Freudig wurden die allerdings sehr teueren Einlaß
karten bezahlt.
Wer von den alten Kasselanern erinnert sich nicht
gern an die frühere Besetzung unseres Hoftheaters!
Es waren ausgezeichnete Kräfte darunter und mit
der Bürgerschaft verwachsen, weil sie nicht so oft
wechselten wie in späteren Jahren. Man kannte
sich besser. — Einer der beliebtesten und tüchtigsten
war der Hofschauspieler Ulram. Wie natürlich war
alles, was und wie er spielte, — ich erinnere
z. B. nur an seinen Wallenstein.
Ulram war bekannt als einer der ersten Mimiker
Deutschlands, daher war das Theater in Leipzig
an diesem Abend bis auf den letzten Platz besetzt. —
Ulram spielte den Luther großartig. Unvergeßlich
ist mir die Szene, wo er allein im Dämmerlicht auf
der Bühne steht, an seiner Kraft zur Ausführung
des Kampfes gegen die damaligen Mißbräuche
verzweifelnd; ein an Leib und Seele gebrochener
Mann liegt er in heißem Ringen auf den Knien.
--8-'
Da ertönen aus weiter Ferne, aus den Höhen
wie Engelsgesang feine musikalische Akkorde, die
sich langsam näher kommend zu der Melodie des
Liedes verdichten: „Ein' feste Burg". — Wie ver
zückt hört Luther-Ulram die Melodie, seine Gesichts
muskeln bekommen wieder Leben, Arme und Beine
werden straff, er hat seinen Kleinmut durch Gebet
überwunden, er ist wieder der deutsche National
held. Der Vorhang fiel; im Publikum hörte man
nur schweres Atmen. Dann nach einigen Augen
blicken lautloser Stille brauste ein Beifallssturm
durch das Theater, wie ich ihn noch nie gehört
hatte. Immer wieder mußte Ulram auf die Bühne
kommen, wo er mit Blumen und Lorbeerkränzen
überschüttet wurde. Ein Leipziger Bürger, der
neben mir saß, sagte mit Stolz: Es sind aber nicht
nur Evangelische hier, es sind eine Menge Katho
liken und Israeliten im Theater. Und das war
auch schön, alle waren begeistert von der Kunst.
F. Belz.
Der Tod hält seine Ernte.
Der Tod schickt sich zur Ernte,
Er schreitet ab das Feld.
Wohl um und um den Schritt er lenkt
Zu prüfen, was der Krieg ihm schenkt,
Von selbst ist ihm ja nicht gereift,
Wonach sein Arm so gierig greift.
Der Tod hält seine Ernte,
Er mäht ein blühend Feld.
Was um und um der Stahl erwürgt,
Tn einem weiten Grab er birgt
Und grinst; der Krieg hat gut gefrohnt,
Die Scheun' wird voll, die Arbeit lohnt!
Der Tod hält seine Ernte
Auch fern vom Schlachtenfeld.
Zu seiner Gpser Heimatland
Hat suchend er den Schritt gewandt.
Ist Kummer nicht ein Todeskeim?
Manch leidvoll Herz fällt ihm anheim.
Kassel.
Und hielt der Tod die Ernte,
Deckt Grab an Grab das Feld,
Ward ihm der Arm vom Mähen schwer,
Dann weckt er auf das stille Heer.
Zur Mitternacht bei Mondenglanz
Hält ab er seinen Erntetanz.
Der Tod mit seiner Ernte
Tanzt über Meer und Feld,
Bis daß er steht vor Burg und Tor,
Deß, der den Krieg heraufbeschwor.
Zur Mitternacht bei Mondenglanz
Läd' er den Lord zum Totentanz:
Und hielt ich reiche Ernte,
Du hast gepflügt mein Feld.
Leer ist ein Platz im Erntezug,
So lang' nicht aus dein Herze schlug,
Mit dir will tanzen Mann für Mann!
Ich poche an. Wir pochen an. —
Ella Gonnermann.
Aus Heimat und Fremde.
Prinz Max von Hessen, über den Heldentod
des Prinzen Max von Hessen, der Ende Oktober bei
Mont-des-Catts bei Hazebroek siel, erfahren wir noch:
Von einer Kugel in den Leib und von einer zweiten
in den Schenkel getroffen, wurde der Prinz in das
auf der Anhöhe gelegene Trappisten-Kloster gebracht.
Die Trappisten legten ihm den ersten Verband an. Ver
geblich versuchte man durchzusetzen, daß ein englischer
Arzt den Leibschnitt ausführte. Dieser Arzt weigerte
sich. Und schließlich ging ein anderer, ein Zivilarzt,
an die Operation heran, an deren Folgen der Prinz
starb.
Marburger 5) o ch s ch u l n a ch r i ch t e n. Das
Personalverzeichnis der Studierenden enthält bereits 60
Namen von Angehörigen der Universität, die bis zur
Drucklegung den Heldentod gefunden haben. Tie end-
giltige Immatrikulation ergab 2048 Studierende, dar
unter 176 Frauen, außerdem noch 11 männliche und
2 weibliche Hörer. — Die von der Universität mit
Unterstützung der Stadtverwaltung, des Staatsarchivs,
der Korporationen und der Bürgerschaft aus der Leipziger
Bugra gezeigte Ausstellung „der Marburger Student
in Vergangenheit und Gegenwart" wird jetzt in Marburg
zu Gunsten der Kriegsfürsorge vorgeführt. Sie enthält