Full text: Hessenland (31.1917)

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schichte noch. Noch in letzter Zeit war es dem mit 
dem Eisernen Kreuz 1. und 2. Klasse und anderen 
Orden Ausgezeichneten eine besondere Freude, ge 
rade sür dieses sein Buch eine Anerkennung in dem 
Schaumburg-Lippischen Orden für Kunst und 
Wissenschaft erhalten zu haben. 
Wilhelm Has ist nicht nur den Lesern des 
„Hessenland" ein angenehmer Unterhalter ge 
wesen, auch die „Familiengeschichtlichen Blätter" 
und die „Hessische Chronik" verlieren in ihm einen 
fleißigen Mitarbeiter. 
Unser Freund war der Sohn des verstorbenen 
Stadtrats Karl Has, dessen Großkolonialwaren- 
Geschäft vor dem Holländischen Tor jedem Kasseler 
Kind bekannt ist. Wer sein trautes Familienleben 
im Kadettenhaus Oranienstein bei Diez a. L. 
kennen gelernt hat, der weiß, was seine Familie 
an ihm verloren hat, der fühlt immer wieder, welch 
unsagbaren Jammer und welches Elend der Eng 
länder über unser deutsches Land gebracht hat — 
Elend und Jammer, für das im deutschen Herzen 
nur eine Antwort gewachsen ist: Haß — Haß. 
Wilhelm Has hatte in Marburg und Erlangen 
studiert, trat dann bei der elften Artillerie ein und 
stand eine Zeitlang in Fritzlar. Als Stabsarzt 
kam er nach Oranienstein, und als Chefarzt einer 
Sanitäts-Kompagnie, die immer im Westen ge 
standen, rückte er ins Feld. An dem Tage, als 
seine älteste Tochter eingesegnet wurde, traf den 
Vater die tödliche Granate. 
Es ist noch nicht möglich gewesen, die Leiche 
dieses guten Hessen nach der Heimat überzuführen, 
aber von Herzen wünschen wir es Dir, damit Dein 
Hessenheimweh ruhig werde. 
Karl Altmüllers Wunsch war auch der seine: 
Herr Gott, wenn einst mein Leben stirbt 
Und seine letzte Ruh erwirbt, 
Laß mich in meiner letzten Wiegen 
Daheim im Hessenlande liegen. 
Es rauschen dann in meine Ruh 
Die Fuldawellen immerzu, 
Als sänge mir die Mutter wieder 
Die alten, lieben Schlummerlieder. 
Dr. Hans Braun- Melsungen. 
-«>"<8» 
Aus dem Kasseler Kunstleben. 
Von Ernst Zöllner, Kassel. 
Trotz dem Kriege reiht sich im Kasseler Kunst 
verein ohne Pause eine hessische Ausstellung an 
die andere. Kehrt auch zuweilen ein älteres, schon 
früher gezeigtes Werk wieder, so werden doch über 
wiegend neuere, bisher unbekannte Arbeiten zur 
Betrachtung gestellt. Hervorragend vertreten 
waren im Mai einige Willingshäuser Künstler, 
unter ihnen Hermann K ä t e l h ö n, einer der 
begabtesten Griffelkünstier, die das Hessenland heute 
aufzuweisen hat und einer, dessen Kunst ganz 
bodenständig ist. Aus Hofgeismar, wo er am 
22.. September 1884 geboren wurde, kam Kätel 
hön*) schon in seiner Kindheit nach Marburg; 
er erlernte dort das Töpfereigewerbe und bildete 
sich darin später in Karlsruhe und München weiter. 
Die keramischen Leistungen stütelhöns, ausgezeich 
net durch ihren farbigm und linearen Dekor, sind 
heute nur noch höchst selten zu sehen. Die letzten 
find anscheinend 1908 gefertigt. Man kann be 
dauern, daß dem Marburger Töpfergewerbe in 
Kätelhön nicht der künstlerische Erneuerer von 
bleibender Wirkung entstanden ist, aber es ist 
*) Vgl. den Aufsatz „Hermann Kätelhön" von Georg 
Gronau in „Hessen-Kunst" 1917. (Verlag N. G. Elwert, 
Marburg.) 
freilich nur natürlich/ daß eine solche Begabung 
früh den Weg von der angewandten zur freien 
Kunst finden mußte. Studienaufenthalte in Wil 
lingshausen, im Kreise Bantzers und Thielmanns, 
ließen bald den geborenen Graphiker zur Reife 
kommen, den künstlerischen Menschen, der alles 
was er zu sagen hat, am reinsten und vollkommen 
sten in der Sprache des Griffels auszudrücken 
vermag. Die jüngsten Radierungen — Strich 
ätzungen und Kaltnadelarbeiten — die Kätelhön 
zur Ausstellung gebracht hat (Landschaften, Bild 
nisse und vorzügliche Gelegenheitsgraphik in Form 
von Gedenkblättern) gaben nicht nur Anlaß, seine 
fortgeschrittene Technik festzustellen, sie zeigten vor 
allem (wenn man sich dabei frühere Blätter ins 
Gedächtnis zurückrief) ein bedeutendes rein künst 
lerisches Wachstum, eine größere Unabhängigkeit 
gegenüber dem Motivischen, eine freiere und leich 
tere Geltendmachung eigener Auffassung, eine ent 
schiedenere Ausprägung der persönlichen Note. 
Schienen ältere radierte Landschaften Kätelhöns 
zuweilen die Tendenz minutiösester Natur- 
treue zu haben (eine Tendenz, die leicht den Ein 
druck des Unpersönlichen erweckt), so gehören die 
Blätter der reiferen Zeit durchaus einer Zeichen- 
kunst an, auf die das Wort Liebermanns zutrifft:
	        

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