Aus Heimat und fremde.
Todesfälle. Am 22. Februar starb in Kassel die
Begründerin und langjährige verdienstvolle Leiterin des
Kasseler Konservatoriums der Musik, Fräulein Luise
Beyer. Einem Nachruf, den das Kasseler Tageblatt
brachte, entnehmen wir die nachstehende Würdigung des
Wirkens der Verstorbenen: „Alle, die je dieser groß
angelegten und feinfühligen Künstlerin nähergetreten sind,
werden ihren Heimgang als einen schweren Verlust der
Kunst betrauern. Sie war eine ihrer Dienerinnen, wie
sie selten gesunden werden. Getragen von einem hohen
Idealismus und von größter Schaffensfreudigkeit, unter
nahm sie es vor 21 Jahren, Kassel ein Institut zu
schenken, in dem die Musik so recht eine Pflegestätte
nach ihrem Herzen finden sollte. Was sie für An
forderungen an diese stellte und was sie geleistet, das
haben wir in den langen Jahren ihrer Tätigkeit an
den trefflichen Leistungen des Konservatoriums gar oft
erfahren und rühmen können. Mit nie ermattender Tat
kraft und einer aufopferungsvollen Hingabe ohne gleichen
nahm sie sich der jungen Talente an und wußte wahr
haft suggestiv alle guten Geister zu wecken, die in ihnen
schlummerten. Nicht eher ruhte die Lehrerin, als bis
die Kunstwerke — und bis an die schwierigsten führte
sie ihre Schüler heran — zu vollster Reife der Aus
führung gelangten. Bor allem strebte sie danach, ihren
Schülern und Schülerinnen das nötige Rüstzeug für die
Erreichung des höchsten Zieles, eines durchaus künst
lerischen Vortrages, zu verschaffen. Das war ihr in
erster Linie ein aller Nuancen fähiger Anschlag. Mit
welcher Ansdauer und Unnachsichtigkeit sie diesem Ziele
zuarbeitete, davon muß man Zeuge gewesen sein, um
es recht zu verstehen. Und dann war es die liebevollste
Hingabe an die Kunstwerke der verschiedensten Gattungen,
an einen Mozartschen wie Regerschen Genius, um nur
zwei Extreme zu nennen, die nicht ruhte, bis alles,
auch das scheinbar Unwichtigste, in die rechte Beleuchtung
gebracht und zu idealer Klarheit ausgearbeitet war.
Aber nicht bloß als Klabierpädagogin hat sie vorbildlich
gewirkt, auch als Leiterin des Instituts strebte sie den
höchsten Zielen nach. Nichts, was zur musikalischen
Durchbildung der Schüler beitragen konnte, sollte in
dem Lehrplan der Anstalt fehlen, und so führte sie mit
Hintansetzung aller persönlichen Interessen durch Her
anziehung vortrefflicher Lehrkräste einen Unterrichtsplan
ein, der das Konservatorium als eine Musteranstalt, als
eine Zierde unserer Stadt erscheinen ließ."
Am 26. Februar verschied der Königliche Forstmeister
Wilhelm M e h l b u r g e r. Er entstammte einer alten
hessischen Familie, und treue Anhänglichkeit an die
hessische Heimat war ein hervorstechender Zug seines
Wesens. Seine ganze lange Dienstzeit als Oberförster
hat Mehlburger im Kausunger Wald, den er mit großer
Liebe und in unermüdlicher Pflichttreue hegte, zu
gebracht. Kaum in den Ruhestand getreten, hatte er
sich bei Kriegsausbruch wieder zur Verfügung gestellt
und die Verwaltung der Oberförsterei Oberkaufungen
aufs neue übernommen. So ist er im Dienste gestorben.
Als Forstmann wie als Mensch war er weit und breit
bekannt und beliebt.
In Aschaffenburg starb der wohl älteste ehemals kur
hessische Offizier Major a. D. Wilhelm B r e ß l e r.
Er war in Kassel geboren und hat ein Alter von 89
Jahren erreicht. 1866 war er Hauptmann im 2. Jn-
santerie-Regiment in Fulda. In preußischen Diensten
wurde er, nachdem er bei Wörth eine schwere Ver
wundung erlitten hatte, 1872 Major und trat im fol
genden Jahre in den Ruhestand. Lange Jahre lebte
er in Fulda und seit 1899 in AschaffeNburg.
Vom Kasseler Hoftheater. Mit einer Ge-
samtaussührung von Richard Wagners „Ring des Nibe
lungen" ist am 1. März begonnen worden. — Das Lust
spiel „Die große Pause" von Oskar Blumenthal und
Max Bernstein wurde am 4. März zum ersten Male
aufgeführt.
Aus Fulda. Im Fuldaer Kreisblatt wird daran
erinnert, daß der ueue Direktor des österreich-ungarischen
Kriegsarchivs und Leiter des Kriegspresse-Quartiers,
Generalmajor v. H o e n, am 17. Februar 1867 in
Fulda geboren ist.
Hessische Bücherschau.
Josef Limburg und seine Bildwerke. Mit
einer Einleitung von Viktor Blüthgen. Mit
125 Abbildungen. Verlag von Friedrich O. Wolter,
Berlin W. 35. O. I. 75 Blätter. Quartformat.
Preis 3 M.
Moderne Meister christlicher Kunst. Plastiker: Band I.
Georg Busch von Or. Oskar Doering.
Mit 88 Bildern und 6 Tafeln. München (Verlag
Glaube und Kunst, Parcus & Co.) 1916. 96 Seiten.
Quartformat. Preis 6 M.
Zu den im letzten Jahrzehnt erschienenen Einzel
schristen über die Hanauer Maler G. Cornicelius und
K. Hausmann sind vor kurzem zwei weitere über die
von dort stammenden Bildhauer I. Limburg und G.
Busch hinzugekommen. Beide Künstler, von denen der
erstere in Berlin und der andere in München in der
Vollkraft des Schaffens stehen, nehmen in der Kunst
welt geachtete Stellungen ein.
Joseph Limburg ist den Lesern des „Hessenland"
ein nicht Unbekannter, indem er schon im Jahrgang
1909, Seite 110 eine kurze Würdigung fand. In der
neuen Publikation hat ihm der befreundete Dichter
Viktor Blüthgen warm empfundene Worte als Ein
leitung gewidmet, ohne dabei in den Entwicklungsgang
des Künstlers tiefer einzudringen und seine Eigenart an
der Hand der einzelnen Werke näher zu beleuchten. Diese
Ausgabe hatte ursprünglich Ludwig Pietsch übernommen,
war aber leider darüber gestorben. Das Buch bietet
daher mehr eine Sammlung von Anschauungsmaterial
über das bisherige Schaffen Limburgs und zeigt in
nicht weniger als 125 Abbildungen, die freilich nicht
alle auf gleicher Höhe stehen, ein reiches Lebenswerk,
trbtzdem es seine Tätigkeit nur bis zum 40. Lebensjahr
umfaßt. Beim Betrachten der Tafeln überrascht uns
sofort die Vielseitigkeit seines Könnens, er ist ebenso
in, der Großplastik wie in der Kleinplastik, in Rund
figuren und Reliefs, einschließlich Medaillons, ein voll
endeter Meister und weiß seinen Werken fast stets neue
Seiten abzugewinnen. Bei seinen freien Kunstschöpfungen
stgunen wir über den Reichtum der Phantasie, über die
Klarheit der Linie und der Form, über die Anmut der
Gestalten, die, frei von falscher Sentimentalität, einem
ernsten Naturstudium entsprungen sind. Seine Porträt
skulpturen, deren Modelle den verschiedensten Kreisen,
Kirchenfürsten, Vertretern der Aristokratie, der Kunst,
der Wissenschaft und der Industrie angehören, zeichnen