Full text: Hessenland (31.1917)

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Frieder: Der Has ist mein. Ich geb' ihn dir nicht! 
Kenner: Potz Türk! Gib her! Daß dich die Gicht! 
(Schlägt ihn.) 
Meder (knieend) - Hilfe, Hilfe! Ach laß mich nur leben. 
Ach, wolltest du mir ein Stückchen geben! 
Henner: Da hast du — ein Ghr. — Ich will zur 
Stund 
Beim Burggraf dich als Dieb anzeigen. 
Meder: Ich bitte dich, mach's ihm nicht kund! 
Henner: Ich habe den Hafen, ich kann's bezeugen. 
Meder: Verrat' mich nicht. Ich schenke dir 
zu gutem Umtrunk eine Maß Bier. 
Henner: Was! Eine Maß Bier? — Zwei Viertel 
Wein! 
Meder: Ein Viertel, damit fei zufrieden! 
(Er sucht nach Geld.) 
„Geld macht den Kauf", sagt man hienieden. 
Henner: Such' schnell. Zwei Viertel müssen's fein. 
Meder (gibt ihm Geld) : Da hast ein Maß; ich find' 
nicht mehr. 
Henner: Lang' mir mal deine Geldkatz' her! 
Meder: Ich trenne mich ungern von der Katzen: 
Hast schon den Hasen in den Tatzen! 
Da! (Gibt ihm noch ein Geldstück.) Lässest mich doch 
mit dir zechen? 
Henner (lachend): Mußt, was du trinkst, besonders 
blechen. 
Meder: Nun lacht.der Gauner mich noch aus. 
Henner: Ein Wort noch! Meder: Laß! Ich will 
nach Haus. 
Henner: Frieder, ein Wort. (Hsn ihn fest.) Meder: Was 
willst noch mehr? 
Henner: Wird dir — der Hase nicht zu schwer? 
Meinst, Narr, ich wär' so dumm gewest. 
Dich anzuzeigen? Meder: Ich glaubt' es fest. 
Ja, wer den Schaden hott, der hott 
nit viel zu sorgen um den Spott! «Beide ab.) 
Münzer und Pfeifer kommen, in ernstem Gespräch. 
Münzer: Wehe, wir haben Schweres erlitten! 
Der Feind hat einen Sieg erstritten ! 
Der Anfang ist's zu schlimmen Tagen. 
Pfeifer: Herr Pfarrer, nur nicht gleich verzagen! 
Es ist so kommen, weil unsre Schar 
zerstreut und allzu sorglos war. 
Kopf hoch, Herr Pfarrer! Der liebe Gott 
kann mehr als Menschenweisheil ahnt. 
Münzer: Ach, lieber Pfeifer, ach mir schwant 
nichts Gutes. Pfeifer: Macht euch nicht zum Spott. 
Was sucht ihr Knoten am glatten Schilfe? 
Münzer: Wie so? Pfeifer: Wir bau'n auf Gottes 
Er ist unsre Rettung, unser Trost. fHilfe. 
Münzer: Unsre Krieger sind unwillig, sind erbost. 
Pfeifer: Ach was. Das Fürchten ziemt uns nicht. — 
(Geheimnisvoll.) 
Mir träumte gestern: ein seltsam Gesicht. 
Münzer: Ein Traum? Pfeifer: Mir träumte: ein 
riesiger Schwarm 
Ratten und Mäus' kam auf mich los, 
von da, von da: mit diesem Arm 
schlug ich sie nieder klein und groß. 
Mit solchem Traum will Gott uns zeigen: 
Der Sieg, der wird zu uns sich neigen. 
Münzer (nachdenklich, für sich): 
Höchst wunderbar! Mäuse und Ratten? 
Vielleicht, wir sollen nicht ermatten. 
Drum hat er ihm den Traum gesandt. 
Pfeifer (überlegen, : Jetzt zeigst du, lieber Freund, 
Verstand. 
Münzer: Du gabst mir meinen Mut zurück. 
Pfeifer: So halt ihn fest! Es wird dein Glück. 
(Bauer« kommen. Münzer winkt ihnen, sie treten zur Seite. Anna 
und Grete, Han8 und Kunz treten vor. die Männer gerüstet) 
Anna. Hans. Kunz. Grete. 
Anna: Ach, lieber Mann, denk', unsre Kinder. . . 
Hans: Was Kinder! Bei dir sind die Kinder 
aufs best' versorgt. Kunz: Hans, willst mit fort, 
dann komm geschwind. Anna: Hör' nur ein Wort! 
Grete: Schweigt stille, liebe Nachbarin, 
laß doch die beiden Narren ziehn! 
Anna: G sprecht nicht so. — (Ihren Mann umarmend :) 
Ach, lieber Mann, 
bleib bei mir! Hans: Rühre mich nit an! 
Muß in den Kampf! — Anna: Ach, lieber Gott, 
ach Gott, ich wollt', ich wäre tot! 
Im Haus allein? Mir bricht vor Schmerz 
um euch, ihr Kinder, ach, das Herz. 
(Die Männer treten zu dem Bauernschwarm.) 
Grete: Laß sein! Ich denke: will es Gott, 
daß sie meinen Alten schlagen tot: 
ich weiß mir einen schönen Knecht 
im Dorf, der wär' mir eben recht! 
Laß sie nur hin zum Kriege springen, 
will mir ein schönes Liedlein singen. 
(Summt das Lied:) 
Mein Schätzchen will wandern, 
frag' nichts damach, 
ich weiß einen andem, 
der geht mir schon nach, 
ich hab' einen andern, 
der liegt mir im Sinn, 
dmm, herziges Schätzchen, 
fahr' immer dahin! 
(Weise in Eberleins Volksliederbuch S. 97.) 
(Die Frauen ab. Bauern kommen gerüstet heran, mit Fahne.) 
(Wolken am Himmel. Dann Regenbogen.) 
Münzer: Ihr lieben Freunde, edlen Herrn, 
so gut gerüstet seh' ich euch gern. 
Zerbrecht euer Joch und bietet Trutz! 
Laßt sie nur ihre Geschosse richten : 
wir stehn, wir stehn in Gottes Schutz. 
Ist Gott für uns, wer kann auf Erden 
ein Leid uns tun? Freunde, wir werden
	        

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