Full text: Hessenland (27.1913)

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Mappe eines Marburger „Studenten" herauszugeben 
(Kassel, Victor, 0,40 Mark). Seine Distichen gelten vor 
wiegend alten trauten Plätzen und Häusern Kassels und 
lassen längst vergessene Bilder aus Kassels Tagen Wieder 
aus der Vergangenheit ausstehen, ein Büchlein, mit dem 
man manchem Kasselaner, der historisches Verständnis für 
seine Vaterstadt mitbringt, eine Freude machen kann. — 
Im „Schmalkaller Qu ie l e r - B o r n" (Schmal 
kalden, Wilisch's Buchhandlung) bietet Professor Dr 
Arthur Fuckel, einer der besten Dialektkenner 
Hessens, eine ebenso lustige als wertvolle Gabe. Er hat 
hier zum ersten Mal alles, was seit Jahrzehnten in 
der alten Lutherstadt Schmalkalden in jenem Winkel 
zwischen Rhön und Thüringerwald an Schnurren, kleinen 
Straßenszenen und Erlebnissen von Mund zu Mund 
ging, in Vers und Prosa dargestellt. Wer sich eine hoch 
vergnügliche Stunde verschaffen will, greise zu diesem 
heiteren Büchlein. Der Dialekt ist leicht lesbar und nnrd 
dem Leser außerdem durch eine kurze sprachliche Studie 
und das -angehängte Wörterbuch der Schmalkalder Mund 
art näher gebracht. So gewinnt das kleine Werk auch 
über das Unterhaltungsbedürfnis hinaus wissenschaftlichen 
Wert. 
Hessen-Kunst 1914. Herausgegeben von Christian 
Rau ch. Zeichnungen von Otto Ubbelohde. Verlag 
von Adolf Ebel, Marburg. Preis 1,50 Mark. 
Christ ian Rauchs „Hessen-Kunst" ist uns immer 
am willkommensten, wenn Meister Ubbelohdes Hand ihn 
schmückte. Das ist nun im 1914 er Jahrgang zum 
fünften Male der Fall, und immer wieder holen wir 
den Band mit den prächtigen Bildern vom Nagel, an 
denelr wir uns nicht satt sehen können. Wie immer, 
bietet Otto Ubbelohde wieder bodenständige Kunst. Ter 
noch unübertroffene Illustrator der Grimmschen Märchen 
ist in seinem ureigensten Element, wenn er, >vie hier, 
hessische Sagen und Märchen verkörpert. Da ist Frau 
Holle, die ihr Bett schüttelt und sich in ihrem Teiche 
badet, da ist Till Eulenspiegel, wie er im Marburger 
Schloß dem landgräflichen Hof seine Wandgemälde zeigt, 
da schreiten Petrus und Johannes auf „schlechten Wegen" 
durch den Bogelsberg, der Teufel spielt mit Vogels- 
berger Bauern eine ganze Nacht lang an dem (leider 
vor einigen Jahren zertrümmerten) Teufelstein bei Ilbes 
hausen Karten und läßt ein ander Mal das Dorf Sarnau 
entstehen, König Grünewald gewährt der Königstochter 
auf dem Christenberg freien Abzug, die Lahn laßt ihren 
schaurigen Ruf erschallen, der ewige Jude schreitet durch 
das Hessenland, Gleiberg, Vetzberg und Wettenberg 
werden im edlen Wettstreit um eine Maid erbaut, 
Barbarossa verirrt sich im Büdinger Wald, die heilige 
Elisabeth rettet sich bei Schröck vor einem dräuenden 
Wolf auf einen mächtigen Stein, und am Fuße des 
Liebenbachbrunnens sinkt das Liebespaar, das ihn grub, 
erschöpft zusammen. Man suche in deutschen Landen 
einen Künstler, der mit solcher Gemütstiefe den Geist 
der hessischen Märchen und Sagen mit dem Zeichenstift 
zu bannen vermöchte. Im kunstgeschichtlichen Teile ist 
diesmal auch die thüringische Kunst mit Schmalkalden 
vertreten, indem uns Paul Weber die reichen Schätze 
des Henneberger Museums auf der Wilhelmsburg ver 
mittelt. Der Herausgeber würdigt in Wort und Bild 
den Hochaltar zu Carden an der Mosel mit seiner voll 
endeten mittelrheinischen Tonplastik und widmet einen 
weiteren Aufsatz dem Schaffen Hans Backosfens von 
Sulzbach, des Meisters der spätestgotischen Plastik am 
Mittelrhein. Holtmeyer macht uns mit dem Thron 
Jsrümes im westfälischen Ständehaus bekannt, Klingel 
schmitt mit einem Mainzer Madonnenrelief von 1484, 
dessen Schöpfer er nachweist, Herman Keil behandelt 
die stilbestimmenden Ornamente des Mainzer Rokoko und 
Graßmann gibt Aufschluß über den Grafen Philipp den 
Älteren zu Solms und dessen Epitaph in der Stadtkirchc 
zu Lich. So reiht sich der neunte Jahrgang dieser vor 
nehmen Publikation den früheren würdig an. 
Hbach. 
Bock, Alfred. Die harte Scholle. Ausgewählte 
Romane und Novellen. 438 Seiten. Berlin (Egon 
Fleische! & Co.) 1913. 
Preis in Leinen gebunden 4 Mark. 
Alfred Bock ist unsern Lesern kein Fremder mehr. 
Und doch hat sich auch an ihm das für manchen hessischen 
Dichter spezifische Geschick erfüllt, daß er im weiten 
deutschen Paterlande bekannter ist als in seiner engeren 
hessischen Heimat. Selbst in Frankreich gehört dieser 
hochbegabte Dichter zu den gelesenen Autoren, und 
Reclams Universalbibliothek hat ein übriges getan, den 
unübertrefflichen Schilderer hessischer Art den weitesten 
Kreisen näher zu bringen. Diesen Zweck verfolgt auch die 
vorliegende wohlfeile Ausgabe, die drei seiner besten 
Romane (Pflastermeisterin, Kuppclhof und Pariser) und 
drei kleinere Geschichten in einem stattlichen Bande ver 
einigt. Er bietet ein abgerundetes Bild von Bocks 
reifer künstlerischer Persönlichkeit und nnrd, daran zweifle 
ich nicht, dem Dichter eine stets wachsende Gemeinde 
und so auch seinen übrigen Werken diejenige Beachtung 
schaffen, die sie längst in iveitesten .Kreisen verdienen. 
Noch heute ist das „Hessenland" stolz darauf, seine Leser 
seinerzeit mit Bocks unvergleichlichem „Flurschützen" be 
kannt gemacht zu haben. Hbach. 
F r i e d r i ch s e n , Ai. W a l d m ä r ch e n. Band I 
155 Seiten, Band II 15(5 Seiten. Mit Illustrationen 
in Farbendruck von Georg Hinke. Charlottenburg 
i Jugend-Verlag). 
Schlicht erzählt und doch spannend, führen diese Stücke 
mit dem ganzen Zauberapparat, über den das Märchen 
verfügt, in die Poesie des deutschen Märchenwaldes ein. 
Sie erzählen von Rittern und prächtigen Schlössern, 
von sprechenden Tieren, Hexen, Nixen und Feen, von 
mutiger Befreiung verwunschener Königstöchter und der 
Beglückung reicher und armer Menschenkinder. Hin 
gebende Liebe- zu der Kindertvclt hat sie diktiert. Unter 
dem Pseudonym verbirgt sich eine bekannte Kasselanerin. 
Hbach. 
H e s sischer B o l k s k a l e n d e r auf das Jahr 
19 14. 31. Jahrgang. 87 Seiten. Kassel (Fr. Lo- 
metsch). Preis 40 Pf. 
Ter seit einer Reihe von Jahren von Pfarrer Ellen 
berg in Sebbeterode vortrefflich redigierte Kalender be 
währt sich auch im neuen Jahrgang als echt hessische 
Gabe. Reich illustriert, wie immer, widmet er wieder 
hessischer Geschichte, Literatur und Kunst sein Augen 
merk. Den erzählenden Teil bestreiten diesmal der gemüt 
volle Poet I. H. Schwalm, M. Brehm, Heinrich Rohde 
und der Verfasser der „Vergessenen Ecke", H. Völker 
plaudert von Türmen und Türmern in Hessen, E. Fuchs 
über Vogelsberger Steingut und Tonwaren, Helene 
Brehm über Hausbau im Kreis Grafschaft Schaumburg. 
Wilhelm Speck steuerte eine Komposition des köstlichsten 
deutschen Liebesliedes aller Zeiten bei. Auch die Lektüre 
des reichhaltigen übrigen Teiles wird manchen Winter 
abend überdauern. Eine farbige Kunstbeilage veran 
schaulicht die „Fahnenweihe der Kasseler Bürgergardc 
am 26. Mai 1831" Der Kalender wird wie immer 
weiteste Verbreitung finden. Hbach.
	        
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