Full text: Hessenland (33.1919)

SÄE- 160 SÄE, 
Gebäude sollte somit an der Randstraße der Oberneu 
stadtsiedlung die stattliche Längenausdehnung von 
nicht weniger als 148 Meter erhalten und würde einen 
trefflichen Abschluß der Schönen Aussicht gebildet 
haben, die damals häßliche Zahnlücken aufwies und 
auch heute in der Fortsetzung der Schloßgebäude 
noch nicht als vollendet anzusehen ist. Das Projekt 
soll in einer in Vorbereitung befindlichen Arbeit des 
Verfassers über das Stadt- und Land-Siedlungswesen 
in Hessen eine eingehendere Besprechung erfahren. 
Satznamen als hessische Familiennamen. 
Der Name gehört eng zu der Person, die ihn 
trägt; er läßt sich nicht ausziehen wie ein Rock oder 
abschütteln wie ein welkes Blatt. Das gilt be 
sonders von unseren heutigen Verhältnissen, in 
denen der Name in den Büchern des Standesamtes 
und an anderen geeigneten Stellen niedergelegt und 
amtlich festgestellt ist. Früher war man sorgloser, 
da flutete alles hin und her, alte Namen wurden 
vergessen, und rasch war der Volksmund geschäftig, 
neue Namen zu erfinden und diesem oder jenem 
anzuhängen. Am merkwürdigsten muten die Satz 
namen an, die heutzutage zum größeren Teile 
wieder abgeschafft, zum kleineren Teile verkürzt und 
unkenntlich geworden sind. Es ist ein seltener Fall, 
daß die Verkürzung eines solchen Namens nach 
gewiesen werden kann: in langen hessischen Akten 
von 1498 wird Hermann Loppemiaoke (Hermann, 
der den Kopf im Nacken trägt) manchmal auch 
Hermann Loppen oder Lepen genannt, und die 
letztere Verkürzung hat sich erhalten, aus Loppen 
wird dann allmählich Läppen. Bei den meisten fol 
genden Namen wird die heutige Gestalt so leicht nicht 
festzustellen sein, abgesehen davon, daß gewiß 
eine große Zahl der Familien oder wenigstens 
ihre Namen ausgestorben sind. Darum mag eine 
Aufzählung und kurze Deutung fast überall ge 
nügen. 1266 Rradegaim: brate die Gans! 1483 
Oebenlecker: dehne das Leder! 1262 Oruekepben- 
nino: drück jeden Pfennig erst in der Hand herum, 
ehe du ihn ausgibst! 1389 Ouerebdenbuez: dring 
oder spring durch den Busch! 1354 Virlusäieb- 
nicht: verlier dich nicht im Walde oder im Dun-, 
fein f 1292. Volgenach, 1342 Folgenach: folae 
Nack! 1430 Furindslande: fahr ins Land! 1455 
Gelämaebe: mache Geld, präge Münzen! 1344 
Gernegroz; einer, der gern groß sein will. Dieser 
Name kommt noch vor, vielleicht auch im Hessischen. 
1389 Gris czu, 1450 Griffczu: greif zu! 1450 
Hassenslaff: haß den Schlaf! Mit dem Zeitworte 
basseu sinck mehrere Namen zusammengesetzt, am 
bekanntesten äst das bis in die Neuzeit blühende 
Geschlecht Ha88enpflug: haß den Pflug! 1385 
Febe8irit. 1456 Ueben8triid: fang Streit an! 
Plattdeutsch: hebbe strit, wobei dgs bebden dem 
hochdeutschen Zeitworte „haben" entspricht. 1395 
Lratzentüfei: kratz den Teufel! 1453 Lunppe- 
trung: trink ans dem Kumpfe, wenn du keinen 
Becher hast, oder dir der Becher zu klein ist! 
1430 Platzinßf eit : Platz ins Feld, brich mit Ge 
räusch ins Feld ein! Um 1250 Rekkebuob: recke 
den Bauch! 1367 Regkefleichs : recke das Fleisch! 
1352 Reckyesen: recke das Eisen! 1454 Rare den 
ring (dreiteilig geschrieben): setz den Ring in Be 
wegung! Ob mit dem Ringe ein Türklopfer ge 
meint ist oder, weniger wahrscheinlich, der Ring 
des Panzerhemdes, läßt sich schwer behaupten; 
den:: irgend ein anderer Reif kann ebenso in Be 
tracht kommen. 1443 Leboetefel: schüttele das 
Fell! 1356 Lebindengà: schinde den Gast, zieh 
dem Gaste das Fell über die Ohren! 1267 
Leindeleib, 1301 Lebindeleib: zieh dem Leibe (des 
Tieres?) die Haut ab, mißhandele den Leib! Um 
1270 Leo^venvuz: schau den Fuß! Wohl von 
einem gesagt, der immerfort vor sich hin, aus den 
Boden sieht. Die hessische Familie Schaufuß ist 
bekannt. 1277 Llint^veeebe: schling die Wecke 
hinunter! 1300 Slitzwecke: spalte die Wecke! sieht 
einer Ableitung oder Umbildung von Schling 
wecke ähnlich. 1472 Lmegpeffer: schmeck Pfeffer! 
1239 Lezepant, 1332 Leozepband: setz ein Pfand, 
sonst erhältst du kein Geld oder wirst nicht frei 
gelassen! 1274 8par^va886r: spar das Wasser! 
1454 Lpringindiekole: spring in die (glühenden) 
Kohlen! 1414 Lpringrraeßir, 1448 Lpringinß- 
wasßer: spring ins Wasser! Die erstere Namens- 
form könnte auch Quellwasser bedeuten. 1354 
Ltiebentufel : stich den Teufel! 1458 8topp63agke: 
stopf den Sack! 1263 Ltreekeriemo: streck den 
Riemen! 1457 Luebenbunckt: such den Hund! 
1389 Luebtvvalt, 1455 Luebe^valt: such den Wald 
auf! 1280 Swendebecherh : schweng den Becher! 
1318 lobenieb: tobe nicht, mach keinen Lärm! 
1451 Toslach: schlag zu! Eine Familie Zuschlag 
ist an mehreren Orten in der Gegenwart nach 
zuweisen. 1454'Tuteludt: tute laut, lieber Nacht 
wächter, damit recht viele deine Wachsamkeit 
merken! 1305 Zuchescuert: zück das Schwert! 
1267 Zukeducb: zieh das Tuch, damit es glatt wird ! 
Dr. A. 
Sommer. 
Noch zittert in der Seele nach 
Ein Klang der hohen Frühlingszeit, 
Da spinnt der helle, müde So'mmertag 
Schon seine Träume nah und weit. 
Kassel. 
Und über Garten, Weg und Feld 
Schwebt leis ein andachtsvolles Lied; 
Das stille Reifen in der Sommerwelt 
Wie Friede in mein Herze zieht. 
Gottfried Buchmann.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.