endlich den immer wieder geforderten Stadtbau
inspektor und Leiter der städtebaulichen Aufgaben
des Stadtbanamts, einen Mann, dessen Wirken
man schon nach kurzer Zeit aufs angenehmste ver
spürte, und erhielt Ende 1913 einen Oberbürger
meister, dessen frühere Tätigkeit schon bekundete,
daß er den ernsten Willen mitbrachte, auch auf
diesem bisher in Kassel so schwer vernachlässigten
Gebiet Wandel zu schaffen. Waren doch die olden-
bnrgischen Gesetze gegen die Verunstaltung des
Stadtbildes und zur Erhaltung der Naturdenk
mäler auf seinen selbständigen Antrag im olden-
burgischen Landtag zurückzuführen, wobei daran
erinnert sei, daß Oldenburg zurzeit den vollendetsten
Rechtszustand auf dem Gebiete des Denkmal- und
Heimatschutzes hat, indem es nicht nur ein Ver
unstaltungsgesetz wie die preußischen, sondern auch
ein Denkmalschutzgesetz wie das hessische besitzt und
mit diesem seinem Denkmalschutzgesetz als erster
deutscher Staat dem hessischen Vorbild gefolgt ist.
Sieben lange Friedensjahre haben wir in Kassel,
das wie kaum eine zweite Stadt eines Statuts
gegen Verunstaltung bedurfte und unter dieser
(Schluß
Verschleppung nie wieder gut zu machendes Un
heil erlitten hat, auf einen solchen Schutz gewartet.
Dem Kriegsmonat Januar 1915 sollte es beschiedeu
sein, die Erfüllung zu bringen; am 21. dieses
Monats wurde der Entwurf des Ortsstatuts in der
Kasseler Stadtverordnetenversammlung on bloo an
genommen. Seine Begründung zeichnen Ober
bürgermeister Koch und Stadtbauinspektor La
bes, eben jene beiden Männer, deren städte
bauliches Programm ein Verlassen der bisher in
Kassel beschrittenen Pfade verbürgt. Sie beide
und — für verwaltungstechnische Fragen — der
Stadtsyndikus werden fortab auch die Baupolizei
bilden, die am 1. April dieses Jahres endgiltig
auf die Stadt übergeht. Gemäß der gesetzlichen Vor
schrift ist in wichtigen Fällen ein Sachverständigen-
beirat zu hören, in den neben den Mitgliedern der
städtischen Körperschaften Vertreter der ausübenden
Baukünstler und der Handwerker sowie Vertreter
der Kunst- und Geschichtswissenschaft berufen sind,
so daß hinreichende Gewähr dafür geboten wird,
daß weder die wirtschaftlichen noch die künstlerischen
und geschichtlichen Interessen zu kurz kommen,
folgt.)
Den Gefallenen meiner Heimat Karlshafen.
Zehn Söhne! G Heimat im Wesertal,
Wie herzergreifend ist ihre Zahl!
Ihr zagend Schreiten im Kinderschuh
Empfing dein Boden, behütetest du!
Deines Frühlings Brausen, des Sommers Glanz,
Deines Herbstes leuchtender Früchtekranz,
Des Winters glitzernde Eisespracht
Hat die Glut ihrer jungen Herzen entfacht.
Im Rauschen der Buchen, im Eichenwald,
Erstand ihnen deutscher Helden Gestalt;
Dein holder Zauber unlöslich verband
Der Heimat sie und dem Vaterland.
So zogen sie aus, Iung-Siegfried gleich,
AIs die Feinde bedrohten das deutsche Reich
Und mannhaft bewehrt und siegesbewußt,
So boten dem Feind sie die junge Brust;
Eisenach
Ausjauchzend ging's durch Entbehren und Rot
Zu heißen Schlachten, zum Siege, — zum Tod!
Das Frührot die bleichen Schläfer küßt,
Roch eh' es der Himmel Fluren begrüßt.
Unzähl'ge Träume der Mutter, der Frau
Schickt ihnen der Himmel als blinkenden Tau.
Der Wind, der die heimischen Wellen bewegt,
Sanft gleitend um ihre Hügel sich legt.
Des Abends purpurn verglimmender Schein
Dringt tief in ihr stilles Kämmerlein;
Und ruh'n sie draußen im Westen, im Gst,
Der Heimat Grüße sie schmeichelnd umkost.
Ihr holder Zauber, — ein ständig Geleit
Bis hin zu den Pforten der Ewigkeit.
Zehn Helden! G Heimat im Wesertal,
Ein unvergängliches Ruhmesmal!
Anna Becker.
Der Vorarbeiter drängte zur Arbeit. Bald
schlugen wieder schallende Axthiebe den Takt zum
surrenden Gesang der Sägen und brachten das
letzte Grollen über den Verlust zum Verstummen.
Nur Karl Witt war nicht von der Stelle gewichen.
Er hatte sich wieder gesetzt. Nun war das Feuer
in seinem Innern. Mußte er denn das erleben!
Der Frankreicher.
Von Heinrich Bertelmann.
(Schluß.)
Von seinem eignen Jungen Lügner geheißen! Vom
einzigen Kameraden lächerlich gemacht!
Der Vorarbeiter kam, bat, drohte, gab gute
Worte. Vergeblich. Die Ellenbogen auf dem Knie,
hielt er seinen Kopf in beiden Händen. Seine Ge
danken weilten wieder vor Paris und spannen den
abgerissenen Glücksfaden weiter. Ins Blaue hinein.