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men Sje ihn gütig an und mit derselben Liebe,
womit ich ihn Ihnen übergebe. Mögte er Ihnen
alle Verehrung und Dankbarkeit zurufen, die
mich für Sie erfüllt, womit ich lebe und gern bald
sterche, wenn es Gott gefällt. Der Wunsch ist
erlaubt; ob ich endlich so weit bin, daß ich dank
bar und zufrieden auf den dunklen, geheimniß
vollen Pfad zurücksehe, den ich wandten mußte
— es ist so weit überstanden. Dankbar erkenne
ich den inneren Seegen und den ewigen Nutzen,
der daraus hervorging — vor allem auf die
Freunde, die mir Gott gab, die ich nur so er
halten konnte. Sehnsuchtsvoll blicke ich in die
nahe Zukunft, die alle Rätsel lösen und mich
wieder mit denen vereinigen wird, in denen
ich so Viel verlohn
Vergeben Sie, daß ich Sie so lange heute
aufhielt, an dem Krüppel Fest, das Sie Ihrem
jungen Völkchen geben. Ich bin nicht wohl,
angegriffen und erkältet, daß ich auch wie
Iii 6 r 686 noch schlechter aus den Augen sehe
wie sonst, aber mit immer gleichen Gesinnungen,
die Sie kennen
die Ihrige
Charlotte.
6 .
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An diesem stillen Sontag Morgen setze ich
mich zum Schreiben an Sie, Gute, Theure!
hin, um Ihnen etwas an Ihr gütiges Herz zu
legten, was auf dem meinen liegt; es sollte
schon ein paar Tage geschehn, aber mir fehlte
die nöthige Stille und Augenkrafft. Wenn ich
nun nur ungestöhrt bleibe. Ein Vorwort haben
Sie zu erwarten. Eingedenk, wie oft Sie, gütige,
sehr gütige, wahrhaft Herzens Gütige! mir ein
Vörwort erlaubt hablen, wage ich es aufs neue.
Ich habe nemlich mit Erstaunen, gerührt und
mit recht dankbarer Freude, das mehr als
Fürstliche, reiche, großartige Geschenk des Hrn
v. Waitz für die Armen in der Zeitung gelesen 4
Gott segne den Mildthätigen, edlen, menschen
freundlichen Mann ferner, der ihm schon zu
reichem Jrrdischen das noch reichere, himm
lische Gemüth verlieh, 8 o viel missen zu
können! Es ist eine gar schöne Handlung! Daran
nun mögte ich Anspruch machen, für eine recht
4 Nach einer Bekanntmachung der Armenverwaltung
der Residenz vom 29. Januar 1839 hatte Baron Waitz
v. Eschen die ihm als Vertreter des Landgrafen Karl
von Hessen-Philippsthal-Barchfeld auf dem Landtag zu
stehenden Diäten im Betrag von 1044 Talern für die
Kasseler Armen, besonders für reichere Gaben an Brenn
material, zur Verfügung gestellt.
würdige, bedürftige, ja Nothleidende Familie.
Es ist für den armen Schuster W.^ und die Sei-
nigen; sie bekommen statt Armengeld freie Woh
nung in der Kaserne; die Schusterey kann er
nicht treiben, aus Armuth, auch ist er zu krafft-
los, er war lange krank und leider schon wahn
sinnig — wohl durch Elend, und die Rückkehr
dieses Unglücks droht immer — Seit einem Jahr
erst habe ich das innere Elend näher kennen
lernen, und auch die sehr Achtungswerthen Eigen
schaften dieser Leute, und ich sage mit Über
zeugung: sie gehören gewiß zu den vorzüglich
würdigen Armen. Die eine Tochter war zwei
Jahre meine Aufwärterin; jetzt dient sie, hat
aber nichts übrig. Eine andre lernt das Schnei
dern und hofft dann die Elterir unterstützen zu
können; eine dritte ist schon im Stande etwas
zu helfen. Dann kommt ein Knabe, der in
der Lehre ist, also vier Jahre evhalteu werden
muß — dann zwei kleine von 10 und 6 Jahren.
Der ganze Erwerb liegt auf der unermüdl.
fleißigen, arbeitsamen Frau. Sie kennen ihre
Geburth? — Sollte man denken, daß der un
natürliche Vater gar nicht auf das Elend achtet!
in ihr und allen Kindern ist feiner Sinn und
Ehrgefühl, sie klagen nicht in der bittersten
Noth, aber sie sind auch alle fleißig, höchst red
lich, dankbar, ergeben und Gott vertrauend. Es
ist Freude etwas für sie zu thun — auch sind
sie nicht Rathlos; nach ein paar Jahren wird
es gewiß besser. In diesem Augenblick und
seit 14 Tagen hat sie bey einem Fall den Arm
verrenkt, und kann nichts thun, wodurch sie
sehr traurig ist — der kleine Junge liegt an
einem bösen Fuß. Vor ein paar Tagen ließ
ich etwas bestellen, und das Mädchen kam zu
rück und sagte, es sey gar kein Feuer im Ofen
gewesen und alle hatten still in der kalten Stube
gesessen — o Gott! — und das Elend, was
man nun nicht sieht! — mußte ich nicht an die
guten, armen Leute denken, wie ich an H. v.
W. dachte? Sorgen Sie, möglichst, meine liebe,
liebe, gütige Freundin! Gott hat Ihnen beiden,
zu der großen Last die er Ihnen auflegt, auch
Mittel verliehen, viel Elend zu erleichtern, und
Herzen, die sich darin erquicken und stärken.
Ich weiß leider, wie viele der Nothleidenden
sind, aber es ist doch aud/ eine bedeutende
Summe. Vor mehr Jahren schickten Sie mir
einmal Etwas zur Vertheilung? das geht wohl
nicht? Es würde mich sehr freuen. Auch meine
alte Wittwe W.^ darf ich Ihnen empfehlen.
5 Im Original ist der Name ausgeschrieben,
b Im Original ist der Name ausgeschrieben.