Full text: Hessenland (29.1915)

Neuerdings sind auch wieder vereinzelte Guß 
stahlglocken gegossen für die Kirche in Wil 
helmshöhe, für die Friedenskirche und Ans- 
crstehungskirche in Kassel. 
1883 goß Georg Otto von Gießen eine Glocke für 
Weipoltshausen; 1890 eine Glocke für Ober 
walgern, Kreis Marburg. 
1886 goß Collier in Berlin eine Glocke für Hitzel 
rode, Kreis Eschwege. 
1886 goß Andr. Hamm in Frankenthal drei Glocken 
für Ravolzhausen, Kreis Hanau; 1888 eine 
für Langendiebach, Kreis Hanau. 
1886 goß I. I. Radler in Hildesheim eine Glocke 
für Lippoldsberg, Kreis Hofgeismar. 
1890 bis zum heutigen Jahr 1915 find Franz 
Schilling und dessen Söhne als Gießer tätig, 
ferner F. W. Rincker zu Hof Seim bei Her 
born, der für die Adventskirche in Wehl 
heiden drei Glocken goß. 
Seit 1900 finden sich noch folgende Glocken 
gießer: Heinrich Ulrich in Apolda, der für die 
neue Kirche in Guntershausen, Kreis Kassel, zwei 
Glocken sowie neuerdings die größte Glocke für die 
Kirche in Niederzwehren, Kreis Kassel, goß; Jo 
hann Georg Pfeifer in Kaiserslautern, der 1907 
für die neue Kirche in Holzhansen, Kreis Esch 
wege, zwei Glocken goß; F. Otto in Hemelingen, 
der hauptsächlich für katholische Kirchen Glocken 
mit gutem Klang gießt, z. B. in Kassel: Kirche 
zur heiligen Familie, Rosenkranzkirche, St. Josephs 
kirche; Gebrüder Edelbrock in Gescher (Westfalen), 
die 1906 für Rückers, Kreis Fulda, eine Glocke 
gossen. 
Karl Kohlhepp f 
gefallen ans dem Felde der Ehre im Osten am 2. April 1915. 
Ein Gedenkblatt von O las Heinemann. 
Als mich vor nunmehr fast einem Jahrzehnt 
das Schicksal von Berlin nach der „schönen, lichten 
Stadt am Main" — wie Jacob Grimm seine 
Vaterstadt Hanau einmal nennt — führte, da 
freute ich mich ganz besonders daraus, die persön 
liche Bekanntschaft des schon damals weit über 
die Grenzen seines geliebten Hessenlandes hinaus 
rühmlichst bekannten Lyrikers Karl Kohlhepp 
Zu machen. Freilich: ich hatte mit solchen persön 
lichen Dichterbekanntschaften schon allerlei herbe 
Enttäuschungen erlebt; Dichter, deren Verse von 
„großer heiliger Menschenliebe" troffen, entpuppten 
sich im Persönlichen Verkehr als höchst unleidliche 
Gesellen und krasseste Egoisten. Sie waren eben, 
um Karl Busses Worte zu gebrauchen, „Poeten 
nur am Schreibtisch". Wer aber je die nähere 
Bekanntschaft Karl Kohlhepps machte, der konnte 
sich schon in rein menschlicher Hinsicht glücklich 
schätzen. Still und bescheiden, treu und wahr, offen 
und edel, ein stets hilfsbereiter Freund: — so ging 
er seinen Weg; eine reine Seele, die dem Spott 
der Welt trotzte und sich gab, wie man sie nehmen 
sollte! „Seine ans dem Herzen quellende Güte 
und Menschenliebe schlug alle in Bann; jeder, der 
ihn kannte, mußte ihn liebhaben"; diese schönen 
Worte, die Adalbert von Hanstein einst beim Tode 
des früh vollendeten Dichters Ludwig Jaco- 
b o w s k i niederschrieb, können auch auf Karl Kohl 
hepp gemünzt sein. Seine Auffassung des Dichter 
tums war echt romantisch: „Opfertat, Priesteramt 
auf Erden" war es ihm. Romantisch ist daher auch 
der Grundcharakter von Kohlhepps ganzer Dichtung. 
Weich und musikalisch ist seine Lyrik, Stimmung ist 
ihm alles. Etwas Weibliches — in gutem Sinne — 
liegt oft in dem zerfließenden Duft und Hauch 
seiner bestrickenden Liebeslieder. Je nach der Art 
des Themas ist der Ton der Fassung ernst und 
feierlich oder tändelnd und leicht, oft von gol 
digem Humor oder lächelnder Ironie getragen, 
aber in jedem Falle voll Geist und Orginalität. 
Seine schönsten Lieder aber entstehen, wenn die 
Stimmung seines Herzens gleichsam Halt und 
Ausdruck findet in einer entsprechenden Erschei 
nungsform der Natur. Diese Lieder voll dunkler 
Süße und weher Schönheit lassen unser mit 
fühlendes Herz erzittern in unbekannter Trauer, 
etwa wie die „Schilflieder" Lenaus oder Novalis' 
„Hymne an die Nacht". Romantisch wie seine 
träumerische Naturschwärmerei oder wie die Ironie, 
die seine Lyrik oft durchzittert, das selbstquälerische 
und doch lächelnde Aufreißen eigener Wunden, ist 
auch Kohlhepps Grübeln nach dem geheimnisvollen 
Ende aller Dinge. Der Tod ist seiner Kunst ein 
vertrauter Freund. Er raunt, personifiziert in 
einem Totenschädel, dem Dichter in mitternächtiger 
Stunde allerlei bittere Wahrheiten und Weisheiten 
zu. „Liebe, Jugend, Frauenglück: was seid ihr 
denn? Regentropfen, aus Dunst und Dampf ge 
woben, Wolkenschatten, die auf blühender Heide 
dahinhuschen!" ... Eine Woge ruheloser Sehn-
	        

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.