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gäbe an den Eleichklang etwas zu haben, worauf
sich stützen läßt, etwas zu denken, das zu passen
scheint, mag es, bei Lichte betrachtet, noch so un
sicher und unwahrscheinlich oder unzweifelhaft
verkehrt, ja völlig sinnlos sein."^«)
Auf diese Weise dürften sich viele mit Zimmer
als Bestimmungswort gebildete Flurnamen deuten
lassen, z. B. in Hessen: Zimmersberg (bet Rauschen-
berg), Zimmersfeld und Zimmershof (bei Raus-
buch), Zimmergraben (bei Breitenbach, Kr. Ziegen
Hain), Zimmergarten (bei Schisfelbach), Zimmers
gründe (im Wilduuger Stadtwald), Zimmerplatz
(bei Huhnstadt am Herzberg und Wald bei Römers-
Hausen), Zimmerplatte (im Forst Rotenburg);
in Thüringen: Zimmerbiirg (unterhalb der Wart
burg) ; in Nassau: im Zimer, Zimersberg,
Ziemersberg, Ziemersborn, Ziemershag, Zie
merswies, Zimmerbach, Zimmerdell, Zimmer
hütte, Zimmerskopf, Zimmersbeck usw.
Auch die Namen der Wüstuitgen Zimmers bei
Landeck und Zimmershansen bei Battenberg(1328
Cymershusin) dürfen wohl hierher gestellt werden,
vielleicht auch der Ortsname Zimmersrode
(Kreis Fritzlar), mundartlich Fsernerschroore.
Nur ein Bedenken bleibt Hier bestehen. Das ist
der Widerstreit zwischen den urkundlichen Schrei
bungen Ziemansrode (1307), Zymansrodde
(1310), Zimansrode (1312), Tzymisrode (1394),
Zimmersroda (1585, 1747) und der mut
maßlichen älteren volkstümlichen Namenssorm
Ziemrichrode oder Ziemerchs- bzw. Zimmers
rode. Da die Schreibung Ziemansrode' über
wiegt gegenüber der von Zimmersrode, kann hier
Ableitung von einem Personennamen Zieman
(Zioman) angenommen werden, wie es Arnold
Seite 461 tut. Da aber eine Silbenvertauschung
wie die von man und mer in der älteren Orts-
namenschreibung nicht selten vorkommt — vgl.
Goßmannsrode aus Goßmerode, Farmanshusen
ans Varmirshusen, Oetmanshausen aus Oet-
winesbusen —, da ferner die ältere Schreibung,
die meist mit der volkstümlichen Benennung zu
sammenfällt, in den Urkunden oft Jahrhunderte
hindurch verschwindet und dann auf einmal wieder
auftaucht, so neige ich der Ansicht zu, daß Zie
mansrode eine gelehrte Entstellung eines Urkunden
schreibens ist, dem das Widersinnige einer Form
Zimmersrode unbequem war, und daß *Ziemirs-
rode bzw. *Ziemirchsrode als ältere Form anzu
setzen ist. Wenn auch Ortsnamen mit —rode als
Grundwort und einem Personennamen als Be
stimmungswort keine Seltenheit sind, namentlich
nicht in der Zeit der Klostergründungen vom 8.
bis 13. Jahrhundert, so gibt es doch anderer
seits zahlreiche Ortsnamen aus —rode, die ihre
ursprüngliche Bedeutung aus der Beschaffenheit
des Bodens noch heute deutlich erkennen lassen,
an denen sich der allmähliche Übergang von der
Weidewirtschaft zum Ackerbau deutlich verfolgen
läßt. Solche Ortsnamen sind aus ehemaligen
Flurnamen hervorgegangen, meist volksetymologisch
umgedeutet und durch den Zusatz —rode ver
deutlicht worden. Vielfach sind in diese alten
Flurnamen bie Namen von Personen, die in
irgend einem Zusammenhang zu der Rodung
standeit, absichtlich oder unwillkürlich eingedeutet
worden.
(Fortsetzung folgt.)
Wir Alien vom Landsturm.
Wohl stehen wir nicht im vordersten Glied,
Wir Alten vom Landsturnt,
Wo der Tod den Kämpfern ins Auge sieht
Und im höllentosenden Schlachtenorkan
Die Reihen durchbricht in blusiger Bahn,
Da sind wir nicht.
Wir stehen dahinten an Toreit unb Steg,
Wir Alten vom Landsturm,
Wo die Züge rasseln am Schienenweg;
In Sturm und Regen, im Grauen der Nacht
Da halten wir gute, getreuliche Wacht
Mit blanker Wehr.
Wohl sind auch ivir von Gefahren umringt,
Wir Alten vom Landsturm,
Doch schlimmer ist, was dielSorge uns singt:
Von Herd und Hof, von Weib und Kind,
Gb sie wohlversorgt auch geborgen sind
In schwerer Zeit.
Doch schallt einst der Ruf: „Nun aber voran,
Ihr Altett vom Landsturm,
Die Waffen zur Hand! An den Feind! Wohlatt!
Das Vaterland braucht euer Leben und Blut."
Hurra! Mein Kaiser, auch das ist gut,
Wir stehlt unsern Mann.
Wie die Jungen da vorn, tun wir unsere Pflicht,
Wir Alten vom Landsturm,
Zurück und ein Zagen, das kennen wir nicht.
Wir wissen, daß Schirm und Schutz wir sind
Für Herd und Hof, für Weib und Kind.
Da kämpft es sich gut! —
z. Z. im Felde.
W. Neuhaus-Hersseld.