eine solche im Stall. 12 ) Vor allem aber gibt es
zwei angeblich unfehlbare Mittel, um die Anwesen
heit von Hexen festzustellen. Man hänge einen
Kranz am Durchzug wagrecht in die Schwebe.
Er macht dann allerlei leise Drehbewegungen,
steht aber plötzlich still, wenn eine Hexe ins
Zimmer tritt. 13 * ) Ebenso sicher geht man, wenn
man Hexenkraut im Hause aufhängt. So lange
es sich bewegt, ist die Luft rein, sobald aber eine
Hexe.ins Haus kommt, steht es still. 11 ) Das alles
genügt indes dem ängstlich neugierigen Gläubigen
noch nicht, er muß die Hexen nicht bloß nahe
wissen, er muß sie sehen. Und auch dazu gibt
ihm der Volksglaube Mittel an die Hand. Er
nehme ein am Gründonnerstag 15 ) oder am ersten
Ostertag vor dem Gottesdimst 16 * ) gelegtes Ei am
ersten Ostertag 11 ) oder am Sonntag 18 ) bzw. am
Charfreitag 19 ) mit in bm Gottesdienst, dann kann
er die Hexen sehen. Sie kommen auf Gabeln
usw. angeritten (Nassau), tragen ein Melkstühlchen
auf dem Kopf (Hinterland) und kehren dem Altar
und der Kanzel den Rücken zu (Wetterau, Säch
sisches Niederhessen). Eine solche Hexenschau ist
aber keineswegs gefahrlos. Denn die Hexen rücken
alsbald von allen Seiten her gegen den mit dem
Ei Ausgerüsteten an, um es ihm in der Tasche
zu zerdrücken. Es empfiehlt sich daher, das Ei
in eine widerstandsfähige Büchse zu tun oder zum
wenigsten in der Tasche in der Hand zu halten,
denn gelingt den Hexen ihr Vorhaben, zerdrücken
sie das Ei, so stoßen sie damit zugleich seinem
Besitzer das Herz ab. 20 ) (Sin anderes Verfahren,
um die Hexen zu sehen, wendet man in der Wal
purgisnacht an. Man stellt drei Eggen zusammen
und hockt sich darunter 91 * * * * * * * ), oder man stellt sich
mit einem Kreuz bzw. einer Egge oder Pflug-
schleife auf dem Rücken an einem Kreuzwege, wo
die Hexen tanzen, auf? 9 ) Man verhalte sich aber,
welches der beiden Verfahren man auch anwende,
völlig still? 9 ) Einem Burschen z. B., der, eine
12 ) Wolf, Beiträge I, 220 Nr. 219 (Wetterau).
19 ) Kehrein II, 246.
u ) Wolf, Beiträge I, 234 Nr. 402 (Wetterau).
15 ) Pfister 63 Nr. 3; Kehrein II, 60; Hess. Landes-
u. Volksk. II, 222 (Hinterland); Wolf Beiträge I, 228
Nr. 332 (Wetterau).
") Hess. Landes- u. Volksk. II, 538 (Sächsisches
Niederhessen).
41 ) Psister 63 Nr. 3.
«) Kehrein II, 60; Wolf, Beiträge I, 228 Nr. 332
(Wetterau).
19 ) Hess. Landes- u. Volksk. II, 222 (Hinterland).
2l) ) Pfister und Kehrein s. Anm. 17 und 18.
21 ) Wolf, Hess. Sagen Nr. 101 (Münster bei Dieburg).
22 ) Hess. Landes- u. Volksk. II, 538 (Sächs. Nieder
hessen).
23) Wucke, Sagen der mittleren Werra II, 22.
der Hexen erkennend, in der Überraschung laut
deren Namen rief, warf diese ihr Beil ans Bein,
so daß er hinkend wurde und erst nach Jahresfrist
den Unhold durch Gegenzauber nötigte, sein Ge
brechen von ihm zu nehmen? 1 )
2 .
Angesichts solcher und anderer Schädigungen
durch den Hexenunhold empfiehlt der Volksglaube
die mannigfachsten Vorsichts- und Abwehrmaß
regeln. Man gehe statt auf dem Wege tunlichst
auf dem Rasen daneben? 9 ) Sieht man schwarze
Katzen im Feld auf einen zukommen, so springe
man über den Bach oder den Weg, mindestens aber
hüte man sich, ihnen etwas zu leide zu tun. 26 )
Dazu vermeide man alles, wodurch die Hexe
„Macht gewinnt". Man lege deshalb die Ofen
gabel nicht in den Ofen 21 22 * * ), vor allem aber be
denke man, daß der geliehene bzw. gestohlene
Gegenstand 99 , selbst das ausgehändigte Wechsel
geld 99 ), für die Hexe zum Mittel wird, um an
dem Besitzer ihre bösen Künste zu üben. Sogar
ausgekämmtes Haar sowie Eierschalen kann sie
dazu benutzen. Es wird deshalb davor gewarnt,
ausgekämmtes Haar auf die Straße zu werfen"),
vielmehr geraten, es sofort zu verbrennen? 1 ) Eier
schalen aber mache man dadurch für die Benutzung
durch Hexen unbrauchbar, daß man sie zerdrückt
oder hineinspuckt? 9 ) Die Gefahr des Verleihens
ist besonders bei der Geburt eines Kindes zu be
achten. Man soll dann in den ersten drei"), nach
anderer Meinung in den ersten neun Tagen 91 )
nach der Geburt bzw. vor Vollzug der Taufe 99 )
nichts aus dem Hause verleihen, anderenfalls man
Gesundheit und Leben des Neugeborenen gefährden
91 ) Wolf, Hess. Sagen Nr. 101.
") Bindewald, Oberhess. Sagenbuch 105 (Vogels
berg).
9li ) Bindewald 105 (Vogelsberg); Wolf, Beiträge I,
226 Nr. 299 (Wetterau); Mündlich (Oberhessen).
91 ) Pfister 171.
2S ) Bindewald 103 (Gegend von Grünberg); Wolf,
Hess. Sagen Nr. 111 (Reichenbach i. O.); Hess. Landes-
u. Volksk. II, 324 (Schwalm); ebenda II, 386 (Oberes
Kinziggebiet); ebenda II, 473 (Schmalkalden); Wolf.
Beiträge I, 226 Nr. 303 (Wetterau); Mündlich (Ober
hessen). .
99 ) Hess. Landes- n. Bolksk.II, 386 (Oberes Kinzig
gebiet).
9 °) Wolf, Beiträge I, 226 Nr. 303 (Wetterau).
91 ) Mündlich (Oberhessen).
") Cürtze 390 Nr. 103; Pfister 171; Kehrein II, 246.
") Wolf, Beiträge I, 206 Nr. 115, 211 und 219
(Wetterau).
91 ) Hess. Landes- u. Volksk. II, 411 und 413 (Thür.
Niederhessen); ebenda II, 473 (Schmalkalden); ebenda II,
370 (Kinziggebiet); ebenda II, 49 (Frank. Niederhcssen).
") Hess. Landes- u. Volksk. II, 471 (Schmalkalden);
Cnrtze 371.