Full text: Hessenland (30.1916)

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Die Toten gehören fast sämtlich zum 2. thü 
ringischen Infanterie-Regiment Nr. 32, nur >ve- 
nige zu den beiden anderen Regimentern, sie 
wurden aus weitem Umkreise für die Beerdigung 
zusammengetragen, und da bei den Kämpfen die 
nahe gelegenen Wirtschaftsgebäude und eine große 
Feldscheune in Flammen aufgingen, waren auch 
einige der Toten durch den Brand arg entstellt 
worden. So kam es, daß bisher eine vollständige 
Liste der Namen der Toten noch nicht ermittelt 
werden konnte und vorläufig die Namen auf dem 
Denkmal noch fehlen. 
Die Eltern Hütterott erfuhren erst nach Wochen 
schwerer Ungewißheit und aufregender vergeb 
licher Bemühungen den Tod ihres Sohnes, der 
ihnen zunächst als „verwundet" gemeldet worden 
Karl König, die damals als Unteroffiziere bei 
der in Kassel gebildeten Sanitäts - Kompagnie 
Dienst taten und jetzt als Leutnants im Felde 
stehen, kurz nach seinem Tode aufgefunden worden. 
Der erstere hatte in ihm seinen Schulkameraden 
wiedererkannt; dem anderen war noch der freudig 
verklärte Gesichtsausdruck des Toten besonders im 
Gedächtnis geblieben, und ihm verdankten die El 
tern demnächst auch so manche nähere und beru 
higende Kunde, als er Anfang 1915 zur Be 
erdigung seines Vaters, des städtischen Inspektors 
König, in Kassel war. Durch ihn wurde auch fest 
gestellt, daß ebenfalls ein Kasseler, der städtische 
Arbeiter Fritz Pohlmann, zu den Soldaten ge 
hört hatte, die bei dem Zusammentragen und 
Beerdigen der Toten geholfen hatten. Dieser 
Kriegergrabdenkmal in Tarputschen. 
Entwurf und Sockel von Max Hummel, Figur von Hans Sautter. 
war. Sie konnten im Sommer 1915 mit ihren 
beiden jüngeren Kindern — der älteste Sohn 
stand als Kriegsfreiwilliger beim 1 kurhessischen 
Feldartlllerie-Regiment Nr. 11 im Felde — die 
Ruhestätte ihres Sohnes besuchen und fanden zu 
ihrer wehmütigen Freude ein wohlgepflegtes und 
liebevoll geschmücktes großes Kriegergrab. Sie 
hatten schon vorher gehört, daß die Beerdigung 
der 38 in ihm ruhenden Krieger in feierlicher 
Weise unter allgemeiner Teilnahme der Bevölke 
rung stattgefunden hatte; der Lehrer Giese in 
Tarputschen hatte am Beerdigungstage, am 14'. 
September 1914, mit Ansprache und Gebet die 
Feier geleitet. Das Grab war in unmittelbarer 
Nähe der Stelle, wo ihr Sohn den Tod gefunden 
hatte, angelegt, und dort war er vereint mit seinen 
Kameraden zur letzten Ruhe bestattet worden. Ihr 
Sohn war von zwei Kasselern, Franz Lotz und 
wußte, daß ihr Sohn als erster in der Reihe be 
erdigt worden war. Nun hatte im Anfang des 
Krieges ihr Sohn in seinem letzten Brief an seinen 
älteren Bruder in Voraussicht seines baldigen 
Todes sich gewünscht, in dem Familienbegräbnis 
platze auf dem Kasseler Friedhof begraben werden 
zu können, sein Grab sollte dann durch einen ein 
fachen schwarzen Stein geschmückt werden. Und 
nun lag er mit 38 Kameraden zusammen weit 
von der Heimat und doch auf einem deutschen 
Fnedhofe und in einem Grabe, das ihn doch 
wieder durch die Umstände seines Todes und seiner 
Beerdigung so eigenartig mit der Heimat verband 
und das durch den Eigentümer des Friedhofes 
und die gesamte Bewohnerschaft ebenso liebevoll 
geehrt und gepflegt wurde, als wäre es in der 
Heimat auf dem Familiengrabplatz. Für die El 
tern erschien es hiernach eine schöne Pflicht und
	        

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