Full text: Hessenland (28.1914)

«ML, 342 VML- 
donfc, Osterdunk, Heiligendonk, Hasendong, 
Ahlendung, Donkmann, in der Dunke, auf der 
ahlen Dünge usw. (Leithäuser: Bergische Orts 
namen S. 22 ), die hessischen Flurnamen: vor 
der Dink (bei Berfa), Hundsding bei Hünfeld, 
der Dingelberg (bei Betziesdorf), der Düngeberg 
(bei Gittersdorf), Vielleicht auch hinterm Dienst- 
berg 18 ) (bei Altenvers) usw. und die oberdeutsche 
Flurbezeichnung") von 1561: uff der Hunds- 
tanc. Buck vermutet, daß Hundstanc verlesen 
fei für Hundstuno. Die Form tano neben tuno 
erklärt sich aber leicht als Ablautsform gu tune 
ebenso wie Himmeldank neben Himmeldunk. 
Da festgestellt ist, daß taue, tune einen (flach 
abfallenden) Berg bedeutet, dürfte Hunds -tane 
ungefähr dasselbe bedeuten wie Ungedanken. 
Vgl. auch den Flurnamen Hemmstange im Burg 
wald. Das Bestimmungswort in dem Namen 
Ungedanken geht wahrscheinlich auf das alte 
Substantiv die under unner, onner 16 ) zurück. 
Nach einer in mittel-- und oberdeutschen Mund 
arten weitverbreiteten Lautregel, die nd bzw. nt 
in nn oder in nasales ng übergehen läßt (vgl. 
Lindenbach neben Lingelbach, Schindersberg 
neben und Schenkelsberg, Winderode, Winge- 
rode neben Wincherode), wird für Unterrieden 
1358 Ungeride, 1489 Ungereden, 1585 und 
1747 Ungeride und nur einmal (1588) Unter-, 
rieden geschrieben. So wird aus Underberg, 
d. h. einem Berg, wo das Vieh unterte oder 
Mittagsruh hielt, Ungerberg bzw. mit volks 
ethmologischer Anlehnung an nhd. „Hunger" 
Hungerberg, aus Underbühl Hungerbühl, aus 
Hundruggen Hungruck, Hüngruck, daneben 
Ungerück, ja sogar Unglück, wie in Unglücks 
graben. 16 ) Ähnlich finden sich Flurnamen wie 
Ungersberg, Ungersgründchen, Ungersborn 
neben Hungerberg, Hungergründchen und 
Hungerborn, ja sogar Unkenberg, Unkenwies, 
Ungenau und Unkenbaum, ebenso schwäbische 
Flurnamen wie Ungenbach, Ungebrunne, Ungel 
brunne, Unckendall, hie Buck in seiner Verlegen 
heit allen Ernstes mit Unke — Kröte in Zu 
sammenhang bringt. Wie ahd. untarön ma. zu 
ungern, ongern, Unterrieden im 15 u. 16. Jh. 
zu Ungerieden ward, so ward Unterndall zu 
Uncke(r)ndall, Unckendall, Unterndank zu 
Unge(r)ndank, Ungendank, Ungedank. 
So ist vielleicht auch der hessische Gemarkungs 
name uffm Unckenpfuel in der GemarkungAllna") 
") Vgl. dazu Dünsberg (Dünstberg) bei Gießen. 
") Buck a. a. O. S. 119. 
") Vilmar a. a. O. S. 423. Vgl. auch Hess. Blätter 
für VolkSk. 1912 S. 225 ff. 
", Kehrein a. a. O. 3, S. 585. 
") Eaalbuch des Amts Blankenstein von 1586. 
(1586) aus Undernbuhel bzw. Undernpuhl (ahd. 
puhil — bühel „Berg") umgedeutet worden. Als 
man puhil mißverstand und es mit pfuol, ptuhl 
verwechselte, ergab sich statt eines ehemaligenWeide 
platzes ein Unkenteich, zumal da die älten-Weide 
triften in der Nähe eines Bornes, Teiches oder 
Baches zu liegen pflegten. Ebenso erklärt sich viel 
leicht auch Ungernzeif (Gemarkung Sachsenhausen 
bei Treysa) aus Undefnseif 18 ), d. h.' Schlucht oder 
Wiese, wo das Vieh Mittagsrast hielt, obd. un- 
gehures seid 19 ), hessisch Ungeheuerbäoh. (bei 
Sichertshausen), ungeheurer Graben (bei Josbach), 
ungeheure Eiche (bei Hombreffen im Reinhards 
wald), ungeheurer Grund, ungeheure Wiese 
(öfters in Thüringen 90 ) und der nafsauische Flur 
name 91 ) Ungeheuersgraben, wobei indes nicht 
immer leicht zu erkennen ist, ob das in Unge-hur, 
Ungeheuer steckende Grundwort auf ein altes 
hürren, heuren 9a ) (vgl. Heurings, Heurenbach) 
oder hör 98 ) (ahd. horro — Sumpf) oder endlich auf 
altes hurde 24 ) (z.B. 1311 der hurdacker) zurück 
zuführen ist, da ältere Schreibungen fehlen. Mög 
lich, daß auch der Ungehörntegrund (bei Görz 
hain) eine Verstümmelung von Ungehuregrund ist. 
Wenn Vilmar a. a. O. S 424 diese Flurnamen 
durch das mhd. Adjektivum ungehiure im ©iitne 
von „fremdartig, unheimlich" erklären möchte, so 
kommt er hiermit über eine volksübliche Deutung 
ebensowenig hinweg wie bei der Namenserklärung 
von Ungedanken, wohl aber deutet er mit den 
Worten „jetzt nicht mehr volksüblich, muß es aber 
ehedem gewesen sein" den Zusammenhang der 
Namen mit alten, längst vergessenen und nicht 
mehr verstandenen Kulturzuständen an, denn eine 
,ungeheure Eich«? ist zweifellos ein Platz bzw. ein 
kronenreicher Baum, auf dem oder unter dem di 
Viehherden in alter Zeit mit ihren Hirten zu 
Mittagszeit ausruhten. 
Ganz ähnlich verhält es sich mit dem Namen 
Ungedanken, der sich aus älterem Undem-dank 
bjto.Undern-dunk ober Underndonk zu Unge(r)n- 
dank, Ungendank und sodann unter volksetymo 
logischem Einfluß mit verändertem Grundwort zu 
Un-gedank(en) weiterentwickelt haben dürste, wie 
unge-hiures seid zu un-geheures seid . wurde: 
So bildet der Name Ungedanken ein interessantes 
Beispiel einer uralten Volksetymologie, wie deren 
'*) mhd. slfe „nasse Schlucht. Wiese" in Ortsnamen 
wie Seifengründ, Seifig, Bärenseife. Buck a. a.0.6.259. 
") Zeitfchr. f. deutsche Mundarten 19. S. 230. 
”) Vgl. Gerbing: Die Flurnamen des Herzogtums 
Gotha (Jena 1910) S. 420. 446. 453, 49t,. 
*') Kehrein ä. a. O. 3, S. 585. 
") Buck a.a. O. S. 109. 
") Ebd. S. 115. — * 4 ) 6bb. 6.119.
	        
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