83
usw. Die Umdeutung zu Markt hat hie und da
auch sog. Namenssagen im Gefolge gehabt, wie
das gleiche der Fall ist mit den zahllosen Hunger
bergen, Hungerbäeben, Goldbergen, Goldwiesen,
Teufelsbergen, Höllentälern, Donnerkauten,
Hexengründen usw. Alle diese Namen sind, wie ich
an anderer Stelle nachweisen werde, vom Volk
umgedeutet worden und haben mit Teufeln. Hexen,
(Schluß
Höllen usw. nichts zu tun. So hat auch der
Gemarkungsname aus dem Marktbrunnen in der
thüringischen Flur Wölfis die Sage gezeitigt, daß
früher das Dorf einen weit größeren Umfang ge
habt haben soll. Auf dem Marktborn solle die
Marktstätte gewesen sein.")
") Grrbing: Dir Flurnamen de« Herzogtum« Gotha
(Jena 1910) S. 255.
folgt.)
SchmalKalder Erinnerungen von 1866.
Von Otto Gerland.
(Fortsetzung.)
Einstweilen standen die Bayern in und um
Wernshausen, ihre Jnfanterieposten waren bis
zur damaligen hessischen Grenze vorgeschoben, wo
rechts und links ein Mann hinter einem Baum
stand. Vor Niederschmalkalden auf den Wiesen war
eine abgespannte Batterie aufgefahren. Es war
nicht zu empfehlen, sich in das abgesperrte Gebiet
zu begeben, weil man leicht als Spion angehalten
werden konnte. So ging es auch tatsächlich unserm
Kreissekretär v. Heppe und dem der damali
gen Regierungskommission (der Vorgängerin des
jetzigen Landratsamts) beigegebenen Regierungs
referendar S ch e f f e r, die bei einem Gange durch
die bayrischen Linien auffielen, von Fahrkano
nieren zu Pferde verfolgt, gefangen genommen
und erst nach mehreren Stunden wieder losge
lassen wurden, als bereits von Schmalkalden Gen-,
darmen zu ihrer Befreiung abgesandt werden sollten.
Am 2. Juli waren zwei Bataillone des drei
zehnten preußischen Infanterie-Regiments (Her
warth v. Bittenfeld) von Berka nach Eisenach
und von da mit der Eisenbahn nach Marksuhl be
fördert und marschierten dann von dort nach
Salzungen. Das 1. Bataillon bezog die Vorposten
südlich von Salzungen, den linken Flügel bildete
die dritte Kompagnie unter Hauptmann v. W i ch -
mann; sie hatte ihren Standpunkt nahe vor Ett
marshausen an der nach Immelborn führenden
Landstraße und sicherte sich durch die zu beiden
Seiten der Straße vorgeschobenen Feldwachen,
auch befand sich eine Patrouille des 8. Husaren
regiments noch weiter südlich am oberen Aus
gange von Barchfeld. Die Bayern wollten nun
diese Stellung erkunden, und so unternahm dann
in der Nacht vom 2. zum 3. Juli Oberst Adossar,
damals meist A l d o s s e r genannt, einen Vorstoß.
Er nahm IV 2 Kompagnien Jäger und eine Schwa
dron Chevaulegers, mit denen er vorging. Es
herrschte damals bei dm Gegnern Preußens die
ihnen mehrfach so verhängnisvoll gewordene An
sicht, man könne und müsse das Übergewicht des
preußischen Hinterladegewehrs durch einen mög
lichst überraschenden und schnellen Angriff aus
gleichen. Adossar hatte deshalb von allen Seiten
Leiterwagen zusammengezogen, auch der Adler
wirt Pfannstiel hatte einen stellen müssen, auf
diese wurden die Jäger gesetzt, und so ging der
Oberst dann in der Dunkelheit vor, so daß er
etwa gegen 11 % Uhr nachts vor Barchfeld an
kam. Hier ließ er seine Jäger von den Wagen
steigen. Es störte ihn nicht, daß die am Ein
gang von Barchfeld aufgestellten Husaren Signal
schüsse abgaben und im Galopp auf die Infanterie
zurückgingen, um dort Meldung vom Anrücken
der Bayern zu erstatten. Adossar ließ sogar
auf der Werrabrücke in Barchfeld die Zündhütchen
von den Gewehren abnehmen, damit nicht etwa
ein Schuß vorzeitig losginge und den Preußen
die Ankunft der Bayern verrate (dies Kommando
hat ein sich unter der Werrabrücke verbergender
Bewohner Barchfelds selbst gehört), und dann
ging's im Sturmschritt und in dichten Kolonnen
vor. Hauptmann v. Wich mann rückte den
Bayern mit dem Soutien seiner Kompagnie auf
300 Schritte weit entgegen und empfing die in
der Dunkelheit nur in allgemeinen Umrissen er
kennbaren, fortwährend „Hurra" rufenden Feinde
mit zwei auf 150 Schritt abgegebenen Salven.
Sogleich verstummten die bayrischen Hurrarufe,
und an ihre Stelle trat ein unregelmäßiges Ge
wehrfeuer der Bayern, dem ein kurzes Schnell
feuer der Preußen folgte, worauf sich Hauptmann
v. Wichmann mit schlagenden Tambours den
Bayern entgegenstürzte. Diese entzogen sich jedoch
dem Nahkampf durch einen eiligen Rückzug, wo
bei sie einen Toten und fünf Verwundete, dar
unter einen Offizier mit 5 Schußwunden (man
sagt, es sei A d 0 s s a r s Adjutant gewesen) zu
rückließen. Preußischerseits wurden bei der Kom
pagnie ein Mann schwer und zwei leicht ver
wundet, von den Husaren wurden ein Mann
verwundet und zwei Pferde getötet, die Patrouille