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mals als bie „Blinden" gehanseltm Hessen als
besonders wirksam ansah, denn bie komische Wir-
kung beruht hier mit auf dem Nichtsehen mit
sehenden Angen. Das hohe Alter dieses Beinamens
ift aus vielen Gründen sehr wahrscheinlich; er
reicht vielleicht schon in germanische Zeit zurück,
selbst wenn man die hieraus fußende Erklärung
des Namens „Chatti" als urverwandt mit catuli,
cati — junge Tiere, Blinde, nicht anerkennt.
A. Fuckel.
Wilhelm Has f.
Nun ist wieder einer dahin! Einer, ber es
verdient hätte, noch länger in unserer Mitte zu
bleiben, einer, auf dm das Hessenland stolz sein
kann.
Du wünschtest einst in hessischer Erde zu rühm.
Nun decken Granattrümmer Deinen letzten Hügel,
schwere Geschütze singen Dir Dein letztes Wiegen
lied, und Du hattest Dir das Rauschm der Fulda-
wellm gewünscht am Grabesrand. Französische
Erde schützt Deine Gebeine — da wo schon so viele
Mütter ihre Söhne, so viele Fraum ihre Gatten
und so viele Kinder den Vater im Geiste suchen:
Dicht hinter der Siegfried-Stellung. Hunderte,
Tausende von Feldgraum hat Deine ärztliche
Kunst erhalten, gerettet — dem Vaterland — der
Familie. Nun hast Du selbst verbluten müssm,
wirklich verblutm, als die Granate Dir ein Bein
fortgerissen. — War es Absicht, den Flug der Ge
schosse auf dmtsche Lazarette zu richten oder war
es Zufall? Später werdm wir es hören.
Vor mir liegt Dein Buch — ein Buch, das mit
so viel Liebe, so viel Herz und Wärme geschrieben
ist wie selten eines.
„F.-A.-R. 11" Geschichte des 1. Kurhessischm
Feldartillerie-Regiments Nr. 11 und seiner
Stammtruppm.
„Ein Vorwort ist eigentlich immer ein „Nach
wort", das geschrieben ist, wmn das Buch fertig
ist — ein Rückblick auf eine Wegstrecke, die man
zurückgelegt, ein Überblick über eine Arbeit, die
man geleistet hat. —
Möchte diese „Jubiläumsgeschichte" allen denen,
die sie lesm, die gleiche Freude bereitm, mit der
sich der Verfasser ihrer Ausarbeitung unterzogen
hat, möchtm alle, die die Nummer 11 tragen oder
getragen haben, stets mit Stolz dessm eingedmk
sein, welch glorreiche Geschichte, welch ruhmvolle
Tradition das 1. Kurhessische Feldartillerie-Re-
gimmt Nr. 11 besitzt!
„Dem Zeitgmossen zum Beispiel, dem Nach
kömmling zu später Bewunderung", den alten El
fem aber und dm alten Kurhessen als ehrendes
Denkmal sei diese Festschrift zum Jubeltage des
Regiments dargebracht!"
Mit diesen Wortm leitet Wilhelm Has, der als
Stabsarzt bei dem 11. Artillerie-Regiment ge
standen *), sein Buch ein. Hier offmbart sich sein
Herz. „Sein Leben liegt faltmlos und leuchtend
ausgebreitet." Zwischen jeder Zeile kann man
es lesen, aus jedem Bild spiegelt sich Hessmtreue
und Hessmliebe wieder.
Das Buch ist keine Regimentsgeschichte schlecht
hin — es ist ein Sammelwerk von höchster Be
deutung. Es liefert uns ausführlich die Geschichte
der hessischen Artillerie, von den Anfängen aus
der Mitte des 14. Jahrhunderts, also seit der
Zeit, da das Schießpulver als eine teuflische Er
findung angesehen wurde, bis heute — d. 1). bis
ein Jahr vor dem Kriege.
!Aus dem Lande der blindm Hessen,
Wo große Schüsseln und nichts zu essen,
Hab ich von frommm Heldm
Manch Kriegsstücklein zu melden.
Dies alte Sprüchlein wiederholt er auf dem
Titelblatt. So zeigt uns Wilhelm Has ein Stück
hessischer Kriegsgeschichte, an der jedes Hessenherz
seine helle Freude hat. Und ihr Leser des „Hessen-
land", die ihr eure Heimat ebenso liebt wie der,
dessen Aufsätze und Kriegstagebuchblätter ihr nun
missen werdet, leset dieses Buch.
„Keirr Volk war je so schön, als das hessische
in seinem Heere erscheint; sie fittb' geblieben wie die
Kalten, ihre schon von Tacitus gerühmtm Alt
vordern." So sprach schon Johannes v. Müller
1781. Und Wilhelm Has setzt dieses Wort seiner
Einleitung voran. Er hat es verstanden, dm hessi
schen Lesem seine Heimat noch näher zu bringm.
An Stabsarzt Dr. Wilhelm Has war ein Hi
storiker verdorben. Has gehörte zu den besten
Kennem hessischer Familimgeschichte. Seine Ma
nuskripte, die eine würdige Fortsetzung zum Strie
der gebm würden, bot er gem anderm Familim-
forschem zur Benutzung. Und wem es vergönnt
war, in diesen reichen Schätzen zu graben, der fand
manch edles Gestein und gutes Gold. Sein
„F.-A.-R. 11" war für ihn auch noch nicht ab
geschlossen. Des Regimmts-Jubiläums wegen ist
das Buch früher erschienen, als es dem Verfasser
lieb war. Ein Nachtrag war in Arbeit, eine Offi
zierstammliste seit 1866 fehlte der Regiments-Ge
*) Sein Bildnis siehe „Hessenland" 1916, Seite 237.