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donfc, Osterdunk, Heiligendonk, Hasendong,
Ahlendung, Donkmann, in der Dunke, auf der
ahlen Dünge usw. (Leithäuser: Bergische Orts
namen S. 22 ), die hessischen Flurnamen: vor
der Dink (bei Berfa), Hundsding bei Hünfeld,
der Dingelberg (bei Betziesdorf), der Düngeberg
(bei Gittersdorf), Vielleicht auch hinterm Dienst-
berg 18 ) (bei Altenvers) usw. und die oberdeutsche
Flurbezeichnung") von 1561: uff der Hunds-
tanc. Buck vermutet, daß Hundstanc verlesen
fei für Hundstuno. Die Form tano neben tuno
erklärt sich aber leicht als Ablautsform gu tune
ebenso wie Himmeldank neben Himmeldunk.
Da festgestellt ist, daß taue, tune einen (flach
abfallenden) Berg bedeutet, dürfte Hunds -tane
ungefähr dasselbe bedeuten wie Ungedanken.
Vgl. auch den Flurnamen Hemmstange im Burg
wald. Das Bestimmungswort in dem Namen
Ungedanken geht wahrscheinlich auf das alte
Substantiv die under unner, onner 16 ) zurück.
Nach einer in mittel-- und oberdeutschen Mund
arten weitverbreiteten Lautregel, die nd bzw. nt
in nn oder in nasales ng übergehen läßt (vgl.
Lindenbach neben Lingelbach, Schindersberg
neben und Schenkelsberg, Winderode, Winge-
rode neben Wincherode), wird für Unterrieden
1358 Ungeride, 1489 Ungereden, 1585 und
1747 Ungeride und nur einmal (1588) Unter-,
rieden geschrieben. So wird aus Underberg,
d. h. einem Berg, wo das Vieh unterte oder
Mittagsruh hielt, Ungerberg bzw. mit volks
ethmologischer Anlehnung an nhd. „Hunger"
Hungerberg, aus Underbühl Hungerbühl, aus
Hundruggen Hungruck, Hüngruck, daneben
Ungerück, ja sogar Unglück, wie in Unglücks
graben. 16 ) Ähnlich finden sich Flurnamen wie
Ungersberg, Ungersgründchen, Ungersborn
neben Hungerberg, Hungergründchen und
Hungerborn, ja sogar Unkenberg, Unkenwies,
Ungenau und Unkenbaum, ebenso schwäbische
Flurnamen wie Ungenbach, Ungebrunne, Ungel
brunne, Unckendall, hie Buck in seiner Verlegen
heit allen Ernstes mit Unke — Kröte in Zu
sammenhang bringt. Wie ahd. untarön ma. zu
ungern, ongern, Unterrieden im 15 u. 16. Jh.
zu Ungerieden ward, so ward Unterndall zu
Uncke(r)ndall, Unckendall, Unterndank zu
Unge(r)ndank, Ungendank, Ungedank.
So ist vielleicht auch der hessische Gemarkungs
name uffm Unckenpfuel in der GemarkungAllna")
") Vgl. dazu Dünsberg (Dünstberg) bei Gießen.
") Buck a. a. O. S. 119.
") Vilmar a. a. O. S. 423. Vgl. auch Hess. Blätter
für VolkSk. 1912 S. 225 ff.
", Kehrein a. a. O. 3, S. 585.
") Eaalbuch des Amts Blankenstein von 1586.
(1586) aus Undernbuhel bzw. Undernpuhl (ahd.
puhil — bühel „Berg") umgedeutet worden. Als
man puhil mißverstand und es mit pfuol, ptuhl
verwechselte, ergab sich statt eines ehemaligenWeide
platzes ein Unkenteich, zumal da die älten-Weide
triften in der Nähe eines Bornes, Teiches oder
Baches zu liegen pflegten. Ebenso erklärt sich viel
leicht auch Ungernzeif (Gemarkung Sachsenhausen
bei Treysa) aus Undefnseif 18 ), d. h.' Schlucht oder
Wiese, wo das Vieh Mittagsrast hielt, obd. un-
gehures seid 19 ), hessisch Ungeheuerbäoh. (bei
Sichertshausen), ungeheurer Graben (bei Josbach),
ungeheure Eiche (bei Hombreffen im Reinhards
wald), ungeheurer Grund, ungeheure Wiese
(öfters in Thüringen 90 ) und der nafsauische Flur
name 91 ) Ungeheuersgraben, wobei indes nicht
immer leicht zu erkennen ist, ob das in Unge-hur,
Ungeheuer steckende Grundwort auf ein altes
hürren, heuren 9a ) (vgl. Heurings, Heurenbach)
oder hör 98 ) (ahd. horro — Sumpf) oder endlich auf
altes hurde 24 ) (z.B. 1311 der hurdacker) zurück
zuführen ist, da ältere Schreibungen fehlen. Mög
lich, daß auch der Ungehörntegrund (bei Görz
hain) eine Verstümmelung von Ungehuregrund ist.
Wenn Vilmar a. a. O. S 424 diese Flurnamen
durch das mhd. Adjektivum ungehiure im ©iitne
von „fremdartig, unheimlich" erklären möchte, so
kommt er hiermit über eine volksübliche Deutung
ebensowenig hinweg wie bei der Namenserklärung
von Ungedanken, wohl aber deutet er mit den
Worten „jetzt nicht mehr volksüblich, muß es aber
ehedem gewesen sein" den Zusammenhang der
Namen mit alten, längst vergessenen und nicht
mehr verstandenen Kulturzuständen an, denn eine
,ungeheure Eich«? ist zweifellos ein Platz bzw. ein
kronenreicher Baum, auf dem oder unter dem di
Viehherden in alter Zeit mit ihren Hirten zu
Mittagszeit ausruhten.
Ganz ähnlich verhält es sich mit dem Namen
Ungedanken, der sich aus älterem Undem-dank
bjto.Undern-dunk ober Underndonk zu Unge(r)n-
dank, Ungendank und sodann unter volksetymo
logischem Einfluß mit verändertem Grundwort zu
Un-gedank(en) weiterentwickelt haben dürste, wie
unge-hiures seid zu un-geheures seid . wurde:
So bildet der Name Ungedanken ein interessantes
Beispiel einer uralten Volksetymologie, wie deren
'*) mhd. slfe „nasse Schlucht. Wiese" in Ortsnamen
wie Seifengründ, Seifig, Bärenseife. Buck a. a.0.6.259.
") Zeitfchr. f. deutsche Mundarten 19. S. 230.
”) Vgl. Gerbing: Die Flurnamen des Herzogtums
Gotha (Jena 1910) S. 420. 446. 453, 49t,.
*') Kehrein ä. a. O. 3, S. 585.
") Buck a.a. O. S. 109.
") Ebd. S. 115. — * 4 ) 6bb. 6.119.