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„Soll man am Sabbath Gates tun, oder Böses
lim?" Daß wir an dem einen Sonntag Niet
Männer finden, die Witwen in ihrer Not bei
stehen, das deutet auf eine feste Sitte. Wie wäre
es, wenn wir wenigstens für die Kriegszeit einmal
eine ähnliche Sitte ins Leben rufen könnten? Da
ist mancher, der sich noch gut helfen kann. Wenn
so einer nun, weil es in der Woche durchaus nicht
gehen will, au einem Sonntag - Nachmittag einer
Witwe oder einer bedrängten Kriegerfrau in ein
paar Stunden eine dringende Arbeit erledigte! Der
Name eines solchen Mannes würde auch später noch
mit Achtung genannt werden, und unser Gott im
Himmel würde an solchem Tun sein Wohlgefallen
haben.
Eine wüste Sonntagsszene in dem Breitenbach
des Jahres 1579 hat unsre Aufmerksamkeit ange
zogen. Dank diesen vier barmherzigen Männern,
daß wir mit einem erhebenden Gefühl uns von
dem Bilde abwenden können!
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Die Glocken der katholischen Sl. Elisabethkirche
am Iriedrichsplah zu Kassel.
Von Otto Gerland
Schon mehrfach habe ich Gelegenheit gehabt, im
„Hessenland" Beziehungen zwischen Kassel und
Hildes heim zur Sprache zu bringen, hier soll
ein Gleiches geschehen, und zwar bezüglich der
Glocken auf der St. Elisabethkirche zu Kassel, die
lange Zeit das schönste Geläute in Kassel bildeten.
Ich werde dabei zu dem verdienstvollen Buche des
Herrn Dechanten Leop. M. El. Stoff, „Die
Katholiken in Kassel" (Kassel 1899), einige Er
gänzungen und Berichtigungen bringen, stütze mich
aber im wesentlichen auf die archivalischen und
sonstigen Studien, die ich für meinen, in der Zeit
schrift des historischen Vereins für Niedersachsen
Jahrgang 82, S. 246 ff. veröffentlichten Auf
satz: „Die Aufhebung der vier lutherischen Kirchen
in Hildesheim im Jahre 1809" gemacht habe.
Von den in Hildesheim zu Anfang des 19. Jahr
hunderts bestehenden 8 lutherischen Kirchen mußten
4 als überflüssig aufgehoben werden, um das
äußerst geringe Gehalt der danach noch übrig
bleibenden Geistlichen zu verbessern. Diese Auf
hebung geschah durch! Dekret des Königs I e x ö m e
vom 26. Mai 1809. Von dieser Aufhebung wurde
nun auch die Georgenkirche betroffen, die
aber nicht eine frühere Deutschordenskirche, son
dern eine Pfarrkirche mit einem nicht geringen
Sprengel und mit einer reichen Ausstattung war.
Auf dem Turme dieser Kirche hingen 3 Glocken,
von denen nach amtlicher Wägung die eine 221/2
Zentner 10 Pfund, die zweite 14i/ t Zentner 11
Pfund und die dritte (die kleine Bimmel genannt)
1 Zentner 3 Pfund wog, und die alle mit metalle
nen Zapfen, eisernen Klöppeln nebst Riemen und
hölzernen Glockenwellen versehen waren. Die Ge
meinde Burgdorf im Braunschweigischen wünschte
diese Glocken zu erhalten, dem stellten sich aber
unübersteigliche Hindernisse in den Weg. Nach
dem erwähnten Dekret vom 26. Mai 1809 Artikel 4
waren die aufgehobenen Kirchen mit ihrem Zubehör
dem westfälischen Minister des Innern zur Ver
fügung gestellt, so daß dieser damit machen konnte,
was er wollte. Nun wurde die Kirche /zu St. Elisa
beth Hofkirche des katholischen Königs Jsrome.
Sie hatte bisher keine Glocken führen dürfen, wes
halb das Gebäude, in dem sie sich mit den Woh
nungen des Geistlichen befand, das geistliche Haus
genannt wurde. Der frühere Dompropst und Weih
bischof Generalvikar zu Hildesheim Freiherr von
Wendt war zum Palastbischof des Königs zu Kassel
ernannt worden. Ihm war jedenfalls bekannt,
nicht nur, daß mit Aufhebung der vier Kirchen
in Hildesheim auch zahlreiche Glocken überflüssig
wurden, sondern auch, daß das Geläute der Ge
orgenkirche ein besonders schönes war. So dürfte
es auf seine Anregung zurückzuführen sein, daß
dies Geläute vom Minister des Innern für die
katholische Hofkirche zu Kassel in Aussicht genom
men wurde, was sich um so mehr 'empfahl, als diese
Glocken nichts kosteten, während der westfälische
Königshof stets in Geldverlegenheit war. Um
die Glocken in Kassel aufhängen zu können, be
durfte man aber eines Turmes auf der Kirche.
Doch auch hierfür wußte Palastbischof von Wendt
Rat. Er ließ ausmessen, wie groß der zur Auf
nahme der Glocken erforderliche Turm sein müsse
und veranstaltete dann eine Kollekte, aus deren Er
trag der Turm errichtet wupde. Am 20. April 1810
verfügte der Minister des Innern an den Prä
fekten des Okerdepartements zu Braunschweig, daß
er für die Absendung der Glocken nach Kassel
sorgen solle. Sie wurden am 3. Juni 1810 vom
Georgenturm abgenommen und am folgenden Tage
nach Kassel geschickt, wo man sie sehnlichst er
wartete. Die Kosten der Überführung trug die
westfälische Staatskasse. Die beiden größten
Glocken verdienen eine nähere Besprechung, wobei