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Tanzen 1 fl. Ein Jüngling fürstlichen Standes,
der den ersten Tisch wählte, konnte für sämtliche
Ausgaben jährlich mit 334 Gulden auskommen,
und es lag auf der Hand, daß es dabei eines starken
Zuschusses durch den Landgrafen brauchte, den
diese Stiftung denn auch mehr als 300 000 Gulden
gekostet haben soll. Die Stürme des dreißigjähri
gen Krieges ließen aber auch diese neue Gründung
nicht zur Blüte kommen; 1625 war sie, wohl auch
infolge der Pest, bei neun Professoren auf elf Zög
linge zusammengeschmolzen. Doch erst 1633 fand
sie endgiltig ihren Abschluß durch Vereiuignng
mit der damals gegründeten Kasseler Universität.
Nur noch die Inschrift über dem Durchgang zur
Fuldagasse 3 ), die den Sitz als eine Leuchte der
Weisheit und Tugend bezeichnet, und der früher im
Jnnknhof der Ritterakademie (Renthos 3), jetzt im
offenen Vorderhof des Renthofes stehende Apollo
brunnen mit seinen Emblemen der Künste und
Wissenschaften erinnert an die gut gemeinte, wenn
auch durch die Ungunst der Verhältnisse unfrucht
bar gebliebene Gründung dieses rührigen Mit
gliedes der keineswegs nur als Sprachgesellschaft
aufzufassenden Fruchtbringenden Gesellschaft.
Wenn die Kasseler Universität 4 ), von der nur
noch die Wenigsten wissen, auch nie überragende
Bedeutung gewann unb nicht einmal der Residenz
eine eigene Note zu leihen vermochte, so bleibt es
doch kulturhistorisch bemerkenswert, daß sie mitten
in den Nöten des Dreißigjährigen Krieges ins
Leben trat, soweit von Leben geredet werden kann.
Dem Willen des Stifters Wilhelms V. gemäß war
ihre vornehmste Ausgabe, das reformierte Be
kenntnis in Hessen zu sichern. Seit die frühere
Landesuniversität Marburg 1625 im Erbschafts
streit an Darmstadt übergegangen war, war sie
zu einer Lehranstalt des strengsten Luthertums ge
worden, der eine neue Pflanzstätte der reformier
ten Kirche gegenübergestellt werden sollte. Schon
3 ) Hessenland 1893, Seite 236.
4 ) W. Falckenheiner, in Zeitschrift des Vereins für
hessische Geschichte. Band 28 und 29.
1629 wurden in den Räumen der durch der Zeiten
Ungunst untergegangenen Ritterschule Vorlesungen
gehalten, 1633 fand trotz den beständigen Kriegs-
nöteu die feierliche Eröffnung statt. Erster Rektor
der Universität war jener streitbare Johann Cro-
cius, der noch im selben Jahre einen Leutnant,
der nachts in sein Haus zu seiner Tochter zu drin
gen suchte, im Handgemenge mit dem Hammer
niederschlug, aber aus. das Gutachten verschiedener
Universitäten hin freigesprochen wurde. Er hat
übrigens auch als Dekan an St. Martin lange
Jahre segensreich gewirkt, gleich seinem Amtsge
nossen, dem Superintendenten Theophilus Neu-
berger, dessen populäre Dogmatik der reformierten
Strömung in der Stadt erheblichen Vorschub
leistete. Es ist verständlich, daß inmitten des
Krieges in einem von der Pest durchseuchten Land
die Frequenz der Universität keine große sein
konnte. 1633 waren 66 — gegen 92 in Mar
burg — inskribiert, 1634 waren as 96 — gegen
78 in Marburg —, 1640 nur 9, 1641 gar 8, bis
erst nach dem Kriege die Frequenz > nieder eine
nussteigende Ziffer zeigte. Zwar hatte der Landgraf
eine Reihe von Stipendien gestiftet; wie sehr aber
schon in den vierziger Jahren die Universität den:
Verfall nahe war, zeigt eine Beschwerde sämtlicher
Stipendiaten an die Landgräfin Amelia Elisabeth
über die seit längerer Zeit unterbliebene Verpfle
gung; sie erklären, die Stadt verlassen zu müssen,
da sie wegen ihrer großen Armut und Verderbung
des Landes keines Hellers nrächtig werden könn
ten und manche von ihnen schon in etzlichen Tagen
fein Brot gehabt hätten. Trotzdem blieb die Uni
versität mit durchschnittlich 36 Studenten noch
bis zum Jahre 1653 bestehen; da Hessen-Kassel
wieder in den Besitz der Marburger Hochschule ge
langt war, hatte sie keine Existenzberechtigung
mehr in der .Hauptstadt, in der man ohnehin nicht
viel von ihr gewahr geworden war. Der Stadtrat
mühte sich zwar um ihre Erhaltung in Kassel, da
erst die Friedenszeiten Garantie für eine gedeihliche
Entwicklung böten, aber es blieb bei dem durch trif
tige Gründe gestützten Entschluß des Landgrafen.
Feldzugsdenkmünzen im kurhessischen Heere.
Von A. W o r i n g e r.
Quellen.
Hofmeister, Historisch-kritische Beschreibung aller hessi
schen Münzen. Band 2 .
Lebenserinnerungen des Geheimen Hofrats Ruhl. Hand
schrift im Besitze des Vereins für hessische Geschichte
und Landeskunde.
Kurhessische Gesetzsammlung, Jahrgang 1821, S. 77, 97.
Mit Beginn des 19. Jahrhunderts kam in
den deutschen Staaten der bisher nicht üblich ge
wesene Brauch auf, neben Ordensauszeichnungen
für hervorragende Leistungen an einzelne Teil
nehmer eines Feldzuges auch Feldzugsdenkmünzen
(Medaillen) auszugeben, die jedem, der einem