Neuerdings sind auch wieder vereinzelte Guß
stahlglocken gegossen für die Kirche in Wil
helmshöhe, für die Friedenskirche und Ans-
crstehungskirche in Kassel.
1883 goß Georg Otto von Gießen eine Glocke für
Weipoltshausen; 1890 eine Glocke für Ober
walgern, Kreis Marburg.
1886 goß Collier in Berlin eine Glocke für Hitzel
rode, Kreis Eschwege.
1886 goß Andr. Hamm in Frankenthal drei Glocken
für Ravolzhausen, Kreis Hanau; 1888 eine
für Langendiebach, Kreis Hanau.
1886 goß I. I. Radler in Hildesheim eine Glocke
für Lippoldsberg, Kreis Hofgeismar.
1890 bis zum heutigen Jahr 1915 find Franz
Schilling und dessen Söhne als Gießer tätig,
ferner F. W. Rincker zu Hof Seim bei Her
born, der für die Adventskirche in Wehl
heiden drei Glocken goß.
Seit 1900 finden sich noch folgende Glocken
gießer: Heinrich Ulrich in Apolda, der für die
neue Kirche in Guntershausen, Kreis Kassel, zwei
Glocken sowie neuerdings die größte Glocke für die
Kirche in Niederzwehren, Kreis Kassel, goß; Jo
hann Georg Pfeifer in Kaiserslautern, der 1907
für die neue Kirche in Holzhansen, Kreis Esch
wege, zwei Glocken goß; F. Otto in Hemelingen,
der hauptsächlich für katholische Kirchen Glocken
mit gutem Klang gießt, z. B. in Kassel: Kirche
zur heiligen Familie, Rosenkranzkirche, St. Josephs
kirche; Gebrüder Edelbrock in Gescher (Westfalen),
die 1906 für Rückers, Kreis Fulda, eine Glocke
gossen.
Karl Kohlhepp f
gefallen ans dem Felde der Ehre im Osten am 2. April 1915.
Ein Gedenkblatt von O las Heinemann.
Als mich vor nunmehr fast einem Jahrzehnt
das Schicksal von Berlin nach der „schönen, lichten
Stadt am Main" — wie Jacob Grimm seine
Vaterstadt Hanau einmal nennt — führte, da
freute ich mich ganz besonders daraus, die persön
liche Bekanntschaft des schon damals weit über
die Grenzen seines geliebten Hessenlandes hinaus
rühmlichst bekannten Lyrikers Karl Kohlhepp
Zu machen. Freilich: ich hatte mit solchen persön
lichen Dichterbekanntschaften schon allerlei herbe
Enttäuschungen erlebt; Dichter, deren Verse von
„großer heiliger Menschenliebe" troffen, entpuppten
sich im Persönlichen Verkehr als höchst unleidliche
Gesellen und krasseste Egoisten. Sie waren eben,
um Karl Busses Worte zu gebrauchen, „Poeten
nur am Schreibtisch". Wer aber je die nähere
Bekanntschaft Karl Kohlhepps machte, der konnte
sich schon in rein menschlicher Hinsicht glücklich
schätzen. Still und bescheiden, treu und wahr, offen
und edel, ein stets hilfsbereiter Freund: — so ging
er seinen Weg; eine reine Seele, die dem Spott
der Welt trotzte und sich gab, wie man sie nehmen
sollte! „Seine ans dem Herzen quellende Güte
und Menschenliebe schlug alle in Bann; jeder, der
ihn kannte, mußte ihn liebhaben"; diese schönen
Worte, die Adalbert von Hanstein einst beim Tode
des früh vollendeten Dichters Ludwig Jaco-
b o w s k i niederschrieb, können auch auf Karl Kohl
hepp gemünzt sein. Seine Auffassung des Dichter
tums war echt romantisch: „Opfertat, Priesteramt
auf Erden" war es ihm. Romantisch ist daher auch
der Grundcharakter von Kohlhepps ganzer Dichtung.
Weich und musikalisch ist seine Lyrik, Stimmung ist
ihm alles. Etwas Weibliches — in gutem Sinne —
liegt oft in dem zerfließenden Duft und Hauch
seiner bestrickenden Liebeslieder. Je nach der Art
des Themas ist der Ton der Fassung ernst und
feierlich oder tändelnd und leicht, oft von gol
digem Humor oder lächelnder Ironie getragen,
aber in jedem Falle voll Geist und Orginalität.
Seine schönsten Lieder aber entstehen, wenn die
Stimmung seines Herzens gleichsam Halt und
Ausdruck findet in einer entsprechenden Erschei
nungsform der Natur. Diese Lieder voll dunkler
Süße und weher Schönheit lassen unser mit
fühlendes Herz erzittern in unbekannter Trauer,
etwa wie die „Schilflieder" Lenaus oder Novalis'
„Hymne an die Nacht". Romantisch wie seine
träumerische Naturschwärmerei oder wie die Ironie,
die seine Lyrik oft durchzittert, das selbstquälerische
und doch lächelnde Aufreißen eigener Wunden, ist
auch Kohlhepps Grübeln nach dem geheimnisvollen
Ende aller Dinge. Der Tod ist seiner Kunst ein
vertrauter Freund. Er raunt, personifiziert in
einem Totenschädel, dem Dichter in mitternächtiger
Stunde allerlei bittere Wahrheiten und Weisheiten
zu. „Liebe, Jugend, Frauenglück: was seid ihr
denn? Regentropfen, aus Dunst und Dampf ge
woben, Wolkenschatten, die auf blühender Heide
dahinhuschen!" ... Eine Woge ruheloser Sehn-