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schichte noch. Noch in letzter Zeit war es dem mit
dem Eisernen Kreuz 1. und 2. Klasse und anderen
Orden Ausgezeichneten eine besondere Freude, ge
rade sür dieses sein Buch eine Anerkennung in dem
Schaumburg-Lippischen Orden für Kunst und
Wissenschaft erhalten zu haben.
Wilhelm Has ist nicht nur den Lesern des
„Hessenland" ein angenehmer Unterhalter ge
wesen, auch die „Familiengeschichtlichen Blätter"
und die „Hessische Chronik" verlieren in ihm einen
fleißigen Mitarbeiter.
Unser Freund war der Sohn des verstorbenen
Stadtrats Karl Has, dessen Großkolonialwaren-
Geschäft vor dem Holländischen Tor jedem Kasseler
Kind bekannt ist. Wer sein trautes Familienleben
im Kadettenhaus Oranienstein bei Diez a. L.
kennen gelernt hat, der weiß, was seine Familie
an ihm verloren hat, der fühlt immer wieder, welch
unsagbaren Jammer und welches Elend der Eng
länder über unser deutsches Land gebracht hat —
Elend und Jammer, für das im deutschen Herzen
nur eine Antwort gewachsen ist: Haß — Haß.
Wilhelm Has hatte in Marburg und Erlangen
studiert, trat dann bei der elften Artillerie ein und
stand eine Zeitlang in Fritzlar. Als Stabsarzt
kam er nach Oranienstein, und als Chefarzt einer
Sanitäts-Kompagnie, die immer im Westen ge
standen, rückte er ins Feld. An dem Tage, als
seine älteste Tochter eingesegnet wurde, traf den
Vater die tödliche Granate.
Es ist noch nicht möglich gewesen, die Leiche
dieses guten Hessen nach der Heimat überzuführen,
aber von Herzen wünschen wir es Dir, damit Dein
Hessenheimweh ruhig werde.
Karl Altmüllers Wunsch war auch der seine:
Herr Gott, wenn einst mein Leben stirbt
Und seine letzte Ruh erwirbt,
Laß mich in meiner letzten Wiegen
Daheim im Hessenlande liegen.
Es rauschen dann in meine Ruh
Die Fuldawellen immerzu,
Als sänge mir die Mutter wieder
Die alten, lieben Schlummerlieder.
Dr. Hans Braun- Melsungen.
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Aus dem Kasseler Kunstleben.
Von Ernst Zöllner, Kassel.
Trotz dem Kriege reiht sich im Kasseler Kunst
verein ohne Pause eine hessische Ausstellung an
die andere. Kehrt auch zuweilen ein älteres, schon
früher gezeigtes Werk wieder, so werden doch über
wiegend neuere, bisher unbekannte Arbeiten zur
Betrachtung gestellt. Hervorragend vertreten
waren im Mai einige Willingshäuser Künstler,
unter ihnen Hermann K ä t e l h ö n, einer der
begabtesten Griffelkünstier, die das Hessenland heute
aufzuweisen hat und einer, dessen Kunst ganz
bodenständig ist. Aus Hofgeismar, wo er am
22.. September 1884 geboren wurde, kam Kätel
hön*) schon in seiner Kindheit nach Marburg;
er erlernte dort das Töpfereigewerbe und bildete
sich darin später in Karlsruhe und München weiter.
Die keramischen Leistungen stütelhöns, ausgezeich
net durch ihren farbigm und linearen Dekor, sind
heute nur noch höchst selten zu sehen. Die letzten
find anscheinend 1908 gefertigt. Man kann be
dauern, daß dem Marburger Töpfergewerbe in
Kätelhön nicht der künstlerische Erneuerer von
bleibender Wirkung entstanden ist, aber es ist
*) Vgl. den Aufsatz „Hermann Kätelhön" von Georg
Gronau in „Hessen-Kunst" 1917. (Verlag N. G. Elwert,
Marburg.)
freilich nur natürlich/ daß eine solche Begabung
früh den Weg von der angewandten zur freien
Kunst finden mußte. Studienaufenthalte in Wil
lingshausen, im Kreise Bantzers und Thielmanns,
ließen bald den geborenen Graphiker zur Reife
kommen, den künstlerischen Menschen, der alles
was er zu sagen hat, am reinsten und vollkommen
sten in der Sprache des Griffels auszudrücken
vermag. Die jüngsten Radierungen — Strich
ätzungen und Kaltnadelarbeiten — die Kätelhön
zur Ausstellung gebracht hat (Landschaften, Bild
nisse und vorzügliche Gelegenheitsgraphik in Form
von Gedenkblättern) gaben nicht nur Anlaß, seine
fortgeschrittene Technik festzustellen, sie zeigten vor
allem (wenn man sich dabei frühere Blätter ins
Gedächtnis zurückrief) ein bedeutendes rein künst
lerisches Wachstum, eine größere Unabhängigkeit
gegenüber dem Motivischen, eine freiere und leich
tere Geltendmachung eigener Auffassung, eine ent
schiedenere Ausprägung der persönlichen Note.
Schienen ältere radierte Landschaften Kätelhöns
zuweilen die Tendenz minutiösester Natur-
treue zu haben (eine Tendenz, die leicht den Ein
druck des Unpersönlichen erweckt), so gehören die
Blätter der reiferen Zeit durchaus einer Zeichen-
kunst an, auf die das Wort Liebermanns zutrifft: