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friedlichen S cha ff en, das seine Würdigung
erfährt, rücken auch die Heldentaten der
hessischen Soldaten in den Waldkranz
zwischen Schloß und Mal, die mit den Namen
Rheinfels, Speierbach, Höchstedt,
Belgrad verbunden sind. Dem Siege von
Höchstedt, der in den 1. Gesang hineinklingt, ent
spricht der Sieg von Belgrad, der den Weihtag
auf seine Höhe führt. Somit rahmt das Kriege
rische das Ganze ein, das auch den Schlußgesang:
„Nach 200 Jahren" erfüllt. Neben dem
Erbprinzen Friedrich, dem Sieger, und
dem französischen .General Tallart, dem
Gefangenen, vertreten zwei Soldaten, Heinz-
Helwig, der Dragoner, der Tallart gefangen
nahm, und Frieder, der dem Erbprinzen bei
Speierbach das Leben rettete, das Heldenhafte.
Anthoni, Guerniero, Küpper, Klein
schmidt, Jüng-Philipp sind die Männer
der Arbeit. Im Kriegsrat Klaute erwacht
die Rückerinnerung. Der Humor ist an die Ge
stalten des Schloßkastellans, Hans Ho -
s e s und des Dunkelmanns O f f y r e u s gebunden.
Über dem Ganzen liegt der Ton reiner
Freude. Devise ist: Sei gegrüßt, gelieb
tes Leben! Dem entsprechen das Mahl auf
Weißenstein, an dem Tallart teilnimmt, wie
das Familienfest im Kupferhammer zu Ehren
des neugebackenen Gesellen, das >M a i f e st mit hem
Besuch der Vexierwassergrotte und dem Tanz einer
Menuette, wie der W e i h t a g mit seinen
mannigfachen Veranstaltungen, insbesondere mit
der Aufführung des S ch w ä l m e r Tanzes und
Beglückwünschung dreier Hochzeitspaare.
Wir geben aus dem Werke, das aus Ungunst
der Zeitverhältnisse einstweilen in Buchform nicht
erscheinen konnte, einzelne Proben.
I.
Aus: Die Meister.
„Durchlaucht, unsern Sorgenstein —
Dieser Bursch weiß ihn zu wälzen,
Alle uns're Not und Pein
Wird in seiner Flamme schmelzen." —
Und der Landgraf wendet sich
Prüfend rückwärts auf die Kunde, —
Und der Bursch bescheidentlich
Wagt sich aus dem Hintergründe.
Siedeheiß steigt ihm das Blut
Bis zu seinen braunen Locken.
Es entfiel ihm aller Mut
Und die Kehle klebte trocken,
Als der Fürst von Kopf zu Fuß
Mn betrachtete mit Güte:
„Also bringt der Fugend Gruß
Alle Werke doch zur Blüte! —
Redet, Meister, was ihr denkt
Ghne wenn und ohne aber,
Daß man nun am Ende schenkt
Eine Seele dem Kadaver." —
Guemiero nimmt das Wort:
„Eure Gnaden wollt vertagen,
Und es ruh' in seinem Port
Still der Stein von Martinhagen!
Gb uns je ein Winter noch
Seine Gunst leiht zu dem Wagen,
Kann euch wohl zur Stunde doch
Keiner von den Meistern sagen.
Aber hier steht euer Mann,
Untertänigst zu vermelden,
Daß man auch aus Kupfer kann
Bilden eures Herzens Helden.
Von der Plattform strebt ins Licht
Eine schlanke Pyramide;
Darauf stellt wie ein Gedicht
Eich der große Heraklide." —
Und der Landgraf mißt den Mann,
Der die Mär herzugetragen:
Kupfer — Kupfer?" — und begann:
„Meister Küpper — wollt ihr's wagen?"—
Und der Alte streicht den Bart:
„Haben diese Nacht gesessen,
Durchlaucht, und nach deutscher Art
Lang erwogen und gemessen.
Aus geschmeidigem Metall,
Leicht und wetterhart daneben,
Mag sich auf des Schlosses Hall'
Wohl ein würdig Bild erheben.
Richelsdorf hält Kupfer reich
Noch verborgen in der Kammer,
Und wir gehn ans Werk sogleich,
Wenn ihr wollt, im Kupferhammer."
Und der Landgraf nickt dazu:
„Bürge seid ihr fürs Gelingen,
Wißt, ich lass' aus meiner Trutz,
Was es kostet, gerne springen.
Doch erst rüstet mir mit Fleiß
Maß und Masse zur Statue,
Daß ich endlich sicher weiß.
Was es wird und auch wie frühe."
Darauf nimmt vertraulich er
Sich den Goldschmied ins Gebete
Uno befragt ihn kreuz und quer
Ueber Handwerk und Geräte.
Läßt erzählen sich zur Frist
Auch von seinen Wanderungen
Und was unter Händen ist
Hin und her ihm schon gelungen.
Lange und erwartungsvoll
Hält sich scheu im Hintergmnde
Kastellan Johannes Kroll,
Auf den Lippen wicht'ge ánde
Endlich als ein Fenster schlug,
Wagt er nah dem Kreis zu treten:
„Durchlaucht, Leutnant Meyfenbug
Hat um eure Gunst gebeten." —