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drängt war, daß sie in einem Gliede dicht an einer
Mauer stand, was ihm augenscheinlich Vergnü
gen bereitete. Nachdem dann der Bataillonskom
mandeur, der spätere kurhessische General Bauer,
das Bataillon vorbeigeführt hatte, sagte der Kaiser
zu ihm: „Wenn die Truppen Ihres Herrn alle
so exerziert sind, so kann er sich gratulieren." Dem
Oberstleutnant Pleßmann, dem Regimentskom
mandeur, überreichte er das Kreuz der Ehren
legion, und dem Oberstleutnant v. d. Bussche,
den König Jsröme zur Begrüßung des Kaisers
entsandt hatte, trug er auf, dem Könige seine volle
Zufriedenheit mit dem Bataillon auszusprechen.
Am 24. Juni 1812 überschritt das 10. Korps
den Niemen (Memel), die 7. Division bei Lum-
pönen, die 27. (Preußen) bei Baubeln; das west
fälische Regiment ging bei Georgenburg über. Am
Morgen des 24. Juni 1812 erhielt der Oberstleut
nant Bauer den Befehl, über den Niemen zu setzen
und die Kosaken, die die Stadt Georgenburg besetzt
hielten, zu vertreiben. Da nur wenige Schiffe
vorhanden waren, konnte er nur 40 Grenadiere
mitnehmen, die wegen eines furchtbaren Gewitter
regens nicht einmal ihre Gewehre laden konnten.
Bauer selbst war der erste, der auf dem rechten
Ufer landete und damit der erste Soldat des 10.
Korps, der russischen Boden betrat. Nach hef
tigem Gefecht wurden die 80 Kosaken aus Ge
orgenburg vertrieben; Bauer machte sich auf einem
erbeuteten Kosakenpferd beritten.
Das 10. Korps blieb nun an den Übergangs
stellen im Biwak stehen bis zum 27. Juni. Man
hatte vom Feinde fast gar keine Nachrichten. Mac
donald, unter dem Bauer schon 1809 und 1810
in Spanien gedient hatte, schickte diesen deshalb
am 27. von Georgenburg aus zur Erkundung
vor. Bauer ging 5 Stunden weit vorwärts, traf
keinen Feind an und stellte fest, daß die Russen
in vollem Rückzug nach der kurländischeu Aa be
griffen seien. Macdonald ordnete infolge dieser
Meldung für den 28. Juni den allgemeinen Vor
marsch an. Die 7. Division ging über Ablenken
und Meldiglauken vor, die Preußen über Mondeli
Der sehr vorsichtige Macdonald traf trotz Bauers
Meldung umfassende Sicherungsmaßnahmen,' die
den Vormarsch sehr erschwerten. Hinter dem Dorfe
Stanginy stießen beide Divisionen zusammen. Die
7. Division kam zuerst an und blieb nun an der
Spitze. Da zwischen ihr und den Preußen der Troß
der 7. Division marschierte, der nicht militärisch
eingerichtet, sondern aus Bauernwagen (wir wür
den jetzt Panjewagen sagen) gebildet war, wurde
die preußische Division in ihrem Marsche sehr
behindert. Macdonald befahl deshalb, daß am
29. beide Divisionen in Reihen neben dem Troß
und in gleicher Höhe mit ihm marschieren sollten.
Das war bei den sehr breiten russischen Straßen
zwar möglich, aber die Schwierigkeiten wurden
nur noch größer, weil das geringste Hindernis,
das durch Schadhaftwerden eines Fuhrwerks ein
trat, nun das ganze Korps aufhielt. Vom 30. an
wurde deshalb der gesamte Troß hinter beide
Divisionen verwiesen. Am 1. Juli erreichte das
Korps Rosiena und biwakierte zu beiden Seiten
des Ortes, die 7. Division östlich, die preußische
westlich. Da man hier einen längeren Aufent
halt erwartete, baute man Lagerhütten. Die Be
völkerung nahm die Truppen gut auf. Man mochte
wohl damals schon hoffen, des russischen Joches
ledig zu werden. An Verpflegung mangelte es
nicht.
Nachdem am 6. Juli Teile des preußischen
Korps und von der 7. Division die Brigade
Ricard (Bayern und Polen) vorangeschickt waren
und General Jork am 12. Juli mit einem Teil
der preußischen Division gegen Memel entsandt
war, brach Macdonald endlich am 17. und 18.
Juli von Rosiena wieder auf und marschierte
gegen Bauske. Die Vorhut der 7. Division traf
am 18. vor dieser Stadt ein, vertrieb die schwache
russische Besatzung und ging weiter-über Schön
berg bis zur Düna. Hier nahm er eine Aufstel
lung derart, daß die 7. Division bei Friedrich
stadt und Jakobstadt stand und sich das Korps
von hier aus Dünaabwärts bis Riga ausdehnte,
zu dessen Belagerung die preußische Division be
stimmt war. . Sein Hauptquartier, das am 20.
Juli in Stabben gewesen.war, nahm der Marschall
am 21. in Jakobstadt und bestimmte das westfälische
1. Regiment zu dessen Deckung. Die preußische
Division hatte auf ihrem Vormarsch gegen das von
15 000 Russen besetzte Riga bei Eckau zwei sieg
reiche Gefechte gehabt. Die Russen gingen fort
während zurück und überließen dem 10. Korps das
linke Dünaufer.
Während nun in der folgenden Zeit die
Preußen Riga auf der Südseite einschlössen/
stand Macdonald mit der 7. Division ziemlich
untätig. Nur die 2. Brigade (Polen) und
2 Schwadronen des preußischen 1. Husaren-Regi-
ments wurden nach Jlluxt vorgeschickt, um gegen
Dünaburg zu erkunden. Am 28. Juli fanden die
Husaren den Brückenkopf v!on Dünaburg verlassen
und am 29. räumte der russische General Hamen,
der zur Rückendeckung des russischen Korps Witt
genstein mit 3300 Mann in Dünaburg stand,
auch diese Stadt selbst. In gewohnter russischer
Weise steckte die Nachhut, als sie am 31. die Stadt
verließ, die dortigen Magazine in Bi^and. Mac
donald ließ nun eine bereits bei Jakobstadt ge-