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ich nur einige Stunden Ihnen meine fata er
zählen könnte! Es hat jedoch manche Kugel um
mich herum gepfiffen, wo ich dachte, an die Fulda
kommst du nicht wieder. Aus einer Entfernung
von 300 Stunden wünsche ich Ihnen herzlich wohl
zu leben und alle meine Freunde und Verwandten
zu grüßen, denen ich diesen Brief (besonders dem
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Aus Heimat
Marburger H o ch f ch u l n a ch r i ch t e n. Als
Nachfolger des von seinem Lehramt zurückgetretenen
Archäologen Geh. Rats Prof. Dr. v. Sybel wurde der
seitherige a. o. Professor der Archäologie Dr. Paul
Jacobsthal bestimmt. — Der bisherige Privat
dozent Dr. K. A n d r e e wurde zum a. o. Professor
in der philosophischen Fakultät der Universität Königs
berg ernannt.
Personalchronik. Am 8. Januar beging der frühere
Kurator der Marburger Universität, Wirkt. Geheime Rat
Steinmetz, seinen 80. Geburtstag.
Jubiläum. Die von unserem Mitarbeiter, dem
früheren Redakteur unserer Zeitschrift Lpzealdirektor Dr.
W. Schoof geleitete Luisenschule in Hersfeld beging
am 6. Januar mit einer schlichten Feier ihr 75 jähriges
Bestehen.
Aus Hanau. Angeregt durch einen in Berliner
Blättern erschienenen Artikel des Geh. Regierungsrats
Dr. Breger „Errichtet Kriegsmuseen", hat der Hanauer
Geschichtsverein beschlossen, seinem Museum eine Ab
teilung zuzufügen, die die Erinnerung an die gegen
wärtige Kriegszeit wach halten soll, also als Kriegs-
museum gedacht ist.
Die blinden Hessen. Die von der Zivil-
verwaltung des General-Gouverneurs in Belgien heraus
gegebene „Deutsche Soldatenpost" bringt in ihrer Num
mer vom 16. Januar folgendes Gedicht:
Die „blinde Hesse"!
(In Darmstädter Mundart.)
Die Hesse, seegt mer, die wern „blind"!
Kaum aaner waaß, woher des kimmt;
Biel glaawe, — mir wern Dumme!
Döch — 's war mol in 'rer große.Schlacht,
Bees hott's gedunnert un' gekracht.
Zu Hilf' sin' mer do kumme! —
Als mer sich schonn zur Flucht gewendt,
Sin' noch die Hesse Storm gerennt.
Sich mit dem Feind zu messe! —
„Blind" sin' se druff, — dorch Pulverdamb,
Dorch Bajonett un' Husgestamb;
Daher: „Die blinde Hesse"!
Wie selwigmol, — geht's heit noch los,
Des waaß besuners de Franzos,
Der kann devo' was sage!
Bei uns, do werd sich nett gefärcht,
Beim Stärme sin' mer als die Erscht',
Net schlecht werd drnffgehaage! —
Alten und Ihrer Schwester Maria) mitzuteilen
bitte. In der Erwartung baldigster Antwort, weil
sonst vielleicht die Gelegenheit aufhört
Ihr stets ergebener Freund
F. Miller
Lieutenant au 1er Regt. des
Chasseurs noirs de la Prusse.“
F. P.
und Fremde.
Un erscht de Rufs' — den Sakrament,
Dem hawe mer waas uffgebrennt,
Dort, in dem dreck'ge Pole!
Erscht haw' mer in die Händ' gespeizt
. Un dem dann orndlich ei'geheizt;
De Deiwel soll den hole?
Der hott geheria kriggt sei' Fett,
Mer sin' mit Lanz' und Bajonett
Nett iwwel umgesprunge!
„Blind" sin' mer druff, uff's Russcpack,
Besuners haw' mer mi'm Kosak,
Manch' scheenes Liedche g'sunge!
Un aach dem annern Russezeig
Haw' mer geherig haamgeleicht',
Mongole un Tscherkesse!
Nor in de Flucht war noch ihr Heil,
Mit „dreimal-derke-dunnerkeil"
„Blind" hinnerdrein, — mer Hesse!
Zwar in dem wilde Schlachtgewihl
Js vun de brave Hesse viel,
Gar viel, viel Blut geflosse!
Un mancher lieive Hessebub,
Der still jetzt liggt in seiner Grub',
Sei' Lewe hott gelosse! —
Js unser Ländche aach nor klaa',
Steh'n mer doch fescht, — wie Erz un Staa'
Des soll mer nett vergesse! —
Was vor uns kimmt — „blind" gehn mer ufs.
Bum Feind steht kaaner dann mehr druff,
Drum Hoch! die „blinde Hesse"!
F. L.
D i e kurhessischen Judengesetze. Wie das
Kreisblatt für Gelnhausen mitteilt, wird zum ersten Male
für die Steuer-Periode 1915 bis 1917 die israelitische
Kultussteuer auf Grundlage der staatlichen Einkommen-
und Ergänzungssteuer aufgebaut werden. Damit wird
also das alte unzulängliche Einschätzungs-System, das
lediglich auf Schätzung der Einkommen beruhte, unter
Beachtung der dagegen erhobenen Beschwerden durch
eine zeitgemäße Veranlagung ersetzt. Zugleich erfahren
auch die gemeinschaftlichen Lasten eine gleichmäßige,
einheitliche Regelung und die unverhältnismäßig hohe
Heranziehung einzelner Gemeinden wird beseitigt. Bei
der späteren landesgesetzlichen Sanktionierung werden
wohl auch die weiteren Wünsche der jüdischen Gemeinden
Kurhessens, die die Wahl der Synagogenältesten be
treffen, berücksichtigt werden.
S t a t i st i s ch e s. Die Landgemeinden des Regierungs
bezirks Kassel erzielten im Jahre 1914 aus dem Verkauf
des Gemeindeobstes insgesamt 227 170 Mark gegen
161 372 Mark im Jahre 1913. An der Spitze steht
wieder der Kreis Hofgeismar mit 40 971 Mark.