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genannt. Ein in der Nähe des Riedes befindlicher
Hügelzug wird jetzt fälschlich als R e h b e r g be
zeichnet, ein Name, der aus dem mundartlichen
„Readberg" entstanden ist. Denn in dem bereits
erwähnten alten Grundbuch (1653) und auf alten
Flurkarten ist der Hügel als Riedberg aufgeführt.
Hinter diesem lagert die ziemlich magere Klinge
wiese. Die in ihrer Umgebung liegenden Äcker
heißen „auf der Klinge" In dieser Gegend
beginnt auch der K l i n g e n g r a b e n, der nur
in Zeiten reichlicher Regenfälle Wasser führt, das
er in großem Abstand vom Dorf um dieses herum
bis in die als „im Kupferbach " bezeichnete
Flur leitet. Er endet unter den Wichtellöchern,
etwa da, wo die Mühle des im 30 jährigen Krieg
ausgegangenen Dorfes Kupferbach am Bache
gleichen Namens gelegen hat. Da das Gelände
auf beiden Ufern des Klingengrabens nach diesem
zu abfällt, so dürfte die von Weigand gegebene
Erklärung „schmale Schlucht" für „Klinge" zu
treffend sein.
In den Wichtellöchern hausten einst die
bekannten guten Erdgeistchen. An den tunnelartig
gewölbten Eingang zu ihrer Höhle, in dem ein
Erwachsener gebückt stehen kann, schließt sich nach
hinten ein enger, gewundener Gang, der sich,
der Sage nach, bis zum Nachbardorf Wellingerode
erstrecken soll. Die Äcker über der Höhle liegen
„über den Wichtellöchern"
Am Eingang des Höllentals erhebt sich auf dem
linken Ufer des Kupferbachs der Härings
berg, auf alten Flurkarten Ehringsberg genannt,-
ihm gegenüber am rechten Bachufer der I b e r g,
der, wie sein Name besagt, vor Zeiten mit Eiben
bestanden war. — Eine Feldflur südlich des Dorfes
heißt „im S t e d 1 e r f e l d ", in dem bereits er
wähnten Verzeichnis der Pfarrgüter (1785) „das
Tädter Feld" genannt. Als in dieser Flur liegend
wird im Grundbuch von 1653 ein Acker „bei
MüllersBaum" erwähnt. Daß dieser Baum,
der jedenfalls von besonderer Bedeutung gewesen
sein muß, etwa als Galgen, und daß das Tädter-
feld vielleicht als Begräbnisplatz für die Gerich
teten benutzt wurde, läßt sich wohl vermuten, aber
nicht beweisen. Doch ist das zur Gemarkung Wei
denhausen gehörende „Katzenloh", die ehemalige
Gerichtsstätte des Gerichts Bilstein, nicht allzu
weit von dieser Feldfläche entfernt. — Nahe beim
Gut Mönchhof liegt die Flur „im Alkenhai n",
vom Volk „im Malkenhain" gesprochen. Hier soll
ein Dorf Elkenhayn gelegen haben, in dessen Wald
Elche hausten. Auf alten Flurkarten ist der Name
Alkenhain in vierfacher Schreibweise zu finden. —
An der Straße nach Wellingerode heißt ein Acker-
gebreite „auf dem Rommerod" — In
dieser Gegend trug ein Land die Bezeichnung
„beim H e i l i g e n st o ck" Jetzt ist dieser Name,
der gewiß noch aus der vorreformatorischen Zeit
stammt, als hier ein Heiligenbild oder Kruzifix
aufgestellt war, vergessen. — Auch wo der
„Wolfsacker" lag, der tvahrscheinlich in Be
ziehung stand zu dem früher alljährlich von den
Gemeinden abzuliefernden Wolf, weiß niemand
mehr. Der Name war in 1653 noch gebräuchlich,
ebenso wie der der „ O s s e n w i e s e", die der
Bauer in Nutznießung hatte, bei dem der Gemeinde-
bulle eingestellt war, nach Angaben in 300jährigen
Gemeinderechnungen.
Die Äcker, die vor dem ehemaligen Kirchweg des
nun verschwundenen Dorfes Kupferbach liegen,
heißen noch heute „vor der Kupfergasse",
im Volksmund „värr Gäbbergassen" Dieser alte
Kirchweg — den Bewohnern des ausgegangenen
Dorfes diente die auf dem alten Totenhof bei Abte
rode gelegene Kirche, jetzt eine leider dem Unter
gang geweihte Ruine, als Gotteshaus *) — wird
geschnitten vom „ H ü t t e n p f a d " Diesen be
nutzten die im Kupferbergwerk des Jbergs und
auf der dazu gehörenden Schmelzhütte beschäftigt
gewesenen Bergleute auf ihren Gängen zu ihrer
Arbeitsstätte. Noch heute tragen die an ihm ge
legenen Ländereien den Namen „am Hütten-
Pfad" — Eine nicht allzu große umheckte Gras
fläche zwischen den Fahrstraßen nach Vockerode
und Germerode, dem Meißner zu gelegen, ist das
Allmerödchen. — Beim Gute Schafhof, an
der Rückseite des Krösselbergs, liegt eine Wiese»
däs Wannrödchen genannt, ein Name, der
unzweifelhaft noch aus der Zeit der ehemaligen
Einteilung der Feldmark in Gewannen und Streifen
stammt.
Wünschenswert wäre es, daß man mißdeutete
und verkauderwelschte Flurbezeichnungen, aber auch
Straßennamen und andere Bezeichnungen inner
halb eines Ortsbezirks, wieder, so weit das mög
lich ist, sinngemäß aufleben ließe. Das läge zunächst
in den Händen der Ortsbehörden. Aber auch die
Schule, zumal die auf dem Lande, kann, besonders
im heimatkundlichen Unterricht, in dieser Be
ziehung viel Gutes wirken. Je mehr es einem ge
lingt, in die Geschichte seiner engeren Heimat,
seines Geburtsortes, einzudringen, desto mehr wird
er sich auch mit seiner Heimat verwachsen fühlen,
sie um so inniger lieben lernen. Scheffel sagt im
Ekkehard: „Der Ort, wo man Tage strebsamer
Jugend verlebte, wirkt wie Magnetstein aufs Herz."
*) Vgl. „Hessenland" 1912, S. 164 ff.: „Vom alten
Abterode" von Helene Brehm (mit Abbildung).