7. Januar 1859): Dingelstedt erbittet sich Material
für seine Schillerrede zum 99. Geburtstage des Dich
ters und dankt dafür. — So mehren sich nach und nach
die Briefe, die das Mld des jungen und namentlich
Fuldaer Dingelstedt deutlicher ivcrdeu lassen.
K n u d s e n.
Hessische Bücherschau.
Das Haus Brabant. Genealogie der Herzoge
von Brabant und der Landgrafen von Hessen. Von
Dr. C. Knets ch. Darmstadt. Im Selbstverlag des
Historischen Vereins für das Großherzoqtum Hessen.
[1918.] 4 0.
Das der gesamten wissenschaftlichen Welt, besonders
aber den Hessen hiermit in seinem verheißungsvollen
1. Teil vorgelegte Werk verdient wahrlich eine Anzeige
im „Hessenland", um hierdurch recht vielen Bewohnern
und Freunden Hessens bekannt und vertraut zu werden.
Das trotz seiner Schlichtheit schon äußerlich prächtige
Heft, zu dessen Schmucke die von der Meisterhand
Otto Ubbelohdes beigetragenen heraldisch-getreuen und
doch wahrhaft künstlerisch empfundenen und wirkenden
vier Tafeln mit den Schildern Brabants und Hessens,
zu denen sich das bunte Titelbild gleichwertig gesellt,
ungemein beitragen, dürfte in keinem Hause Hessens
fehlen, das sich die Liebe zu seinem alten Fürstenhause
und das getreue Gedenken seiner Geschichte bewahrt hat.
Wenn in folgendem kurz der Inhalt nur in einer
einfachen Anzeige gegeben werden soll, so spricht
schon daraus, daß die Kritik einer derartig muster
haft durchdachten und tadellos durchgeführten Arbeit
gegenüber verstummt. Das ganze ist nach dem m. W.
zum erstenmal von P. Zimmermann in seiner „Stamm
tafel des Hauses Braunschweig" (1909) angewandten
streng wissenschaftlichen System angelegt. An der Spitze
steht eine kurze Einleitung, in der alle bisher über das
gleiche Thema als Handschrift überlieferten oder er
schienenen genealogischen Werke ihrem wissenschaftlichen
Werte nach gekennzeichnet werden; hingewiesen wird hier
besonders auf die in der Tat „auf den ersten Blick seltsam
anmutende Erscheinung, daß schon seit alten Zeiten
die Stammfolge der hessischen Fürsten in den in Hessen
entstandenen Bearbeitungen meist ihren Anfang nicht bei
den brabantischen Ahnen in den Niederlanden findet, son
dern daß die hessische Abzweigung des Brabanter Stam
mes auf den Stamm der thüringischen Landgrafen auf
gepfropft wird". Ein Vorwurf kann den alten Autoren
allerdings daraus nur schwer gemacht werden, denn schon
„Heinrich das Kind und seine Nachkommen streiften seit
dem Eintreten in das Erbe der Thüringer die Bra
banter Traditionen ab und setzten bewußt das thürin
gische Haus fort".
Die in diesem 1. Hefte gegebenen 20 Generationen sind
auf 5 Tafeln verteilt, deren jeder eine Aufzählung
ihrer einzelnen Persönlichkeiten vorangeht; in dieser wer
den bei jedem Namen nach kurzen Lebensdaten ausführ
lich und doch in knappster Form alle zu ermittelnden
urkundlichen, chronikalischen und literarischen Quellen als
Belege geboten, so daß einem jeglichen Leser die Nach
prüfung der Angaben ermöglicht ist. Die Reihe der
Fürsten beginnt mit Giselbert, dem Grafen vom Maas
gau und Schwiegersohn Kaiser Lothars, der zuerst im
Jahre 840 erwähnt wird; vielleicht aber läßt sich, wie
uns die „Zusätze und Berichtigungen" belehren, diese
Geschlechterfolge noch um weitere zwei Generationen
zurückleiten. Dem wohl mit Recht stolzen Ausblick auf
das ehrwürdige Alter dieses ältesten unserer jetzt noch
blühenden Herrscherhäuser Europas folgt nunmehr die
ununterbrochene Kette aller seiner Mitglieder, männ
licher und nwiblicher, bis aus Philipp den Großmüti
gen, den „Stammvater aller späteren Fürsten zu Hessen".
Sehr verständiger Weise sind auch die vielfach sonst in
genealogischen Werken verpönten Bastardkinder aufge
nommen, standen sie doch fast alle während ihres ganzen
Lebens jm dauernden engsten Zusammenhange mit dem
Fürstenhaus, dem ihre Männer in treuer Anhänglich
keit vielfach als bewährte Beamte und Diener schätz
barste Dienste leisteten.
Während Tafel III die wertvolle Genealogie des Bra
banter Hauses von der Mitte des 13. Jahrhunderts bis
zum Erlöschen dieses Stammhauses gegen Ende des
14. Jahrhunderts bringt, bieten uns Tafel IV und V,
mit Heinrich dem Kinde beginnend, die Geschlechtsfolge
seines hessischen Zweiges. Ihnen folgen zum Schluß
Sterbe- und Geburtsdaten einiger Mitglieder des
hessischen Fürstenhauses aus den Jahren 1366—1500,
aufgestellt um 1500, ferner ein Verzeichnis der be
kannten Brabanter Begräbnisstätten bis zu Philipp
dem Großmütigen, sowie endlich ein umfangreiches Ver
zeichnis der benutzten Literatur.
Wer nur einmal eine derartige, bis in älteste Zeiten
zurückgehende fürstliche Genealogie zu bearbeiten unter
nommen hat, wird den Fleiß erst richtig zu werten
wissen, der uns in diesem vorliegenden Werke entgegen
tritt. Daß trotz der schier erdrückenden Stoffmenge die
oft so verwickelten Einzelheiten durch den Satz- und
Typenwechsel uns erfreulich klar und durchaus übersicht
lich erscheinen, sei als ein ganz besonderes Verdienst
des Verfassers und der ausgezeichnet arbeitenden
Druckerei von Konrad Jung in Äroß-Steinheim a. M.
nicht zum mindesten hervorgehoben. Auch hierfür wie
für das ganze Werk sei ihnen und dem Historischen Verein
für das'Großherzogtum Hessen bestens gedankt.
Dr. O. G r o t e f e n d - Stettin.
Bertelmann, Heinrich. Hessische H ö h e n -
l u f t. Wanderbilder. 125 Seiten. Marburg
(N. G. Eltvertsche Verlagsbuchhandlung [G. Brauns)
1918. Preis 1,50 Mark.
Der alte Spruch: „Wer den Dichter will verstehn,
muß in Dichters Lande gehn" läßt sich auch umkehren
in dem Sinne, daß man sein Heimatland an der Hand
des Dichters durchstreifen soll, um es kennen zu lernen.
Ich wenigstens wüßte mir kaum einen besseren Geleits
mann durch unser Hessenland als Heinrich Bertelmann,
der uns soeben mit seiner „Hessischen Höhenluft" eine
Gabe schenkte, die weiteste Verbreitung verdient. Hier
redet ein Heimatdichter als Wanderführer zu uns, der
sich nicht darauf beschränkt, uns zu den bekanntesten
hessischen Bergen zu führen und alles aufzuzählen, was
von deren Höhen aus dem Blick erreichbar ist, sondern
der uns mit offenem Auge für die Schönheit der
heimischen Landschaft und regem Verständnis für die
an den jeweiligen Ort gebannte Sage und Geschichte
erst das richtige Schauen und Genießen zu lehren
weiß. Wie ganz anders kosten wir den Reiz einer
Stätte aus, wenn uns an ihr die Lieder aus alten
Göttertagen aufklingen, werkn sich uns die geheimnis
volle Sage offenbart und wir mit den geschichtlichen
Erinnerungen dieser Stätte vertraut sind. Das alles
und nicht zuletzt die Schönheit der hessischen Landschaft
will uns Bertelmann unaufdringlich und weitab von