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Gem. Haubern, der Biegenkern Gem. Schiffelbach,
die Bügen Gem. Anzefahr, desgl. Gem. Betzies
dorf, der Biegen Gem. Elnhausen, die Biegen
Gem. Kirchvers, die Bugen Gem. Lohra, der Bücken
Gem. Münchhausen, roter Bügel (?) Gem. Unter
rosphe, in der Biegellache ebenda, im Biegen,
am Biegenbaum, über der Büche Gem. Göttingen,
im Biegh Gem. Warzenbach, in der Biegerswiese
und in der Büchmerswiese (< Büchenbergs
wiese) Gem. Wollmar, die Biege Gem. Meisen
bach (Kr. Hünfeld), in den Büchen Gem. Rüdig
heim; aus der Grafschaft Schlitz 6 ): underm
Biegenberge (1584), heute Biegenberg, ma.
Bejebääk, am Biegenrain (1584), heute am
Biegenrain, ma. Bejerai“, Gem. Hartershausen,
im Biegen (1584), heute in den Bögen, ma.
in de Bäije, der Bögenrain, ma. Bäijerai, Gem.
Oueck, in Biegenn (1584), heute auf den Bögen,
ma. in Bäije, Wiesen an der Fuldakrümmung,
das Bäijeliidche, ein Hang an den Wiesen, Gem.
Sandlofs, underm Biegenrain (1584), heute am
Biegenrain 6 ), ma. am Bäjerai, Gem. Ullershausen,
im Biegen (1584), heute am Beeche, ma. om
Bäiche Gem. Willofs, Biegenberg, ma Bijebääk,
Gräflich Görtzischer Wald usw.; aus Nassau'):
Biege, Biegei, Biegelhohl, Biegeis, Beug, Beugen,
Beugwies; aus Thüringen 8 ): das Bögenfeld,
1641 die Biegen, ma. d’s Beinfalld Gem.Großen-
behringen, im Bügen, 1346 uf der Byge, ma.
em Bejen Gem. Remstädt, in der byge (1648)
Gem. Uelleben, die Beigen, ma. d’Bei’n, Flur
Wangenheim, in der Biegen, ma. in Bein Gem.
Hohenkirchen, die Biegen, der stark gekrümmte
Teil der Lauchaer Straße unter der Lauchaer Höhe,
Gem. Waltershausen, die Biegau Gem. Grafen-
tonna, Biegen, ma. i der Biägen Gem. Wernings
hausen usw.
Ferner muß auffallen, daß die älteren Belege
den Flurnamen vorwiegend in der weiblichen Form
wiedergeben: uf der Byge (1346), in der Biegen,
i der Biägen, die grosse und kleine Biechen,
die Biegen, die Bügen, während ahd. der piugo,
mhd. der biuc (neben seltnerem die hinge) vor
herrscht. Auch die Schreibung Bügen, die von
Vilmar als unrichtig hingestellt wird, will nicht
recht zu piugo passen, ebensowenig wie die Schrei
bung Bögen.
Da es sich um einen älteren Flurnamen (677
Byege, 1051 Byge, 1323 in den bigen, 1305
°) Hotz, Die Flurnamen der Grafschaft Schlitz S. 17,
29, 37, 41, 43, 50, 63. 64.
°) An einer starken Straßenkrvmmung gelegen.
’) Kehrein a. a. O. S. 334. 344
G e r b i n g, Die Flurnamen des Herzogtums Gotha
(Jena 1910) S. 13. 32, 142, 184, 223, 311. 403.
locus dicfus bygen) handelt- fehlt ihm die kon
krete Sinnlichkeit, die sonst diesen Namen anhaftet,
denn es ist unwahrscheinlich, daß man in alter
Zeit ein Grundstück nach einer zufälligen Eigen
schaft benannt hat. Es ist vielmehr die Annahme
berechtigt, daß in diesem Namen ein Appellativum
enthalten ist, das früh unverständlich und volks
etymologisch umgedeutet worden ist.
Den Schlüssel ;u des Rätsels Lösung liefern
uns die mundartlichen Überlieferungen d'Bei'n,
in BÄn, d's Beinfalld, die, weil von Mund zu
Mmld fortgepflanzt, imnier das sicherste Kriterium
der Ursprünglichkeit in sich schließen. Wie hoch
deutsch Spiegel in der rheinfränkischen Mundart
sbii»l lautet, wie der Ortsname Hermannspiegel
bei Hersfeld im Volksmund Harrnssbiisl heißt,
ähnlich wird ma. biisn schriftsprachlich zu Biegen,
ma. dein zu Bogen, ma. büsn zu Bügen, ma.
bösn oder dosn zu Bögen oder Bogen (ahd. böge,
mhd. böge „Bogen, Biegung"). Ähnliches läßt sich
auch auf niederdeutschem Sprachboden beobachten.
So finden wir in lippischen Flurnamen 9 ) Spiegel
brink neben Spielbrink, Büggel neben Bühl 10 ),
Wiggenhagen (1721) neben Wienhagen, Wig-
gengründe neben Wiengründe, d.h. Weidegründe,
Biggenberg neben Bienberg. So ist auch der
Bieberg östlich von Lemgo, 1322 Byberg, identisch
mit dem Namen des an ihm vorbeifließenden Ge
wässers, der Bega, die von Preuß a. a. O. S. 26
als das sich biegende Wasser gedeutet wird.
Dieses Wort bien oder bein, das sich noch in
Flurnamen wie Bienacker, Bienberg (auch Biede-
berg), Biengarten, Bienstrut, Bienstück, Bien
weg (meist Biedenweg), Bienbach (meist Biebach,
Biedenbach, Beyebach), Bienfeld (meist Bieden-
feld) erhalten hat, ist in Wirklichkeit ahd. biunda,
pinnt, pennt, mhd. biunt, bünt, bünde, beunt
„Privatgrundstück im Gegensatz zum Gemeinde
besitz", das sich mundartlich als Beunde, Bünde,
Bien, Bein, ßain, Beun, Boin 11 ), Böen 11 ), Bun,
Bün, Bon, meist entsprechend umgedeutet, in zahl
losen Flurnamen findet 19 ), in der Regel als Gegen
satz zu einem aus Allmend umgedeuteten Namen.
Da die mit bien bezeichneten Grundstücke ojt
Uferwiefen waren, die sich an der Biegung eines
Gewässers hinzogen, führte der Gleichklang des
'1 Preuß, Lippische Flurnamen (Detmold 1893) S. 27.
28, 158. 159.
'*) Vgl. dazu hochd. bühl (ahd. bnhil), ma. BiM und
Bi(j)»l.
") z. B. die Beunde, Anhöhe bei Nidda, die Beine
Gem. Roßdorf, der Boineacker Gem. Holzhausen (Kr.
Kirchhain), das Böen Gem. Großentaft, im Bö an einer
Biegung der Hanne in der Gemarkung Rothenkirchen, das
Böe, eine Haune > Halbinsel in der Gemarkung Rückers.
"1 Vgl. dazu .Hessenlaud" 1916 S. 85 f.