Stern A. Ich weiß nicht, ob ich mich begreiflich
gemacht. Eine Belehrung über das □ würde mir
immer höchst angenehm sein."
Verständlicher lautet es zum Schluß des
Schreibens:
„Hierbei folgt der Schottische Meistergrad * 7 * * 10 * );
wenn Sie den notwendigen Gebrauch davon ge
macht, so senden Sie mir ihn wieder. Die zwei
folgenden wollen Sie doch auch wohl haben, näm
lich Ritter von Osten, und von Westen?"
Haugwitz scheint bejaht zu haben: am 3. April
1782 erwiderte ihm der Landgraf:
„Die schottischen Grade ^) will sobald möglich
abgeschrieben übersenden. Inzwischen erfolgen hier
der Rttr. v. O. u. v. W., so daß Sie nun alles
haben, was ich von schwedischen Graden besitze."
Und am 10. April fährt er fort:
„Hier sind die zwei versprochenen schottische
Grade zu Ihrem Gebrauch abgeschrieben. Der 4.
gefällt mir sehr. Der 5 te führet wieder ab; ver
mutlich sind der 6 te und 7 te, die ich nicht be
sitze i°), der höchste Gipfel von Kenntnisse des
Ordens, und seiner Geheimnisse."
Am 18. Mai 1782 erwähnt er wieder Saint-
Germain und seine Wunderarzneien:
„Ihr Kompliment an den lieben alten Papa
habe gestern gleich ausgerichtet, schriftlich. Die
Vomitive, sowie alle Fabrikationen derer ver
schiedenen Medizinen, hat er mir ganz überlassen,
und ich lasse alles durch den guten O. Br. Lossow^)
machen. Wo möglich sollen noch heute die ver
langten folgen. Sie brauchen mir nur ein Wort
zu schreiben, und so viel Sie wollen sind immer
parat. In diesen Tagen haben deren herrliche Wir
kung öfters gesehen, und zumal gestern bei meiner
Frau 12 * ), die sehr krank an der nämlichen Katarrhal
krankheit war, die in Petersburg und Copenhagen,
und nun auch in diesen Gegenden, so ansteckend
grassiert hat. In einer Stunde war sie in den
größten Schmerzen und Fieber, und vollkommen
gesund."
Trotzdem genügten dem greisen Adepten diese
Kuren nicht; er sehnte sich danach, seine Er
fahrungen auf größerem Felde zu betätigen; frei-
angezogene Vers des Johannisevangeliums lautet: „Da
nach war ein Fest der Juden, und Jesus zog hinauf
gen Jerusalem."
7 ) Der 1. deutsche Hochgrad, der 5. der Zinnen
dorffschen Lehrart (Andreasmeister).
8) 6. und 7. Grad des Zinnendorffschen Systems.
9) Andreaslehrling und Andreasmeister. 4. und 5.
Stufe der Zinnendorffschen Lehrart.
10 ) Vergißt der Landgraf hier, daß er Haugwitz den
6. und 7. Grad bereits geschickt hat? Oder schwebt ihm
der 6. und 7. Grad der ursprünglichen Einteilung —
„St. Johannis Vertraute Brüder" und „Auserwählter
Meister" vor?
n ) Vgl.über diesen Lossow Mémoires a. a. O. S. 134.
12 ) Der Landgraf war seit dem 30. August 1766
mit der Prinzessin Louise von Dänemark vermählt.
lich nicht als Goldmacher — „s’il savait faire de
l’or, il s’en serait fourni lui-même", schrieb Fried
rich der Große 1777 skeptisch an seinen Bruder
Heinrich — wohl aber als Gründer und Leiter
einer großen Färberei. Im nahen Eckernförde
stand damals gerade eine passende Fabrik zum
Verkauf: der Landgraf erwarb sie und Saint-
Germain richtete sich darin häuslich ein. Karl
fuhr oft zu ihm hinüber, er brachte interessante
Fragen mit und kehrte, wie er in seinen Denk
würdigkeiten berichtet, nie ohne neue, wertvolle
Belehrungen zurück. Auf der Hàkehr von einem
solchen Besuch schrieb er am 17. November 1782
aus Gottorp an Haugwitz:
„Vor wenigen Tagen sah ich unsern alten Papa
Saint-Germain in Eckernförde wieder. Wie ein
Kind weinte er, wie wir uns umarmten. Nie bin
ich so zufrieden mit ihm gewesen, als in dieser
Unterredung. Eine jede, muß ich aber sagen, ver
mehrt meine Achtung und Hochschätzung seiner
Kenntnisse."
Der Landgraf hatte sich kurz vorher in Hessen
aufgehalten, wo er vom 16. Juli bis zum 1. Sep
tember dem Freimaurerkonvent in Wilhelmsbad
beigewohnt und zuletzt präsidiert hatte.") Es war
ihm gelungen, die Ritualien der drei Johannis
grade teilweise einer Umarbeitung zu unterziehen
und zusammen mit dem Generalgroßmeister Her
zog Ferdinand von Braunschweig die fast unver
änderte Annahme des Lyoner Systems unter dem
Namen der „wohltätigen Ritter der heiligen Stadt"
durchzusetzen. Als Koadjutor und präsumtiver
Nachfolger des Generalgroßmeisters war er über
Stuttgart und Hanau nach Gottorp zurückgekehrt.")
Von dort aus übersandte er Haugwitz eine Liste
der sämtlichen in Wilhelmsbad versammelt ge
wesenen Brüder; „diejenige, die mit einem f be
zeichnet sind", setzte er hinzu, „sind lauter Mit
glieder der geheimen □, und sonst lauter vor
treffliche Männer. — (Bleßig in Straßburg, Falcke
in Hannover etc. etc.)"
„So ist denn nun", schloß er befriedigt, „aller
wegen in unserm System der Haupt- oder letzte
Grad des Ordens die mir von Ihnen, liebster
Freund, übergebene explikatorische Stufen ge
worden. Sie sind nun diejenigen Akten, die das
Ziel des Ordens bestimmen, und ihm seine jetzige
Richtung geben."
Am 12. Dezember 1782 schrieb er von neuem
an Haugwitz. Da die vorhergehenden, von Varn-
13) Genaueres darüber vergleiche Mémoires a. a. O.
S. 136 fs.
ii) Wenn Karl in seinen Mémoires S. 142 sagt:
„Je retourna'i à Hanau, où je passai l’hiver avec ma
femme. Au printemps, je retournai à Gottorp“, sv
ist das augenscheinlich ein Gedächtnisfehler.