Full text: Hessenland (31.1917)

Lachen", in dem er lustige Lieder und Geschichten 
der alten Griechen verdeutscht, zeigt ihn als einen 
sachlich getreuen, geschickt auswählenden, vornehmen 
und geschmacksicheren Meister der Übersetzungskunst, 
der es in wirklicher Neuschöpfung verstand, alt 
griechische Vergangenheit in heitere Gegenwart zu 
wandeln. Zwei Jahre später gab er seine „Grie 
chischen Einakter" heraus, Stücke von Aeschylos, 
Sophokles, Euripides, Aristophanes, Lukian, Platon, 
Theokrit, Menandros, von denen einige in seiner 
Verdeutschung in Düsseldorf, 
Stettin und Leipzig über die 
Bretter gingen. Diese Kette 
dramatischer Dichtungen um 
schlingt sechs Jahrhunderte 
griechischen Lebens, also ein 
Hauptstück aller Weltkultur. 
Auch in diesem Buch blieb 
Eskuche den Grundsätzen ge 
treu, die er im „Hellenischen 
Lachen" befolgte. Im Gegen 
satz zu Reinhards großzügigem 
Versuch, einzelne antike Dra 
men unsrer Bühne zurück 
zugewinnen , wollen seine 
Verdeutschungen, bei denen 
übrigens jeder Zeile eine 
sorgfältige Wortübersetzung 
zugrunde liegt, weniger die 
Leidenschaft herausarbeiten 
und besondere Bühneneinrich 
tungen mit großen Menschen 
massen verlangen, sondern 
möchten die so verschieden 
artigen Dramen zu anspruchs 
losen Gästen der deutschen 
Bühnen machen; in einem 
kurzen Nachwort gibt er verständnisvolle Winke über 
Bearbeitung und Bühnenwirkung der einzelnenStücke. 
Am selben Stettiner Stadtgymnasium, das Es 
kuche leitete, hatte auch der Balladenkomponist Karl 
Löwe auf der Höhe seines Schaffens gewirkt. 
Alles, was diesen betraf, hat Eskuche in seinen 
Stettiner Jahren gesammelt und dem dortigen 
Gymnasium als seltenen dauernden Schatz einver 
leibt. Daß auch Eskuches Poesie vom Weltkrieg 
angeregt wurde, zeigen mehrere Kompositionen 
Eskuchescher Dichtungen, die Johann Lewalter in 
die verschiedenen Hefte seiner „Reichswacht" auf 
genommen hat. Zwei Bücher Eskuches verdanken 
ferner dem Weltkrieg ihre Entstehung, das kleine 
Werk „Deine Heimat in und 
nach dem Weltkrieg" und 
das in diesen Tagen in 
Siegen erschienene Lebens 
bild des im September 1914 
in Frankreich gefallenen 
Hauptmanns Wilhelm Goebel 
aus Siegen. 
Die hessische Volkskunde 
dankt ihm die gemeinsam 
mit seinem Freunde Johann 
Lewalter gesammelten und 
von ihm so prächtig erläu 
terten „Hessischen Kinderlied 
chen" (1891), die die Grund 
lage zu dem zwanzig Jahre 
später erschienenen umfassen 
den Werk von Johann Le 
walter und Professor Dr. 
Georg Schläger „Deutsches 
Kinderlied und Kinderspiel" 
bildeten. Zur Jahrtausend 
feier seiner Vaterstadt wid 
mete er ihr sein Bändchen 
„Hessische Elegien", und auch 
seine letzte Arbeit, die Ver 
deutschung des eben jetzt an 
dieser Stelle veröffentlichten Bühnenspiels vom 
Bauernkrieg, des ersten wirklichen Geschichtsdramas 
der deutschen Literatur, galt der hessischen Heimat. 
Sie wird ihres getreuen Sohnes nicht vergessen! 
Gustav Eskuche. 
S1. Guenün 1914. 
Aus Joh. Lrwalters „Reichswacht, 4. Sammlung deutscher Soldaten» und Vaterlandslieder". 
Feldmarschall French fuhr über das Meer, 
Mit Reitern und Fußvolk kam er daher. 
Er sprang an Land und rief sogleich: 
„Nun wehe dir, wehe, du Deutsches Reich!" 
Er ritt frühmorgens wohl über den Steg. 
Drei graue Frauen, die saßen am Weg. 
Die Erste sprach: „Noch lebt ein Gott, 
Der zwingt die Feinde mit Schimpf und Spott! 
Die- Zweite sprach: „Wer für Wahrheit ficht, 
Der Herrgott im Himmel verläßt ihn nicht!“ 
Da lachte die Dritte: „Wohlauf, zum Streit! 
Und du — sei verflucht in Ewigkeit!" 
Da stieg die Sonne wie Blut so rot, 
Da klang's von der Höhe: „Sieg oder Tod!" 
Da brausten die Deutschen wie Sturmwind heran, 
Die Erde bebte, die Schlacht hub an. 
Nun, stolzes England, Gnade dir Gott. 
Nun ist es vorbei mit Lug und Spott. 
Verloren die Ehre, zerbrochen das Glück, 
Altengland jagte zum Meere zurück. 
1814. 
Gustav Eskuche.
	        

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