Brillen nsiv. niederlegten.
Auch Sammelbüchsen waren hier aufgestellt, in die
die Geheilten aus Dankbarkeit, die uoci) Heilung
Suchenden in Hoffnung auf guten Erfolg ihrer
Knr Gaben für ihre ärmeren Leidensgenossen ein
legten. Melander soll nach de Beaumonts Bericht
täglich 6 bis 7 Taler gespendet haben. Der Stadt
rat oo» Hofgeismar ivar — was wohl dringend
nötig war — bestrebt, für Ordnung und Ruhe
unter der großen Menge der Lagernden zu sorgen
und hatte zwei Ratsherren aus seiner Mitte mit
der Aufsicht an der Quelle betraut. Ihre Auf
gabe wird wohl schver genug gewesen sein.
(Fälschung folgt.)
Kassel und Darmstadl.
Ein Rückblick auf den hessischen Bruderzwist.
Bon Philipp Losch.
(Schluß.)
Landgraf W i l h e l m IX., der eitlen ausge
sprochenen Traditiotls- und Familiensinn hatte,
tvar übrigens der erste, der den Versuch machte,
das gespannte Verhältnis zwischen den Bruder
linien wieder freundlicher zu gestalten, und nicht
ohne Erfolg. Schon als regierender Graf voll
.Hanau knüpfte er freundnachbarliche Beziehungen
zu Darmstadt an, war oft zu Besuch am dortigen
Hofe und erreichte dadurch nicht nur den fried
lichen Abschluß des langjährigen Streites um Ba
benhausen, sondern auch die Anbahnung eines
freundschaftlichen Verkehrs mit den jüngeru Prinzen
des Hauses, die ebenso wie die große Landgräfin
Karoline ihn in Hanau wieder besuchten, wenn
auch die beiden Landgrafen Ludwig VIII. und
Ludwig IX. zu seinem großen Leidwesen den Weg
zu ihm nicht fanden.
Erst Lud w i g X., bei dessen Hochzeit Wilhelm IX.
Brautführer gewesen war, .kam im Juni 1791
zu einem mehrtägigen Besuch nach Kassel, wo seit
1628 kein regierender Fürst der jüngeren Linie
sich hatte blicken lassen. Er brachte bei dieser Ge
legenheit den Plan mit, angesichts des revolu
tionären Geistes an Deutschlands Grenzen einen
„Bund teutscher Fürsten zur Erhal
tung teutscher Verfassung" zu grün
den, an dessen Spitze beide regierenden Landgrafen
von Hessen stehn sollten. Daraus wurde nun frei
lich nichts und im weiteren Verlauf der Revolution
gingen beide Linien wieder verschiedene Wege.
Der dem gefährlichen Brandherde (namentlich durch
seine oberrheinischen Besitzungen) nähere Darm
städter wagte nicht so tatkräftig gegen die Revo
lution aufzutreten, wie der Kasseler Landgraf,
aber er hielt dann länger aus im Kampfe als
dieser, der im Fahrwasser der reichsverräterischen.
Politik Preußens sich notgedrungen an der Schmach
von Basel (1795) beteiligte, während Darmstadt
erst 1799 seine Neutralkonvention mit der fran
zösischen Republik abschloß.
Landgraf Ludwig X. war ein besserer Real
politiker als sein durch grimmigen Franzosenhaß
und schroffste Abneigung gegen den revolutionären
Zeitgeist geleiteter Kasseler Vetter. Dieser errang
zwar durch den Reichsdeputationshauptschluß von
1803 endlich das Ziel seines heißen Sehnens,
den Kurhut, aber der war inzwischen so gut
wie wertlos geworden, und die gleichzeitig erwor
benen mainzischen Ämter bedeuteten nur eine kärg
liche Abfindung für das verlorene St. Goar und
Rheinfels. Der Darmstädter dagegen verlor zwar
einen Teil der lichtenbergischen Erbschaft am Ober
rhein, konnte dafür aber soviel mainzische, köl
nische usw. Landesteile erwerben, daß er sein
Gebiet verdoppelte und nun an territorialer Macht
dem Chef des Gesamthauses nicht mehr nachstand.
Und 3 Jahre später war Hessen-Darmstadt ein
Großherzogt nur, wenn auch von Napoleons
Gnaden, das Kurfürstentum Hessen-Kassel aber
von der Landkarte verschwunden, und sein Fürst
ein landflüchtiger Mann. Die Restauration nach
den Befreiungskriegen schuf wieder eine Art von
Ausgleich und eine territoriale Abrundung beider
Lande, wobei Darmstadt die Souveränität über
Homburg verlor, doch ging es seitdem mit der äl
teren Linie, deren regierende Fürsten weniger als die
der jüngeren die Zeichen der Zeit verstanden, lang
sam bergab. Kurfürst Wilhelm I. mußte 1818
seinen Traum von einer hessischen Königskrone
endgiltig begraben, der von der jüngeren Linie
erfolgreich bekämpft worden war. Noch einmal
fanden sich beide Hessen zusammen in dem Be
streben, bei der Begründung des deutschen Buudes-
heeres ihre Wehrmacht in einem Armeekorps unter
gemeinsamen Oberbefehl zu vereinigen. Es schei
terte an dem Widerspruche Preußens, und statt
dieser natürlichen Vereinigung kam die sinnlose,
weit entlegene heterogene. Kontingente umfassende
Formation des VIII. und IX. Bundeskorps zu
stande. Mit seinein Anschluß an den Berliner Zoll-
. verein fiel Darmstadt ganz aus seiner historischen
Rolle und half Kleindeutschland und Großpreußen
vorzubereiten. Der 1828 zu Kassel abgeschlossene
Mitteldeutsche Handelsverein wurde dadurch lahm-