einer gemeinschaftlichen Kunstbestrebung; dach
wissen Sie, daß man nur bei einem solchen die
rechte Anerkennung und Förderung finden kann.
Wegen des Almanachs schreibe ich an p. du
Fais (?), und lasse dahier diese Zeilen einzig der
aufrichtigen Versicherung freundschaftlicher Theil
nahme und Verehrung für Sie gewidmet sein.
Ihr ergebenster
Hanau 22/12 36. H. Koeuig.
Das in dem Brief erwähnte vaterländische Unter
nehmen ist das „Hessische Album für Literatur
und Kunst" (Kassel 1838. Verlag von I. I.
Bohne); Koenig lieferte dazu die Novelle „Der
Verlobungsschuß". Daß der schriftliche Verkehr in
den nächsten Jahren weiter fortgesetzt wurde, be
weist der von Knudsen abgedruckte Brief Dingel
stedts vom 12 . 5. 1839. Der ältere Schriftsteller
sendet dem jüngeren sein neustes Werk und wünscht
aus dessen gewandter Feder ein öffentliches Urteil.
Als Dingelstedt im Jahre 1844 zu seiner Ver
mählung mit Jenny Lutzer eines Heimatscheines
bedurfte, bat er König, ihm einen solchen bei der
Fuldaer Behörde zu erwirken; dieser antwortet:
Fulda 7 Febr. 44.
Was Sie in der Ferne suchen, mein lieber Sir
Francis, sollen Sie ganz in der Nähe haben, —
sagen die Herrn. Ihre Heimat, die neue, hofrät-
liche, sei Stuttgart, und der Bürgermeister dieser
schwäbischen Residenz könne Ihnen einen Schein
darüber nicht verweigern. Aus dieser Annahme
läßt sich unser Nasika Mackenrodt auf das von
Ihnen gewünschte Papierchen nicht ein, und die
Herrn von der Regierung, die ich deßhalb ge
sprochen, geben ihm Recht. Sollte man in Stutt
gart schlechterdings anders darüber denken und
Ihnen etwa vor Ihrem 40ten Jahre kein Schwaben-
recht nach dem Schwabenspiegel zugestehen: so
werden Sie es mit der Entlassung aus dem hes
sischen Staatsverband versuchen müssen. (Ach der
Verband liegt über einer großen Wunde, und ich
weiß nicht, wer die Erbse in dieser Fontanelle ist.)
Zu dem Behuf haben Sie sich an das hiesige
Kreisamt mit einem Gesuch zu wenden, dem ein
Taufschein, eine Vermögensbescheinigung und ein
Schein über Ihre Aufnahme in den Schwaben-
verband beigefügt sein muß.
Welche verkehrte Welt, die es einem freien
Manne so schwer macht, sich in ihrem Interesse
zu paaren! Und Sie zumal, mein Freund, haben
Sie es um den undankbaren Schein verdient, daß
er Sie mit seinen Söhnen und Töchtern, mit der
ganzen Sippschaft von Scheinen und Bescheini
gungen so quält?, Da ist doch Ihr alter Freund
v. E** noch glücklicher gewesen: der hat eine
Frau — ohne allen Schein bekommen. Mir und
Vielen ist sie selbst im Putz höchst unansehnlich
und selbst unangenehm vorgekommen. Nun habe
ich sie aber jüngst auch bei schmutzigen! Wetter
gehen sehen, wo sie viel Aufhebens von ihrem
Anzug machte, und habe die Vermuthung gefaßt,
daß auch das Tabernakel Hymens auf schlechten
Säulen ruht. Die Fuldenser finden es hübsch, daß
seine Liebe auch den Schein nicht zu suchen scheint:
er läßt die gute Bremerin im Casino auf ihre
eigne Faust unwohl werden, und bleibt ruhig ain
Spieltisch.
Was haben Sie zum armen D** gesagt? Oder
wüßten Sie vielleicht noch nicht, daß er sich ver
giftet hat? Er wurde von Tage zu Tag menschen
scheuer, und da er jene stillen, öden Pfade suchte,
auf denen man keinem Gelde begegnet, so mochte
er sich auch von der Seite immer verlaßner
fühlen. Er preßte endlich als öffentlicher Lehrer
angeblich zu Versuchen an Pflanzen von Wiegand
einen Schein auf Strichnin heraus, und dieser
Giftschein wurde in philosophischem Sinne sein —
Heimatschein. Er ließ Wiegand rufen, um unter
der Beobachtung zweier Aerzte mit Bewußtsein
und vieler Fassung zu sterben. Die Convulsionen
streckten ihn in die Länge und warfen ihn in die
Höhe; sein Rückenmark fand sich aufgelöst. R. I. P.
Wir haben einen gesellschaftstollen Winter, Alles
will Comödie spielen. Unser Donnerstag ist über
100 Personen stark, bei Pult, und wir haben
morgen außer einer Scene aus Faust, die Zank
scene der beiden Königinnen in Maria Stuart und
ein 1 actiges Lustspiel nebst Musik- und Gesang-
Zuthaten, vorn warmen Thee und hinten kalte
Küche. Gestern war großer Ball im Casino mit
Tableaux auf v. Schenks Einladung. Auch die
vor Kurzem angekommenen Erlauchten waren da,
und die übrige Erleuchtung war noch besser.
Die Semmel werden iimner' trockner, und die
letzte Hoffnung bleibt wol nur noch auf einen
Grafen von Schimmel der sich ansetzt. Gestern aber
hat sie noch nicht geschimmelt.
Es wäre möglich, daß mich mein Sommer Ur
laub über Stuttgart führte, nicht nach Paris;
denn nach Paris zu gehen und etwas darüber zu
schreiben, sängt nachgerade an lächerlich und un
anständig zu werden; sondern nach Tyrol, Salz
burg oder d. gl.
Wenn mein neuer Roman nach Stuttgart köinmt:
so schenken Sie ihm einige Beachtung; er ist ge
schrieben, um in gewissen Kreisen zu mißfallen.
Unser liebes Ostende wird Ihnen darin auch be
gegnen.
Meine Frau wollte ein Blättchen an Fräulein
von Seckendorfs einlegen, uni der Verehrten einiges